Liebe Leserinnen und Leser, liebe Zuhörende,
kennen Sie das? Man hat seinen Glauben, man ist sich sicher – und dann kommt plötzlich ein Moment, in dem alles ins Wanken gerät. Zweifel klopfen an die Tür des Herzens und lassen sich nicht so leicht abwimmeln. Was tun, wenn die eigene Überzeugung auf einmal nicht mehr so fest erscheint?
In der Bibel begegnen uns viele Menschen, die gezweifelt haben. Einer davon ist Thomas, einer der Jünger Jesu. Nach der Auferstehung Jesu erzählen die anderen Jünger ihm voller Begeisterung, dass sie den Herrn gesehen haben. Doch Thomas kann es nicht glauben. Er will Beweise:
„Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben.“
Johannes 20,25

Das ist ein klares Statement. Thomas verlangt nicht nur einen flüchtigen Blick auf Jesus – er will ihn anfassen. Er will mit eigenen Augen sehen, dass es wirklich derselbe Jesus ist, den er am Kreuz sterben sah. Er kann und will sich nicht einfach auf die Worte der anderen verlassen.
Ist das verständlich? Absolut! Wer würde nicht zumindest ins Grübeln kommen, wenn Freunde von einem unglaublichen Wunder erzählen? Thomas steht für viele von uns. Er ist kein Verräter, er ist kein Ungläubiger. Er ist einfach ehrlich. Er spricht aus, was viele vielleicht nur insgeheim denken: „Ich brauche mehr als Worte.“
Acht Tage später begegnet ihm Jesus. Und er reagiert nicht mit Vorwürfen, sondern mit einer Einladung:
„Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite; und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!“
Johannes 20,27
Diese Szene ist unglaublich stark. Jesus weiß genau, was Thomas braucht. Er bietet ihm die Beweise, die er gefordert hat. Doch ob Thomas Jesus wirklich berührt, wird nicht gesagt. Entscheidend ist seine Reaktion:
„Mein Herr und mein Gott!“
Johannes 20,28

Plötzlich sind die Zweifel weg. Der, der Beweise forderte, erkennt, dass Jesus wirklich lebt. Seine Worte sind kein einfaches „Okay, ich glaube es jetzt auch“, sondern ein tiefes, ehrfürchtiges Bekenntnis.
Thomas ist uns vielleicht näher, als wir denken. Wir alle haben Momente, in denen wir Beweise sehen wollen. Doch die Bibel zeigt uns, dass Zweifel nicht das Ende des Glaubens bedeuten müssen. Sie können vielmehr eine Brücke sein – ein Weg hin zu einer tieferen, echten Beziehung zu Gott.
Jesus verurteilt Thomas nicht für seinen Zweifel. Stattdessen begegnet er ihm auf eine ganz persönliche Weise. Das zeigt: Gott hat kein Problem mit unseren Fragen. Er kennt unser Herz und unsere Unsicherheiten. Und er lädt uns ein, mit unseren Zweifeln zu ihm zu kommen.

Vielleicht stehen Sie gerade an einem Punkt, an dem Sie Gott nicht spüren. Vielleicht fragen Sie sich, ob er wirklich da ist. Lassen Sie sich ermutigen: Zweifel sind nicht das Gegenteil von Glauben – sie sind oft ein Teil davon. Entscheidend ist, was wir mit ihnen tun. Bleiben wir stecken oder bringen wir sie zu Gott?
Ein Gebet kann ein erster Schritt sein:
Herr, ich bringe dir meine Zweifel. Ich verstehe nicht alles, und manchmal frage ich mich, ob du wirklich da bist. Aber ich will mich dir anvertrauen. Begegne mir so, wie du Thomas begegnet bist. Schenke mir neues Vertrauen und einen festen Glauben.
Amen!
