Hinweis: Diese Andacht ist Teil der Reihe „Paulus auf dem Weg – Glaube mit allen Konsequenzen“. In Folge 690 („Ein Wort in Ketten“) stand Paulus mutig vor dem jüdischen Hohen Rat. Heute geht es um eine fast übersehene Geschichte – still, aber voller Bedeutung.
Liebe Leserinnen und Hörer,
manchmal sind es nicht die Predigten, nicht die öffentlichen Reden, nicht die großen Gesten, die Geschichte schreiben – sondern stille, entschlossene Schritte im Hintergrund. Genau so eine Geschichte erzählt Apostelgeschichte 23, und sie beginnt mit einer Verschwörung.
„Als es aber Tag wurde, machten die Juden einen Aufruhr und verschworen sich und schworen mit einem Fluch, weder zu essen noch zu trinken, bis sie Paulus getötet hätten.“
Apostelgeschichte 23,12
Über vierzig Männer schwören: Wir bringen ihn um. Und zwar nicht irgendwann, sondern bald. Kein Prozess. Kein Urteil. Nur Hass. Für einen, der ihnen zu gefährlich geworden ist. Paulus sitzt in Haft – und ahnt nichts davon. Doch dann geschieht das Unerwartete.
„Als aber der Sohn der Schwester des Paulus von dem Anschlag hörte, ging er hinein in die Kaserne und berichtete es Paulus.“
Apostelgeschichte 23,16
Ein junger Mann – vermutlich ein Teenager – hört zufällig von der Verschwörung. Kein Name wird genannt. Kein Heldentitel vergeben. Nur: der Neffe des Paulus. Er hätte schweigen können. Wegsehen. Angst haben. Aber er geht. Zu Paulus. Und dann – auf dessen Anweisung – weiter zum römischen Hauptmann.
Man stelle sich das vor: Ein jüdischer Junge in einer römischen Garnison. Kein Einfluss. Keine Position. Aber eine Nachricht, die ein Leben rettet.
„Der Hauptmann aber nahm ihn bei der Hand, zog ihn beiseite und fragte ihn: Was hast du mir zu sagen?“
Apostelgeschichte 23,19

Und der Junge erzählt – ruhig, klar, mutig. Ohne Pathos. Ohne Drama. Und der römische Offizier reagiert sofort. Er plant einen nächtlichen Geleitschutz mit 470 Mann. Ein riesiger Aufwand – für einen Gefangenen. Aber dieser eine Mann ist es wert. Nicht wegen seiner Person, sondern wegen der Berufung, die auf ihm liegt.
Paulus wird in der Nacht außer Landes gebracht. Richtung Cäsarea. Unter Schutz. In Sicherheit. Noch nicht frei – aber bewahrt.

Diese Geschichte ist leise. Fast unscheinbar. Und gerade deshalb so stark. Denn sie zeigt, dass Gott nicht nur durch große Zeichen wirkt. Sondern auch durch einen Jungen, der hinhört. Der hinsieht. Und der das Richtige tut – obwohl es gefährlich ist.
Manchmal kommt Hilfe nicht in Form von Wundern, sondern durch Menschen, die aufstehen, wenn andere schweigen. Vielleicht bist du manchmal genau dieser Mensch. Oder du brauchst gerade so jemanden. Dann darfst du wissen: Gott hat seine Leute – auch im Verborgenen.
Und Paulus? Der erlebt mitten im Gefängnis: Ich bin nicht vergessen. Nicht abgeschrieben. Gott hält sein Wort. Noch in der Nacht nach dem Chaos des Gerichts sagt Jesus zu ihm:
„Sei getrost! Wie du in Jerusalem für mich Zeugnis abgelegt hast, so musst du auch in Rom Zeugnis ablegen.“
Apostelgeschichte 23,11
Das war keine Vertröstung. Es war ein Versprechen. Und diese Rettung in der Nacht war der erste Schritt dorthin.
Gott, wir danken dir für die stillen Heldinnen und Helden. Für Menschen, die nicht wegsehen, wenn’s gefährlich wird.
Gib uns selbst den Mut, hinzuhören, aufzustehen, zu handeln.
Und wenn wir in Angst sitzen – wie Paulus im Gefängnis – dann schick uns einen Menschen, der Hoffnung bringt.
Denn du bist der Gott der leisen Wunder.
Amen!
Fortsetzung folgt in Folge 692: „Festus, Felix und das Gewissen“ – Wenn Politik, Macht und Wahrheit aufeinandertreffen, was zählt dann wirklich?
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