Hinweis: Diese Andacht ist Teil der Reihe „Paulus auf dem Weg – Glaube mit allen Konsequenzen“. In Folge 691 („Nächtliche Rettung“) wurde Paulus durch einen mutigen Jungen vor einem geplanten Mordanschlag gerettet. Nun kommt er unter Schutz nach Cäsarea – und wird dort zwei Jahre lang immer wieder verhört.
Liebe Hörer und Hörerinnen ,
es gibt Momente im Leben, da hängt alles an einer Entscheidung. Und doch passiert – nichts. Nicht, weil es keine Klarheit gäbe. Sondern weil der Mut fehlt, sie auszusprechen. Genau das erlebt Paulus in Cäsarea, wo er vor zwei römischen Statthaltern steht: erst Felix, dann Festus. Beide hätten ihn freilassen können. Doch keiner tut es.
„Und nach fünf Tagen kam der Hohepriester Ananias mit einigen Ältesten und einem Anwalt namens Tertullus herab, und sie brachten dem Statthalter Anzeige gegen Paulus.“
Apostelgeschichte 24,1
Es beginnt mit einem typischen römischen Verfahren: Anklage, Verteidigung, Urteil. Doch es ist schnell klar, dass es nicht um Gerechtigkeit geht – sondern um Politik, Macht und persönliche Interessen. Tertullus lobt Felix übertrieben und stellt Paulus als Volksverführer hin. Kein Beweis, nur Behauptung. Das Ziel: zum Schweigen bringen, endgültig.
Paulus reagiert ruhig und sachlich. Kein Angriff, keine Wut. Nur Wahrheit:
„Ich bekenne dir aber, dass ich dem Gott meiner Väter so diene, dass ich an alles glaube, was im Gesetz und in den Propheten geschrieben steht, und dass ich die Hoffnung habe auf Gott, dass es eine Auferstehung der Gerechten wie der Ungerechten geben wird.“
Apostelgeschichte 24,14-15

Wieder bringt er den Kern: Es geht um die Hoffnung auf Auferstehung. Um das, was die Sadduzäer leugnen, was aber der Kern seines Glaubens ist. Und dann sagt er den vielleicht wichtigsten Satz dieser ganzen Verhandlung:
„Darum übe ich mich, allezeit ein unverletztes Gewissen zu haben vor Gott und den Menschen.“
Apostelgeschichte 24,16
Was für ein Satz. Paulus sagt: Ich lebe nicht perfekt. Aber ich lebe ehrlich. Mein Gewissen ist klar. Das ist mehr wert als jeder Freispruch. Und mehr herausfordernd als jede Anklage.
Felix hört das. Und reagiert – wie so viele Mächtige: mit Ausweichen.
„Felix aber zog sich zurück und sagte: Wenn Lysias, der Oberhauptmann, herabkommt, will ich eure Sache entscheiden.“
Apostelgeschichte 24,22
Ein Aufschub. Keine Entscheidung. Stattdessen bleibt Paulus in Haft. Nicht aus Gerechtigkeit – sondern, wie der Text deutlich macht – weil Felix sich ein Bestechungsgeld erhofft.
Und dann wird es persönlich. Felix und seine Frau Drusilla lassen Paulus kommen. Er spricht über Glaube – und über Dinge, die unangenehm sind: Selbstbeherrschung, Gericht, Verantwortung. Und Felix erschrickt.
„Als aber Paulus von Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit und dem künftigen Gericht redete, erschrak Felix und antwortete: Für diesmal geh hin; wenn ich gelegene Zeit habe, will ich dich rufen lassen.“
Apostelgeschichte 24,25
Das ist tragisch. Felix hat’s verstanden. Und er geht trotzdem nicht weiter. Warum? Angst. Bequemlichkeit. Macht. Wie viele Menschen heute hören von Jesus – und sagen: „Später vielleicht.“ Nur: Später kommt nicht immer.
Nach zwei Jahren wird Felix abgelöst – durch Festus. Und auch er spielt das Spiel: Die jüdische Elite will Paulus verurteilt sehen. Festus will sie nicht verärgern. Wieder keine klare Entscheidung. Paulus aber ist nicht bereit, sich auszuliefern. Also sagt er:
„Ich berufe mich auf den Kaiser.“
Apostelgeschichte 25,11

Damit spielt Paulus seine römische Staatsbürgerschaft aus. Er weiß: Vor diesem Provinzrichter wird es keine Wahrheit geben. Also will er dorthin, wo sein Weg ohnehin hinführt – nach Rom.
Diese Geschichte ist eine Erinnerung: Es braucht nicht immer neue Offenbarungen, um Gottes Willen zu erkennen. Manchmal reicht ein reines Gewissen. Und den Mut, sich nicht kaufen zu lassen. Gott steht nicht auf der Seite der Lauten – sondern bei denen, die standhaft bleiben, auch wenn es kostet.
Gott, gib uns ein reines Herz und ein klares Gewissen.
Hilf uns, nicht zu reden, um anderen zu gefallen, sondern um dir treu zu bleiben.
Bewahre uns davor, Entscheidungen aufzuschieben, die du längst von uns willst.
Und sei bei uns, wenn unser Glaube unbequem wird.
Denn du bist der Herr über Wahrheit und Zeit.
Amen!
Fortsetzung folgt in Folge 693: „König Agrippa hört zu“ – Paulus spricht vor dem König. Was passiert, wenn einer nicht weghört – sondern ehrlich berührt wird?
Pingback: 693 – Fast überzeugt – KI-Andacht.de
Pingback: 691 – Nächtliche Rettung – KI-Andacht.de