Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,
gerade wenn die Nachrichten voll sind von Konflikten, Gewalt und politischen Entscheidungen, die unsere Haltung herausfordern, spüren wir, wie schwer es ist, biblische Maßstäbe zu leben. Die Debatte um die teilweise gestoppten Waffenlieferungen Deutschlands an Israel ist nicht nur ein politisches Thema – sie rührt an unserem Gewissen, unseren Glauben und unsere Vorstellung von Treue und Gerechtigkeit.
Der Apostel Paulus schreibt:
„Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“
Römer 12,18
Und Jesus selbst sagt in der Bergpredigt:
„Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Matthäus 5,9
Diese Verse sind keine einfachen Losungen für ruhige Zeiten, sondern Wegweiser mitten in Spannungen. Paulus betont: „Soweit es an euch liegt“. Das heißt: Du kannst nicht alles kontrollieren, aber du bist verantwortlich für deinen Teil. Frieden hängt nicht allein von uns ab – aber unsere Worte, unsere Haltung und unsere Taten können ihn fördern oder behindern.

Jesus ruft uns auf, friedfertig zu sein. Das ist nicht dasselbe wie naiv oder passiv zu sein. Friedfertigkeit ist eine aktive Haltung, die sich um Versöhnung bemüht, selbst wenn der Konflikt tobt. Friedfertige sind Brückenbauer – nicht indem sie Unrecht ignorieren, sondern indem sie Wege suchen, das Richtige zu tun, ohne Hass zu säen.
In der aktuellen politischen Debatte heißt das: Wir dürfen zu Israel stehen, ohne alles gutzuheißen, was Israels Regierung tut. Wir können die Sicherheit jüdischen Lebens bejahen und zugleich fragen, ob jede militärische Maßnahme dem Frieden dient. Es ist kein Verrat, differenziert zu denken – es ist oft sogar ein Zeichen von Treue, wenn wir Freunde auch auf Fehlentwicklungen hinweisen.

Ich erinnere mich an eine Geschichte, die ich in der „Zeit“ gelesen habe: Ein israelischer Offizier, der im Libanonkrieg diente, sagte nach seinem Ausscheiden aus der Armee: „Meine Loyalität zu meinem Land ist ungebrochen. Aber meine Loyalität zum Frieden ist größer. Deshalb muss ich meine Stimme erheben, wenn wir uns verirren.“ (Quelle: Die Zeit, 2018). Genau das ist eine Haltung, die auch uns Christen gut ansteht.
Wer in diesen Tagen nach einer einfachen Antwort sucht – „uneingeschränkt für“ oder „klar gegen“ – wird der Komplexität nicht gerecht. Jesus hat uns nie versprochen, dass Nachfolge einfach ist. Er hat uns aber zugesagt, dass sein Geist uns leitet, wenn wir ihn suchen. In jedem Konflikt, ob politisch oder persönlich, bleibt die Frage: Fördert meine Haltung den Frieden oder den Hass?
Für mich heißt das: Ich bete für Israel und Palästina. Ich stehe gegen Antisemitismus und gegen Terror. Und ich bete darum, dass Gottes Friede beide Völker erreicht – auch wenn ich nicht weiß, wie dieser Weg aussehen wird.

Herr Jesus Christus, du hast uns gesandt, Friedensstifter zu sein. Hilf uns, in dieser Welt der Konflikte nicht in Hass oder Gleichgültigkeit zu verfallen.
Gib uns den Mut, das Richtige zu sagen, auch wenn es unbequem ist.
Leite unsere Herzen, damit wir deinem Frieden dienen.
Amen!