Liebe Schwestern und Brüder,
heute feiern wir ein besonderes Jubiläum: 75 Jahre Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. In der Präambel unseres Grundgesetzes lesen wir diese bedeutsamen Worte:
„Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.“
Dieser Satz birgt eine tiefe Wahrheit und stellt uns vor eine wichtige Aufgabe. Die Verantwortung vor Gott und den Menschen ist nicht nur ein feierlicher Ausspruch, sondern ein klarer Auftrag. Die Grundlage unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens ist durchdrungen von der Anerkennung einer höheren Ordnung und der Verpflichtung, gerecht und friedlich miteinander umzugehen. Diese Verantwortung ist nicht nur rechtlicher Natur, sondern auch geistlicher.
Jesus selbst sagte:
„Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Dies ist das größte und wichtigste Gebot. Das zweite aber ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“
Matthäus 22,37-39
Diese Worte Jesu spiegeln sich im Geist unseres Grundgesetzes wider. Unsere Gesetze, unsere Rechte und Pflichten sind Ausdruck der Liebe und des Respekts, den wir Gott und unseren Mitmenschen entgegenbringen sollen.
Wenn wir uns an die Verantwortung vor Gott erinnern, erkennen wir, dass unsere Entscheidungen und Handlungen eine tiefere Bedeutung haben. Unsere Freiheit und Einheit, die im Grundgesetz verankert sind, sind nicht selbstverständlich. Sie sind Gaben, die wir bewahren und schätzen müssen, indem wir uns für Gerechtigkeit, Frieden und Nächstenliebe einsetzen.
In der Bibel finden wir auch den Aufruf zur Verantwortung in den Worten des Propheten Micha:
„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“
Micha 6,8
Diese Aufforderung zur Liebe und Demut ist zentral für unser Handeln und sollte auch unsere Gesetzgebung und unsere Politik prägen.
75 Jahre nach Inkrafttreten unseres Grundgesetzes sind wir aufgefordert, uns erneut dieser Verantwortung bewusst zu werden. Die Werte, die in der Präambel verankert sind, sind zeitlos und erinnern uns daran, dass unser Handeln vor Gott und den Menschen von Bedeutung ist. Mögen wir stets danach streben, in unserem persönlichen Leben wie auch als Gemeinschaft diesen hohen Idealen gerecht zu werden.
Lasst uns beten:
Herr, unser Gott, wir danken dir für die Freiheit und Einheit, die wir in unserem Land genießen. Hilf uns, unsere Verantwortung vor dir und den Menschen ernst zu nehmen. Schenke uns Weisheit und Mut, gerecht und liebevoll zu handeln. Leite unsere Schritte, damit wir zum Frieden in der Welt beitragen können.
Amen!