346 – Der Blick nach hinten – Weisheit oder Verführung?

346 – Der Blick nach hinten – Weisheit oder Verführung?

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

wir alle kennen Momente, in denen wir die Vergangenheit verklären, in denen wir denken, dass früher alles besser war. Der Nostalgie zu verfallen, scheint fast menschlich. Doch die Bibel warnt uns genau davor. Im Buch Prediger finden wir eine eindrückliche Aufforderung:

„Sprich nicht: Wie kommt es, dass die früheren Zeiten besser waren als diese? Denn du fragst nicht weise danach.“
Prediger 7,10

Dieser Vers konfrontiert uns mit einer Wahrheit, die oft schwer anzunehmen ist. Warum aber sollten wir die Vergangenheit nicht verherrlichen? Ist es nicht schön, in Erinnerungen zu schwelgen, an die guten alten Zeiten zu denken und sich in ihnen zu verlieren? Natürlich, aber genau hier liegt die Gefahr: Unser Fokus verschiebt sich und wir übersehen das Hier und Jetzt, die Möglichkeiten und Chancen, die Gott uns in der Gegenwart schenkt.

Ein Blick in die Vergangenheit ist nicht grundsätzlich falsch. Immerhin lernen wir aus unseren Erfahrungen, wachsen an Herausforderungen und erinnern uns gern an schöne Momente. Doch das Problem entsteht, wenn wir die Gegenwart und Zukunft dadurch abwerten, dass wir sie ständig mit einer idealisierten Vergangenheit vergleichen.

Jesus selbst betonte die Wichtigkeit, im Hier und Jetzt zu leben und sich nicht von der Vergangenheit gefangen nehmen zu lassen. Er sagte: „Niemand, der die Hand an den Pflug legt und zurückblickt, ist tauglich für das Reich Gottes.“
Lukas 9,62

Diese Worte erinnern uns daran, dass unser Auftrag in der Gegenwart liegt. Unsere Aufgabe ist es, in der Gegenwart Gottes zu wirken, nicht im Gestern. Gott hat uns in diese Zeit gestellt, mit ihren Herausforderungen, aber auch mit ihren Segnungen. Sich ständig nach der Vergangenheit zu sehnen, bedeutet, Gottes Plan für uns heute zu vernachlässigen.

Eine kleine Geschichte dazu: Ein älterer Mann erzählte mir einmal von seiner Jugend, die in seinen Erzählungen wie ein einziges Abenteuer klang. Die Welt schien damals einfacher, die Menschen freundlicher, die Tage glücklicher. Doch als ich ihn fragte, warum er diese Zeiten so sehr vermisse, wurde er nachdenklich. Er erkannte, dass es weniger die Zeiten waren, die er vermisste, sondern das Gefühl von Sicherheit und Freude, das er damals empfand. Dieses Gefühl suchte er nun in einer idealisierten Vergangenheit, statt es in der Gegenwart zu finden. In diesem Moment verstand er, dass Gott ihm diese Sicherheit und Freude auch heute geben will – wenn er bereit ist, in der Gegenwart zu leben und zu wirken.

Erinnerungen, DALL·E, prompted by ChatGPT 4o
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Lasst uns also nicht fragen, warum früher alles besser war, sondern Gott bitten, uns heute seine Weisheit und seinen Frieden zu schenken. Denn die wahre Herausforderung liegt nicht im Verklären der Vergangenheit, sondern im Vertrauen auf Gottes Führung im Hier und Jetzt.

Herr, hilf uns, die Vergangenheit loszulassen und in der Gegenwart deine Hand zu ergreifen. Gib uns Weisheit, die Chancen und Segnungen zu erkennen, die du uns heute schenkst.

Amen!

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