352 – Wahlen, Glaube und die Versuchung der Selbstüberschätzung

352 – Wahlen, Glaube und die Versuchung der Selbstüberschätzung

Liebe Leserinnen und Leser,

neulich hat Donald Trump, der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten, in einem Interview mit Dr. Phil, einer bekannten amerikanischen Fernsehsendung, eine interessante und zugleich provokative Aussage gemacht. Er sagte: „Ich garantiere, wenn Jesus herunterkäme und die Stimmen zählen würde, würde ich Kalifornien gewinnen.“ Diese Worte mögen im ersten Moment für ein Schmunzeln sorgen oder als bloße Rhetorik abgetan werden, doch sie werfen eine tiefere Frage auf, die uns als Christinnen und Christen beschäftigen sollte: Was passiert, wenn wir unseren Glauben für politische oder persönliche Zwecke instrumentalisieren?

Jesus Christus, wie wir ihn aus der Bibel kennen, kam nicht auf diese Welt, um politischen oder weltlichen Machtansprüchen zu dienen. Er sagte einmal deutlich:

„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“
Johannes 18,36

Damit machte Jesus klar, dass seine Mission eine geistliche ist und nicht darauf abzielt, weltliche Machtstrukturen zu stützen oder zu verändern.

Ein weiteres Wort Jesu, das in diesem Zusammenhang bedeutungsvoll ist, finden wir in Matthäus 22,21:

„So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.“

Jesus verweist hier auf eine klare Trennung zwischen der weltlichen und der göttlichen Sphäre. Er ruft dazu auf, sich bewusst zu machen, wo die Grenzen menschlicher Macht und göttlicher Autorität liegen.

Doch was passiert, wenn jemand versucht, diese Grenze zu verwischen, indem er Jesus als eine Art „Wahlhelfer“ ins Spiel bringt? Es entsteht die Gefahr, dass der Glaube instrumentalisiert und verzerrt wird, um persönliche oder politische Ziele zu erreichen. Hierbei riskieren wir, den wahren Kern der christlichen Botschaft zu verlieren: Die Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, die Jesus uns gelehrt hat, stehen nicht im Dienst menschlicher Eitelkeit oder Machtstreben.

Paulus warnt uns in seinen Briefen immer wieder davor, dass wir nicht höher von uns denken sollen, als es angebracht ist:

„Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich’s gebührt, sondern dass er maßvoll von sich halte, wie Gott einem jeden zugeteilt hat das Maß des Glaubens.“
Römer 12,3

Es ist eine Einladung zur Demut und dazu, unsere eigenen Grenzen zu erkennen.

Jesus hat nichts gegen Politik - er macht aber selbst keine Politik, DALL·E, prompted by ChatGPT 4o
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Lasst uns also vorsichtig sein, wenn es darum geht, den Glauben in politischen Diskussionen zu verwenden. Jesus ist nicht parteiisch. Sein Ziel ist es, uns allen den Weg zu Gott zu zeigen, unabhängig von unserer politischen Überzeugung. Wenn wir dies im Blick behalten, können wir verhindern, dass wir unseren Glauben missbrauchen und stattdessen danach streben, in all unseren Taten die Liebe und Gerechtigkeit Gottes widerzuspiegeln.

Herr, schenke uns die Weisheit, Deinen Willen zu erkennen und danach zu handeln. Bewahre uns davor, unseren Glauben für persönliche Zwecke zu missbrauchen, und führe uns immer wieder zurück zu Deiner Liebe und Gnade.

Amen!

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