561 – Wenn Gott plötzlich da ist

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

es gibt Momente im Leben, da platzt etwas in unseren Alltag hinein, das wir nicht geplant haben. Eine Begegnung. Eine Nachricht. Ein Gefühl. Und manchmal ist es Gott selbst. Nicht in Engelsgestalt mit Posaune – sondern leise, aber deutlich. In einem Gedanken. In einem Satz. In einem Blick.

So war es bei Mose. Der war unterwegs in der Wüste, auf der Arbeit – eigentlich nichts Besonderes. Und dann das:

„Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.“
2. Mose 3,2

Mose sieht das – und er bleibt stehen. Und das ist der entscheidende Moment. Er hätte auch weitergehen können. Hätte sagen können: „Sieht komisch aus, aber ich habe noch Schafe zu hüten.“ Aber er bleibt stehen. Und Gott sieht, dass Mose hinsieht. Erst da spricht Gott ihn an:

„Als aber der HERR sah, dass er hinging, um zu sehen, rief ihm Gott aus dem Dornbusch zu und sprach: Mose! Mose! Er antwortete: Hier bin ich.“
2. Mose 3,4

Was für eine Szene. Kein Gewitter. Kein Donnerschlag. Nur ein Blickwechsel. Mose sieht hin – Gott spricht. Wie oft passiert uns das auch? Nicht mit brennenden Büschen, aber mit Momenten, die uns aus der Bahn werfen. Die Frage ist: Bleiben wir stehen? Oder laufen wir weiter, weil wir denken, dafür haben wir jetzt keine Zeit?

Ich habe mal von einer Frau gelesen, die mitten in der Innenstadt plötzlich stehen blieb, weil ein Kind auf der anderen Straßenseite weinte. Niemand sonst reagierte. Aber sie ging hin. Und später sagte sie: „Ich weiß nicht warum, aber es war, als hätte Gott mich gezogen.“ Das Kind war ausgerissen. Es kam zu einem Wiedersehen, das beinahe nicht stattgefunden hätte – wäre da nicht dieser Impuls gewesen. Und die Bereitschaft, ihn ernst zu nehmen.

Mose bekommt einen Auftrag. Einen riesigen sogar. Aber der beginnt mit einem ganz kleinen Moment: Hingucken. Hinhören. Da sein. Und genau das ist auch heute noch so.

Wenn du das nächste Mal spürst: Hier ist irgendwas anders – dann bleib kurz stehen. Vielleicht ist da etwas für dich vorbereitet. Vielleicht sogar Gott selbst.

Herr, öffne mir die Augen für deine Gegenwart. Gib mir den Mut, innezuhalten. Und hilf mir, deine Stimme zu hören – mitten in meinem Alltag. Amen!

In Folge 562 schauen wir, wie es nach dieser Begegnung weitergeht – wenn Gott nicht nur erscheint, sondern dir plötzlich einen Auftrag gibt. Und warum das manchmal ganz schön überfordernd ist.