607 – Gott trägt durch Zeiten der Not – oft anders, als wir denken

607 – Gott trägt durch Zeiten der Not – oft anders, als wir denken

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

es gibt Momente in der Geschichte, die weit über ihre Zeit hinaus Bedeutung haben. Der 12. Mai 1949 ist so ein Tag. Es war der Tag, an dem die Berliner Luftbrücke offiziell endete. Rund ein Jahr lang hatten Flugzeuge Tag und Nacht Lebensmittel, Kohle und Medikamente in das abgeriegelte West-Berlin geflogen. Mehr als 200.000 Flüge retteten eine Stadt vor dem Verhungern und Frieren. Und viele Menschen vor der Verzweiflung.

Diese riesige logistische Aktion wurde zum Symbol: für menschlichen Zusammenhalt, Durchhaltewillen – und auch dafür, wie Hilfe manchmal ganz anders aussieht, als man es sich vorgestellt hätte. Wer hätte gedacht, dass Rosinenbomber zu Boten der Hoffnung werden würden?

Gott trägt. Auch in Zeiten der Not. Das ist leicht gesagt – und manchmal schwer geglaubt, wenn man mitten im Leid steckt. Wenn die Versorgung abgeschnitten scheint – sei es materiell oder seelisch. Wenn man den Eindruck hat, im Leben geht gerade alles kaputt, was einem Sicherheit gab. Genau in solche Situationen hinein spricht ein Wort aus dem Alten Testament:

„Ich habe euch getragen, wie ein Mann seinen Sohn trägt, auf dem ganzen Wege, den ihr gezogen seid.“
5. Mose 1,31

Dieser Satz wurde dem Volk Israel gesagt – rückblickend auf ihre Wüstenwanderung. Eine harte Zeit. Entbehrung, Unsicherheit, Zweifel. Aber auch: Erfahrung, dass Gott trägt. Nicht immer mit sofort sichtbarem Wunder. Manchmal eben wie durch eine „Luftbrücke“ – beständig, unsichtbar organisiert, durch Menschen, die plötzlich helfen. Oder durch Kraft, die man gar nicht mehr in sich vermutet hätte.

Auch im Neuen Testament finden wir dieses Vertrauen wieder. Jesus selbst sagt einmal zu seinen Jüngern:

„Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? […] Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht.“
Matthäus 6,31–32

Diese Worte sind keine Vertröstung. Es ist eine Einladung, darauf zu vertrauen, dass Gott unsere Not sieht – und handelt. Vielleicht nicht sofort. Vielleicht nicht so, wie wir es erwarten. Aber doch so, dass das Leben weitergehen kann. Getragen. Versorgt.

Erlebniss während der Luftbrücke, Imagen 3, prompted by ChatGPT
Erlebniss während der Luftbrücke, Imagen 3, prompted by ChatGPT

Ein älterer Mann erzählte einmal, wie er als Kind die Berliner Luftbrücke miterlebt hatte. Er stand mit großen Augen am Flughafen Tempelhof, sah die Flugzeuge landen und konnte es kaum fassen, dass da Menschen aus dem Himmel für sie sorgten. Jahrzehnte später sagte er: „Ich habe da zum ersten Mal gespürt, dass wir nicht vergessen sind. Und ich glaube heute, dass Gott das genauso gemeint hat.“

Wie oft denken wir, wir müssten alles selbst schaffen? Wie oft glauben wir, wir sind allein mit unseren Problemen? Und wie oft kommt dann doch Hilfe – durch Menschen, durch eine überraschende Wendung, durch einen Satz, der uns Mut macht? Vielleicht ist das die moderne Version der Luftbrücke: eine WhatsApp-Nachricht zur rechten Zeit. Ein Anruf. Ein Lächeln. Ein Gebet. Gott wirkt – auch heute.

Vielleicht ist das auch dein Gedanke heute: Dass du festhältst an der Möglichkeit, dass Hilfe schon unterwegs ist – vielleicht sogar schon gelandet, aber du hast sie noch nicht erkannt.

Gott, du siehst, wie wir oft am Limit leben. Wie wir hungern – nach Ruhe, nach Frieden, nach Sinn. Du hast damals getragen – durch Flieger über Berlin, durch Manna in der Wüste, durch deinen Sohn am Kreuz. Trag uns heute. Schick uns deine „Luftbrücken“. Gib uns offene Augen und offene Herzen, um sie zu erkennen. Und mach uns zu Menschen, die für andere fliegen – mitten im Alltag.

Amen!

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