Hinweis: Diese Andacht ist Teil der Reihe „Paulus auf dem Weg – Glaube mit allen Konsequenzen“. In Folge 695 („Nass, gestrandet – und gebraucht“) diente Paulus den Menschen auf Malta nach dem Schiffbruch. Heute erreicht er endlich Rom – doch das Ziel ist anders, als er vielleicht erwartet hatte.
Liebe Hörerinnen und Leser,
manchmal erreichen wir ein Ziel – und es sieht völlig anders aus, als wir es uns ausgemalt haben. Für Paulus war „nach Rom kommen“ kein Traumurlaub. Es war ein Auftrag. Gott hatte es zugesagt. Und jetzt, nach Stürmen, Schlangen und Heilungen, ist er endlich da.
„Und als wir nach Rom kamen, übergab der Hauptmann die Gefangenen dem Obersten der Leibwache; Paulus aber wurde erlaubt, für sich allein zu wohnen mit dem Soldaten, der ihn bewachte.“
Apostelgeschichte 28,16
Keine Kerkermauern, sondern eine Mietwohnung. Keine völlige Freiheit, sondern Kette am Handgelenk – mit einem römischen Soldaten am anderen Ende. Paulus ist Gefangener, aber nicht mundtot.
Nach drei Tagen lädt er die führenden Männer der Juden in Rom zu sich ein. Kein Groll, keine Anklage. Er erklärt, warum er in Ketten ist – und dass er nichts gegen sein Volk getan hat.
„Um der Hoffnung Israels willen trage ich diese Kette.“
Apostelgeschichte 28,20

Das ist kein Verteidigungsmanöver, sondern ein Glaubenszeugnis. Paulus sieht seine Fessel nicht als Unglück, sondern als Teil seines Auftrags. Er bleibt bei der Botschaft, die ihn schon in Jerusalem, Cäsarea und auf See getragen hat.
Einige glauben ihm. Andere nicht. Die Reaktionen sind gemischt – wie immer, wenn es um Jesus geht. Aber Paulus lässt sich nicht entmutigen. Er zitiert Jesaja über Herzen, die schwer hören und Augen, die sich verschließen. Und er sagt klar:
„So sei euch kundgetan, dass den Heiden dieses Heil Gottes gesandt ist; sie werden auch hören.“
Apostelgeschichte 28,28
Damit endet die Apostelgeschichte – zumindest auf dem Papier. Aber Lukas schließt nicht mit einem „Happy End“ oder einem „Und dann…“. Er hört auf mit einem Bild:
„Er aber blieb zwei Jahre in seiner eigenen Wohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen, predigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit aller Freimütigkeit ungehindert.“
Apostelgeschichte 28,30-31

Das ist das eigentliche Wunder: Gefangen – und doch ungehindert. Eingeschränkt – und doch weit offen. Paulus nutzt, was er hat: einen Raum, ein paar Stunden am Tag, eine Kette am Handgelenk – und einen festen Glauben. Aus seiner Wohnung wird eine Kanzel. Aus der Kette ein Zeugnis.
Vielleicht bist du heute auch „gebunden“ – durch Umstände, Krankheit, Pflichten, Orte. Vielleicht wartest du darauf, dass Gott erst alles löst, bevor du loslegen kannst. Diese Geschichte lädt ein, nicht zu warten. Sondern mit dem zu dienen, was du jetzt hast.
Paulus hat Rom erreicht – und es erreicht ihn. Nicht, wie er dachte. Aber genau so, wie Gott wollte.
Herr, danke, dass du uns auch dann gebrauchen kannst, wenn wir uns gebunden fühlen.
Zeig uns, wie wir aus unseren Grenzen Möglichkeiten machen können.
Hilf uns, nicht zu schweigen, wenn wir reden sollen.
Und schenk uns Freimut, wo wir am liebsten zurückhaltend wären.
Amen!
Damit endet unsere kleine Paulus-Reihe – aber nicht die Geschichte Gottes mit uns. Morgen beginnt ein neues Thema, mit neuen Wegen und neuen Begegnungen.
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