Liebe Leserinnen und Hörer, liebe Freunde der KI-Andacht,
heute gedenken wir einer Persönlichkeit, die zwar auf keinem Straßenfest gefeiert wird und über die auch in Talkshows selten gesprochen wird – und doch hat sie unsere Geschichte stark geprägt. Johann der Beständige, Kurfürst von Sachsen, starb am 16. August 1532. Er war kein Theologe, kein Rebell, kein Lautsprecher. Und doch war er ein Grundpfeiler der Reformation. Ohne ihn hätte Martin Luthers Bewegung vielleicht nie überlebt. Und ohne ihn gäbe es uns Protestanten, zumindest unter diesem Namen, wohl nicht. Ein Landesfürst, der seinen Glauben nicht benutzt hat, um Macht zu sichern – sondern seine Macht genutzt hat, um den Glauben zu schützen.
Sein Beiname „der Beständige“ war nicht PR, sondern Ausdruck einer tiefen Haltung. Er war treu in einer Zeit, in der viele hin- und herlavierten. Und seine Treue war kein romantischer Starrsinn, sondern gelebter Glaube mit Verantwortung. Er riskierte viel, weil er überzeugt war, dass das Evangelium frei verkündigt werden muss – nicht als Instrument politischer Macht, sondern als Quelle der Wahrheit.
„Darum steh nun fest in deiner Freiheit, die dir Christus geschenkt hat.“
Galater 5,1
Johann war kein Theologe, aber er verstand genau, was dieser Vers bedeutet. Freiheit im Glauben – das war für ihn nicht Gleichgültigkeit oder Beliebigkeit, sondern Verantwortung. Er ließ evangelisch predigen, als das noch gefährlich war. Er stellte sich öffentlich auf die Seite der Reformatoren, als andere nur im Geheimen Sympathien hegten. Er unterzeichnete das Augsburger Bekenntnis, obwohl klar war, dass der Kaiser das nicht einfach durchgehen lassen würde. Er wusste, dass dieser Glaube nicht bloß Privatsache war – er war bereit, ihn öffentlich zu vertreten, auch mit den Mitteln seiner Fürstenmacht.
Und ja, er war auch bereit, militärisch zu handeln. Das wirkt vielleicht erst mal unpassend: ein christlicher Fürst, der Truppen aufstellt? Aber es ging ihm nicht um Angriff, sondern um Schutz. Die Reformation war keine Bewegung der Gewalt – aber sie war bedroht von Gewalt. Wer predigte, wie Luther es tat, konnte mit Gefängnis oder Schlimmerem rechnen. Johann schuf Schutzräume für solche Menschen. Er erkannte: Wer Frieden will, darf den Schutz der Schwachen nicht dem Zufall überlassen.
„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Matthäus 5,9
Frieden stiften – das kann manchmal bedeuten, die Faust in der Tasche zu lassen. Aber manchmal heißt es auch, dass man Verantwortung übernimmt, wenn andere drangsalieren. Johann stiftete Frieden, indem er Räume bewahrte, in denen Menschen ihren Glauben leben konnten. Er nutzte seine Position nicht für Machtspiele, sondern für Glaubensfreiheit. Das war damals revolutionär.

Es ist schon bemerkenswert: Johann war kein Revolutionär und doch bereit für Wandel. Er war kein Radikaler und doch bereit zum Widerstand. Er war ein Mann mit Amt und Würde – aber nicht eitel, sondern dienend. In einem Brief schrieb er sinngemäß, er wolle lieber in der Wahrheit Gottes irren, als in der Lüge des Kaisers recht behalten. Das ist Größe.
Sein Einsatz beim Reichstag zu Speyer im Jahr 1529 führte übrigens dazu, dass der Begriff „Protestanten“ überhaupt entstand. Gemeinsam mit anderen evangelischen Fürsten legte Johann Widerspruch gegen kaiserliche Beschlüsse ein, die die Reformation zurückdrängen wollten. Er protestierte – nicht aus Trotz, sondern aus Glauben. Und aus diesem Protest heraus entstand unsere Identität als „Protestanten“: Menschen, die dem Evangelium mehr glauben als menschlichen Autoritäten.
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Apostelgeschichte 5,29
Natürlich war Johann nicht perfekt. Auch er handelte als Kind seiner Zeit. Er dachte in Ständeordnungen, er förderte keine Religionsfreiheit im modernen Sinne. Die Menschen seines Landes mussten mit seiner Entscheidung leben – ob sie wollten oder nicht. Und ja, er bereitete einen militärischen Bund vor. Aber in all dem bleibt die Grundlinie: Er suchte nicht sich selbst, sondern das, was Gottes Sache war.

Für uns in Leipzig – von hier aus wird KI-Andacht produziert – und überhaupt in Sachsen ist es eine besondere Erinnerung: Die Wurzeln unserer protestantischen Geschichte liegen hier, nicht weil wir bessere Christen wären, sondern weil ein Fürst den Mut hatte, für das Richtige einzustehen. Und doch: Diese Andacht ist keine sächsische Gedenkfeier, sondern eine Einladung, über unseren eigenen Glauben nachzudenken.

Bist du beständig? Wofür stehst du? Würdest du etwas riskieren für deinen Glauben – oder lieber schweigen? Würdest du anderen Schutz geben – oder nur zuschauen? Johann der Beständige war kein Prediger, kein Märtyrer, kein Visionär. Aber er war treu. Und das braucht diese Welt: Menschen, die nicht schreien, aber stehen.
Herr, schenke uns die Kraft, standhaft zu sein wie Johann.
Gib uns Mut, unseren Glauben nicht zu verstecken.
Lehre uns, mit unserer Verantwortung Gutes zu tun.
Und wenn wir gefragt werden, wofür wir stehen – dann hilf uns, deinen Namen nicht zu verschweigen.
Amen!
