835 – Die stille Predigt der Weihnachtszeichen

835 – Die stille Predigt der Weihnachtszeichen

Staunendes Kind am Weihnachtsbaum, Sora, prompted by ChatGPT
Staunendes Kind am Weihnachtsbaum, Sora, prompted by ChatGPT

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

wer heute an Weihnachten durch ein Wohnzimmer geht, sieht vieles: den Tannenbaum, einen Stern am Fenster, Lichterketten, eine Krippe, Kugeln, Kerzen. Manche denken sich nichts weiter dabei. Andere spüren: Hier steckt Bedeutung drin – vielleicht sogar eine Botschaft Gottes. Doch vieles davon hat Ursprünge, die man in der Bibel gar nicht findet. Und manches war ursprünglich gar nicht christlich – sondern stammt aus vorchristlichen, sogar heidnischen Bräuchen. Das macht sie aber nicht nutzlos. Im Gegenteil: Es zeigt, wie Gott auch durch „verwandelte Zeichen“ sprechen kann.

Beginnen wir mit dem Stern – wahrscheinlich das christlichste Symbol im ganzen Dekor. Er erinnert an den Stern von Bethlehem, der den Weisen aus dem Osten den Weg wies. Dieser Teil ist biblisch überliefert.

Als sie den Stern sahen, wurden sie hocherfreut.
Matthäus 2,10

Der Stern führte Menschen zu Jesus – so wie auch heute noch Zeichen uns helfen können, Gott zu entdecken. Der Stern ist kein Zufallssymbol. Er ist ein Hinweis. Und wer ihm folgt, erlebt vielleicht etwas vom Staunen der Weisen.

Gemütlicher Weihnachtsbaum, Sora, prompted by ChatGPT
Gemütlicher Weihnachtsbaum, Sora, prompted by ChatGPT

Anders ist es beim Weihnachtsbaum. Der grüne Tannenbaum hat keinen biblischen Ursprung. Seine Wurzeln liegen im heidnischen Brauchtum der Germanen und Kelten, die zur Wintersonnenwende immergrüne Zweige aufstellten – als Zeichen des Lebens mitten im Tod. Später wurde der Baum „christlich umgedeutet“. Man erinnerte sich an den Paradiesbaum im Garten Eden – und an das Holz des Kreuzes, durch das neues Leben kam.

Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben.
Johannes 10,10

Der Baum ist also nicht biblisch, aber er kann biblisch gedeutet werden: als Zeichen dafür, dass Gottes Liebe bleibt – selbst im kältesten Winter.

Ein weiteres Symbol, das an Weihnachten kaum fehlen darf, sind die Geschenke. Die Tradition des gegenseitigen Schenkens hat sich zwar über Jahrhunderte hinweg entwickelt und wurde unter anderem durch den heiligen Nikolaus und andere Vorbilder der Nächstenliebe geprägt. Doch auch in der Bibel finden wir ein starkes Bild: Die Weisen aus dem Morgenland bringen dem neugeborenen Jesus wertvolle Gaben – Gold, Weihrauch und Myrrhe. Damit ist das Schenken an Weihnachten nicht unbiblisch, sondern geht sogar auf eine zentrale Szene der Weihnachtsgeschichte zurück.

Und sie gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Matthäus 2,11

Zugleich verweist jede Gabe, die wir weitergeben, auf das größte Geschenk von allen: Jesus selbst. Gott hat sich uns geschenkt – in Windeln, in der Krippe, als einer von uns. Und das verändert alles. Die Päckchen unter dem Baum sind nur ein Abbild davon – aber sie können uns daran erinnern: Du bist beschenkt worden. Und du darfst weitergeben, was du empfangen hast.

Auch Kerzen und Licht haben heidnische Ursprünge. Schon vor der Zeit Jesu zündeten Menschen zur Wintersonnenwende Lichter an – als Hoffnung auf das Wiederkommen der Sonne. Doch in der Bibel wird Jesus selbst als Licht beschrieben. Deshalb ist die Lichtsymbolik zwar ursprünglich heidnisch, wurde aber schon früh biblisch überformt – und mit einer tieferen Bedeutung gefüllt.

Kerzenlicht in der Dunkelheit, Sora, prompted by ChatGPT
Kerzenlicht in der Dunkelheit, Sora, prompted by ChatGPT

Das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
Johannes 1,5

Vielleicht denkst du an diese Worte, wenn du heute eine Kerze anzündest. Oder wenn du in die Lichterketten draußen schaust. Es ist Gottes stilles Versprechen: Ich bin da. Auch wenn’s dunkel ist.

Die Krippe im Stall, Sora, prompted by ChatGPT
Die Krippe im Stall, Sora, prompted by ChatGPT

Und dann ist da noch die Krippe. Anders als der Baum oder die Kerzen ist die Krippe klar biblisch bezeugt. Jesus wurde nicht in einem Palast geboren, sondern in einem Stall, wahrscheinlich in einer Futterkrippe liegend – ganz nah am Leben, ganz unten, ganz menschlich.

Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.
Lukas 2,7

Die Krippe ist das wohl stärkste Symbol von Weihnachten. Sie zeigt: Gott kommt nicht zu den Perfekten, sondern in den Dreck. Nicht zu den Starken, sondern zu den Verletzlichen. Die Krippe ist keine Idylle – sie ist ein Statement.

Und das ist vielleicht das Spannende an Weihnachten: Dass viele Symbole nicht „von oben gefallen“ sind – sondern sich im Lauf der Geschichte entwickelt haben. Manche hatten ganz andere Bedeutungen. Manche kamen aus Zeiten, in denen Menschen Göttern Opfer brachten, um die Sonne zurückzuholen. Aber im Lauf der Zeit wurden sie verwandelt. Umgedeutet. Getauft. Und heute dürfen sie uns helfen, uns an das zu erinnern, was wirklich zählt: Dass Gott da ist. Nah. Und dass sein Licht auch in deinem Dunkel leuchtet.

Christus, du Licht der Welt. Du kamst nicht durch glänzende Religion, sondern durch Windeln und Krippe. Danke für die Zeichen, die uns zu dir führen – auch wenn sie manchmal aus dunklen Quellen stammen. Verwandle unser Herz, so wie du auch alte Symbole in neue Botschaften verwandelt hast. Schenk uns offene Augen für dein Licht. Und mach uns selbst zu kleinen Lichtern – in dieser Welt, die es so dringend braucht.

Amen!

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