715 – Segen, der trägt

715 – Segen, der trägt

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,

wie schön, dass Sie heute mit dabei sind. Manchmal brauchen wir keine neuen Ideen oder tiefschürfenden Gedanken – sondern etwas, das einfach da ist, das bleibt. Etwas, das uns zugesagt ist. Und so beginnen wir heute mit einem Satz, der zugleich eine Verheißung, eine Ermutigung und ein liebevolles Versprechen ist. Worte, die der Apostel Paulus am Ende seines zweiten Briefes an die Gemeinde in Korinth schreibt. Worte, die fast in jedem christlichen Gottesdienst gesprochen werden. Und die manchmal gerade deswegen untergehen.

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen!“
2. Korinther 13,13

Dieser Satz ist kein theologischer Baustein. Er ist ein Segen. Und ein guter Segen hat Kraft. Nicht, weil die Worte magisch wären. Sondern weil sie etwas sichtbar machen, das da ist – ob wir es fühlen oder nicht.

Drei Dinge nennt Paulus, die unser Leben verändern: Gnade, Liebe und Gemeinschaft. Sie kommen nicht irgendwoher. Sie kommen von Gott – in seiner ganzen Fülle.

Beginnen wir mit der Gnade unseres Herrn Jesus Christus. Gnade – das ist wie ein freier Fall in offene Arme. Kein „erst wenn“, kein „nur wenn du genug bist“. Jesus ist nicht gekommen, um uns zu sagen, dass wir es alleine schaffen müssen. Er ist gekommen, weil wir es eben nicht alleine schaffen. Seine Gnade bedeutet: Du bist angenommen. Vor aller Leistung. Trotz aller Schuld. Mit allem, was du bist.

Wie oft haben wir das vergessen? Wie oft denken wir, wir müssten Gott erst beeindrucken? Die Gnade Christi erinnert uns: Du bist schon längst geliebt. Nicht, weil du alles richtig machst. Sondern weil er dich nicht loslässt.

Die Liebe Gottes – das ist der Ursprung von allem. Sie war schon da, als du noch gar nichts von ihr wusstest. Sie trägt dich durch Tage voller Freude. Aber sie lässt dich auch nicht los in Nächten voller Fragen. Sie ist nicht käuflich. Nicht verrechenbar. Nicht manipulierbar. Und das ist das Beste: Du musst nichts tun, damit Gott dich liebt – und du kannst nichts tun, damit er aufhört.

Diese Liebe hat Hände. Sie wurde Mensch in Jesus. Sie hat ein Gesicht. Sie weint, sie lacht, sie leidet, sie hofft. Sie ist nicht fern. Sie ist ganz nah.

Und dann ist da noch die Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Viele denken beim Segen oft nur an das Ich: Ich werde gesegnet. Ich gehe gestärkt. Ich bin gemeint. Aber der Geist Gottes führt uns zusammen. In eine Gemeinschaft, die trägt, auch wenn es schwer wird. Eine Gemeinschaft, die nicht auf Gleichklang aus ist, aber auf Zusammenhalt. Nicht auf perfekte Menschen, aber auf ehrliche Herzen.

Der Segen ruft dich nicht nur in die Beziehung zu Gott – sondern auch zu deinen Mitmenschen. Wie redest du mit ihnen? Wie gehst du mit dem um, was du nicht verstehst? Wie lebst du Vergebung?

Segen will mehr als Wohlfühlworte sein. Er will ins Leben greifen.

Und genau das ist unser Thema heute: Wie kann Segen im Alltag gelebt werden?

Zuerst: Empfangen. Der Segen will gehört und geglaubt werden. Vielleicht denkst du manchmal: „Das ist zu schön, um wahr zu sein.“ Oder: „Das gilt sicher nur den anderen.“ Aber der Segen ist nicht exklusiv. Er steht über dir. Er umgibt dich. Auch wenn du zweifelst. Auch wenn du ihn nicht fühlst. Gott segnet dich trotzdem.

Vielleicht hilft dir ein kleiner Moment am Morgen. Bevor du dein Handy checkst. Bevor du loshetzt. Ein kurzer Satz: „Ich bin gesegnet. Heute. Jetzt.“ Kein Zauberspruch. Einfach Erinnerung an das, was wahr ist.

Gelassene Frau im Café, Sora, prompted by ChatGPT
Gelassene Frau im Café, Sora, prompted by ChatGPT

Zweitens: Weitergeben. Ein gesegneter Mensch ist eingeladen, zum Segen zu werden. Nicht, weil er besser ist. Sondern weil er beschenkt wurde. Der Segen macht uns zu Segensspendern. Wie du sprichst, wie du hörst, wie du da bist – es kann einen Unterschied machen.

Du musst keine großen Reden halten. Ein Lächeln. Eine helfende Hand. Ein ehrlich gemeintes „Wie geht’s dir wirklich?“ – das ist gelebter Segen. Auch ein: „Ich seh dich. Du bist mir nicht egal.“

Drittens: Verankert sein. Manchmal ist das Leben wie ein Sturm. Und dann ist gut, wenn etwas bleibt. Der Segen ist wie ein Anker. Er bindet dich nicht fest – aber er hält dich fest. Gnade, Liebe und Gemeinschaft – das ist ein Dreiklang, der durch den Tag tragen kann.

Vielleicht schreibst du dir die Worte mal auf einen Zettel. Steck sie in dein Portemonnaie. An deinen Badezimmerspiegel. Oder lies sie deinem Kind am Abend vor. Der Segen ist nicht nur ein Abschluss. Er ist ein Anfang.

Viertens: Zur Gabe machen. Der Segen ist nie für dich allein. Du wirst gesegnet, damit du segnest. Nicht im großen Stil. Sondern da, wo du lebst. Ein Freund von mir, Sozialarbeiter, hat mal gesagt: „Ich fang jeden Tag mit dem Segen an. Nicht, weil ich’s brauche – sondern weil die anderen es durch mich brauchen.“ Das hat mich beeindruckt. Vielleicht geht es uns allen so: Wir sind nicht perfekt. Aber wir sind Träger von etwas Großem.

Ein Segen für jeden, Sora, prompted by ChatGPT
Ein Segen für jeden, Sora, prompted by ChatGPT

Ich erinnere mich an eine Geschichte aus einem Pflegeheim. Eine ältere Frau, die fast nichts mehr sagen konnte, hob jedes Mal die Hand, wenn jemand an ihr vorbeiging. Sie murmelte kaum hörbar: „Gott segne dich.“ Ihre Pflegerinnen sagten: „Dieser kleine Satz hat unseren Tag verändert.“ Das ist es. Kein Theater. Keine Show. Einfach Segen – mitten im Alltag.

Die Gnade Jesu. Die Liebe Gottes. Die Gemeinschaft des Geistes. Sie sind nicht nur Worte. Sie sind Kraft. Sie verändern dich. Und durch dich vielleicht auch ein kleines bisschen die Welt.

Familie beim Frühstück, Sora, prompted by ChatGPT
Familie beim Frühstück, Sora, prompted by ChatGPT

Gott, segne uns mit deiner Gnade, dass wir frei atmen können.

Segne uns mit deiner Liebe, dass wir uns geliebt wissen – auch wenn wir uns nicht liebenswert fühlen.

Segne uns mit deiner Gemeinschaft, dass wir nicht allein bleiben.

Und lass uns selbst ein Segen sein für die, die wir treffen.

Amen!


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