398 – Wenn Gott uns in der Stille begegnet

398 – Wenn Gott uns in der Stille begegnet

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

wir alle haben Bibelstellen, die uns vertraut sind. Die Geschichten von David und Goliath, Jesus und den Jüngern oder der Auszug aus Ägypten – sie sind bekannt und wir können oft etwas mit ihnen verbinden. Doch was ist mit den Bibelstellen, die selten oder nie erwähnt werden? Manchmal steckt in diesen „unbekannten“ Stellen ein tiefes Geheimnis und eine besondere Botschaft, die uns ganz neu anrühren kann.

Eine solche Bibelstelle finden wir in 1. Könige 19, 11–12. Elia steht vor einer der größten Herausforderungen seines Lebens. Er ist erschöpft und ausgelaugt. Auf der Flucht vor Königin Isebel sucht er Schutz in einer Höhle, und Gott spricht zu ihm:

„Da sprach er: Geh heraus und tritt auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR ging vorüber. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht in dem Wind. Und nach dem Wind kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht in dem Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht in dem Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen.“
1. Könige 19, 11–12

Dieses leise, sanfte Säuseln ist die Art und Weise, wie Gott in diesem Moment zu Elia spricht. Kein gewaltiger Sturm, kein Erdbeben, nicht einmal ein Feuer – sondern das sanfte Säuseln. Vielleicht geht es uns auch so in unserem Alltag. Wir suchen Gott in den großen Dingen: im Erfolg, in den sichtbaren Wundern oder in den lauten Momenten. Aber was, wenn Gott oft in der Stille zu uns spricht? In den ruhigen Augenblicken, in denen wir innehalten und auf das hören, was tief in uns geschieht?

Jesus selbst sagte einmal etwas Ähnliches. In Matthäus 6, 6 erklärt er, wie wir beten sollen:

„Wenn du aber betest, so geh in deine Kammer und schließe die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der ins Verborgene sieht, wird es dir vergelten.“
Matthäus 6, 6

Was uns Jesus hier zeigt, ist das tiefe Vertrauen darauf, dass Gott uns nicht in der Öffentlichkeit sucht, sondern im Verborgenen. Vielleicht auch in den stillen Momenten unseres Lebens. Wenn wir uns von der Hektik zurückziehen, wenn wir zur Ruhe kommen, dann begegnet uns Gott dort, wo wir es am wenigsten erwarten – im Verborgenen, im Versteckten, im Stille-Sein.

Auch Paulus schreibt in 2. Korinther 12, 9 etwas Ähnliches über die Kraft, die in der Schwachheit liegt. Er sagt, dass ihm der Herr gesagt hat:

„Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
2. Korinther 12, 9

Es ist nicht in unserer Stärke, nicht in den lauten Erfolgen oder großen Momenten, dass Gott wirkt. Oft sind es die stillen, schwachen und verborgenen Augenblicke, in denen seine Kraft am größten ist. Das ist vielleicht eine unbequeme Wahrheit, weil wir in einer lauten Welt leben, in der Erfolg und Leistung oft über allem stehen. Aber Gottes Reich funktioniert anders. Seine Kraft ist da, wo wir sie nicht erwarten – in der Stille und in unserer Schwachheit.

Die Herausforderung für uns heute ist vielleicht diese: Sind wir bereit, in den stillen Momenten auf Gott zu hören? Nicht in den großen Winden und Erdbeben unseres Lebens, sondern in den kleinen Säuseln, in den unscheinbaren Augenblicken des Alltags? Es braucht Mut, sich der Stille zu stellen und Gott in den leisen Momenten zu suchen. Doch es lohnt sich, denn genau dort, in der Stille, wartet seine Kraft und seine Gnade auf uns.

Auch während des Herbstspaziergangs lässt sich Gott hören, DALL·E, prompted by ChatGPT 4o
Auch während des Herbstspaziergangs lässt sich Gott hören, DALL·E, prompted by ChatGPT 4o

Lass uns heute auf eine Entdeckungsreise gehen. Vielleicht gibt es einen Moment in deinem Alltag, den du bewusst still erleben kannst. Vielleicht kannst du dir einen Augenblick der Ruhe schaffen, um Gott zu begegnen – nicht im Lärm, sondern in der Stille.

Herr, hilf uns, dich in der Stille zu suchen. Schenke uns den Mut, uns aus dem Trubel zurückzuziehen und dir in den leisen Momenten unseres Lebens zu begegnen. Sei du unser stilles, sanftes Sausen, das uns führt und stärkt.

Amen.

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