369 – Die Schrift an der Wand – Was sagt sie uns heute?

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

wir alle kennen sie, diese Momente, in denen uns plötzlich klar wird, dass wir in die falsche Richtung laufen. Es sind Momente der Erkenntnis, oft unangenehm, manchmal geradezu erschütternd. Ein solcher Moment wird in Daniel 5 beschrieben, als König Belsazar während eines rauschenden Festes die Schrift an der Wand sieht. Ein Finger schreibt mysteriöse Worte, die niemand deuten kann. Panik bricht aus. Was bedeuten diese Zeichen? Was will uns die Geschichte sagen?

Im Buch Daniel lesen wir:

„Da trat er in die Säulenhalle des Palastes. […] Da erschien eine Hand und schrieb an die Wand des königlichen Palastes, gegenüber dem Leuchter. […] Und der König wurde sehr blass und seine Gedanken erschreckten ihn, sodass die Gelenke seiner Hüfte sich lösten und seine Knie aneinanderschlugen.“
Daniel 5,5

Die Schrift an der Wand – „Mene, Mene, Tekel, U-Parsin“. Daniel, der weise Mann Gottes, wird geholt, um die Worte zu deuten. „Mene“ bedeutet, dass Gott die Tage von Belsazars Königreich gezählt hat. „Tekel“ heißt, dass er auf einer Waage gewogen und zu leicht befunden wurde. „U-Parsin“ bedeutet, dass sein Königreich geteilt und den Medern und Persern gegeben wird.

Wie fühlt es sich an, wenn das eigene Leben „zu leicht“ befunden wird? Wenn all die Mühe, all die Errungenschaften, plötzlich bedeutungslos erscheinen? Belsazar, Sohn von Nebukadnezar, hatte nicht nur den Reichtum, sondern auch die Macht seines Vaters geerbt. Doch er vergaß, dass Macht allein nichts zählt, wenn man sie nicht mit Demut und Ehrfurcht vor Gott lebt. Er stellte sich über Gott, feierte sich selbst – und wurde in jener Nacht vom Thron gestoßen. Der Grund war nicht sein Reichtum oder seine Stellung, sondern seine Arroganz und sein mangelnder Respekt vor dem Heiligen.

Die Botschaft dieser Geschichte ist auch für uns heute relevant. Wie oft laufen wir durch unser Leben, feiern unsere Erfolge, füllen uns selbst mit Stolz – und vergessen, dass unser Leben auch gewogen wird? Wir sehen oft nur die glänzenden Fassaden, die schönen Momente, die wir gerne in den sozialen Medien teilen. Aber was, wenn Gott uns auf eine Waage legt? Was wiegt dann wirklich? Unsere Titel? Unser Geld? Oder wie wir mit anderen Menschen umgehen? Unsere Nächstenliebe? Unsere Ehrlichkeit?

Jesus erinnert uns im Neuen Testament – in Markus 8 36 – an ein ähnliches Prinzip:

„Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben verliert?“

Diese Worte sind keine Drohung, sondern eine Einladung zur Besinnung. Gott möchte, dass wir ein erfülltes Leben führen, ein Leben, das Gewicht hat – im besten Sinne. Wir sind gerufen, nicht durch unsere Errungenschaften zu glänzen, sondern durch unsere Liebe, unsere Barmherzigkeit und unsere Ehrfurcht vor Gott.

Stellt euch einen Moment vor, wie es gewesen sein muss, als Belsazar die Schrift sah. Ein Moment, in dem die Zeit stillsteht. Alles, was vorher wichtig schien, verblasst. Wie oft brauchen wir solche Momente, in denen wir realisieren, was wirklich zählt? Vielleicht ist es ein Gespräch, das uns wachrüttelt, oder ein Schicksalsschlag, der uns auf die Knie zwingt. Was immer es ist, es ist ein Ruf, unser Leben auf eine göttliche Waage zu legen.

Lasst uns heute innehalten und uns fragen: Wo in meinem Leben gibt es eine „Schrift an der Wand“, die ich bisher ignoriert habe? Wo habe ich mich vielleicht zu sehr auf das Irdische konzentriert und das Ewige aus den Augen verloren?

Liebe Leserinnen und Leser, es ist nie zu spät, den Kurs zu ändern. Gott wartet darauf, dass wir ihn suchen und seine Wege gehen. Er will, dass unser Leben Gewicht hat – nicht in den Augen der Welt, sondern in seinen Augen. Lasst uns ihm vertrauen und seine Führung annehmen.

Ich lade euch ein, gemeinsam zu beten:

Guter Gott, hilf uns, die Zeichen zu sehen, die du uns gibst. Lass uns erkennen, was wirklich zählt in unserem Leben. Gib uns die Weisheit, unsere Schritte nach deinem Willen zu lenken und ein Leben zu führen, das vor dir Bestand hat.

Amen!