431 – Gedenken an Vukovar: Frieden und Versöhnung inmitten von Wunden

431 – Gedenken an Vukovar: Frieden und Versöhnung inmitten von Wunden

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

der 18. November ist in Kroatien ein Tag des stillen Gedenkens. Die Erinnerung an die Opfer von Vukovar, jene zerstörerische Schlacht im Jahr 1991, ist nicht nur eine Mahnung an die Folgen von Krieg und Gewalt, sondern auch eine Einladung, über die Kraft der Vergebung und des Friedens nachzudenken. Was bedeutet es für uns heute, auf die Schrecken der Vergangenheit zu blicken und dennoch den Mut zu haben, Wege der Versöhnung zu suchen?

„Selig sind die Friedenstifter; denn sie werden Kinder Gottes heißen.“
Matthäus 5,9

Dieses Wort Jesu aus der Bergpredigt scheint auf den ersten Blick eine schwere Bürde zu sein. Frieden stiften inmitten von Verletzungen und tiefem Leid – wie kann das gelingen? Doch genau das ist unser Auftrag als Christinnen und Christen. Gott ruft uns, Brücken zu bauen, auch wenn die Fundamente auf zerbrochenem Boden stehen.

Vukovar ist ein erschütterndes Beispiel für die Verwüstung, die Krieg mit sich bringt. Im Jahr 1991, während des Zerfalls des ehemaligen Jugoslawiens, wurde die Stadt zum Schauplatz einer der längsten und grausamsten Belagerungen in der europäischen Nachkriegsgeschichte. Über 87 Tage hinweg wurde Vukovar von der jugoslawischen Volksarmee und serbischen Milizen belagert. Die Stadt wurde nahezu vollständig zerstört, ihre Bevölkerung durch Bombardierungen und Kämpfe zutiefst traumatisiert. Als die Stadt schließlich fiel, folgten grausame Verbrechen: Tausende wurden getötet, viele gefangen genommen, verschleppt oder gefoltert. Besonders erschütternd ist das Massaker von Ovčara, bei dem über 200 Patienten und Mitarbeiter des Krankenhauses von Vukovar brutal ermordet wurden.

„Und ihr sollt eure Schwerter zu Pflugscharen machen und eure Spieße zu Sicheln. Kein Volk wird gegen das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“
Jesaja 2,4

Die Wunden, die dieser Krieg hinterlassen hat, sind auch heute, über 30 Jahre später, noch spürbar. Viele Familien trauern bis heute um ihre Verwandten. Es gibt zahlreiche Massengräber, die erst nach und nach gefunden und untersucht werden. Das Gedenken an Vukovar ist deshalb nicht nur eine Erinnerung an die Schrecken der Vergangenheit, sondern auch ein Mahnmal für die Gegenwart und Zukunft: Nie wieder darf Hass und Gewalt das letzte Wort haben.

Umso erschreckender ist es, dass wir seit bald drei Jahren erneut einen Krieg mitten in Europa erleben. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine zeigt uns einmal mehr die zerstörerische Macht von Gewalt und Hass. Städte wie Mariupol erinnern uns in ihrer Zerstörung und dem Leid ihrer Bevölkerung unweigerlich an Vukovar. Die Bilder von fliehenden Familien, zerbombten Häusern und Massengräbern sind für uns kaum zu ertragen, und doch sind sie Realität. Diese Ereignisse führen uns die Dringlichkeit vor Augen, für Frieden und Gerechtigkeit einzutreten.

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“
Römer 12,21

Diese Worte des Apostels Paulus sind eine klare Einladung, einen anderen Weg zu gehen – den Weg des Guten. Das Gedenken an Vukovar fordert uns heraus, diese Botschaft zu leben. Es geht nicht nur darum, die Vergangenheit zu betrauern, sondern die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Jeder von uns ist aufgerufen, Frieden zu stiften, wo Unfrieden herrscht. Ob in der eigenen Familie, am Arbeitsplatz oder in der Gesellschaft – der Weg der Vergebung und Versöhnung beginnt oft im Kleinen, hat aber eine große Wirkung.

Mögen wir uns an diesem Gedenktag von der Geschichte Vukovars und den Ereignissen in der Ukraine nicht nur erschüttern lassen, sondern uns von der Hoffnung Gottes leiten lassen, dass Frieden möglich ist – durch Seine Kraft und Liebe.

Zerstörungen, DALL·E, prompted by ChatGPT 4o
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Herr, schenke uns den Mut, Frieden zu stiften, wo Unfrieden herrscht. Stärke uns, zu vergeben, wo Verletzungen Narben hinterlassen haben. Führe uns, damit wir Deine Kinder des Friedens sein können.

Amen!

Der 18. November ist erst morgen. Aber heute hat es massive russische Angriffe auf die Ukraine gegeben. Dabei löste sogar Polen Luftalarm aus. Es zeigt, wie bedrohlich die Lage derzeit in Europa ist. Deshalb bereits jetzt eine Andacht zum Gedenken an Vukova.
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