559 – Gedenken an die Opfer der Sklaverei – ein biblischer Blick auf Freiheit, Würde und Verantwortung

559 – Gedenken an die Opfer der Sklaverei – ein biblischer Blick auf Freiheit, Würde und Verantwortung

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

am heutigen internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer der Sklaverei und des transatlantischen Sklavenhandels denken wir an Millionen von Menschen, die über Jahrhunderte hinweg entrechtet, verkauft, verschleppt, ausgebeutet und getötet wurden. Dieser Tag ist ein Tag des Schmerzes, der Erinnerung – aber auch der Verantwortung. Denn Sklaverei ist keine dunkle Geschichte, die irgendwann vorbei war. Sie ist bis heute Realität für Millionen von Menschen auf dieser Welt.

Die Bibel kennt das Thema Sklaverei nur zu gut. Schon im Alten Testament finden wir Geschichten von Menschen, die in Gefangenschaft lebten – und von einem Gott, der sie nicht vergaß. Als die Israeliten in Ägypten versklavt waren, geschah das hier:

„Und die Kinder Israel seufzten über ihre Knechtschaft und schrien, und ihr Schreien über ihre Knechtschaft kam vor Gott.“
2. Mose 2,23

Die Israeliten als Sklaven in Ägypten, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o
Die Israeliten als Sklaven in Ägypten, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o

Es ist ein kraftvoller Moment. Gott hört. Gott sieht das Leid. Er bleibt nicht stumm. Nur zwei Verse später heißt es:

„Und Gott sah auf die Kinder Israel und nahm sich ihrer an.“
2. Mose 2,25

Der Exodus – der Auszug aus der Sklaverei – ist einer der zentralen Erzählstränge der Bibel. Gott befreit. Und das ist bis heute seine Handschrift.

Doch auch im Neuen Testament sehen wir, dass es nicht nur um äußere Freiheit geht, sondern um eine tiefe, innere Würde und Freiheit, die jedem Menschen zugesprochen ist. Der Apostel Paulus schreibt:

„Es ist hier nicht Jude noch Grieche, es ist nicht Sklave noch Freier, es ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid alle einer in Christus Jesus.“
Galater 3,28

Das war zu damaliger Zeit ein radikaler Satz. Revolutionär sogar. Denn er stellt bestehende Macht- und Herrschaftsverhältnisse infrage. Paulus sagt: Vor Gott zählt nicht deine Herkunft, dein Geschlecht oder dein sozialer Status – sondern dein Menschsein. Punkt.

Und trotzdem wurden in der Geschichte der Menschheit immer wieder genau diese Aussagen ignoriert. Stattdessen wurde im Namen des Glaubens versklavt, kolonisiert und getötet. Der transatlantische Sklavenhandel ist ein erschütterndes Beispiel dafür. Zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert wurden schätzungsweise 17 Millionen Menschen aus Afrika gewaltsam nach Amerika verschleppt. Sie starben auf den Schiffen, auf den Plantagen, durch Gewalt oder Zwangsarbeit. Ihre Körper waren geknechtet – ihre Würde blieb unantastbar, auch wenn niemand sie sah.

Fabrikarbeiterin in Asien, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o
Fabrikarbeiterin in Asien, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o

Auch heute, im Jahr 2025, ist Sklaverei nicht vorbei. Moderne Sklaverei sieht anders aus – aber sie wirkt genauso zerstörerisch. Menschen werden verkauft, zur Arbeit gezwungen, zur Ehe gedrängt, verschleppt und gebrochen. Laut dem Global Slavery Index lebten 2021 rund 50 Millionen Menschen in moderner Sklaverei. 50 Millionen. Eine Zahl, die kaum fassbar ist.

Und mittendrin sind wir. Menschen, die Kleidung kaufen, die vielleicht von versklavten Händen genäht wurde. Kaffee trinken, der unter Zwang geerntet wurde. Dienstleistungen nutzen, bei denen andere ihre Freiheit verloren haben. Das ist unbequem. Es wäre einfacher, wegzuschauen. Aber das können wir nicht.

Denn Jesus selbst hat gesagt:

„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“
Matthäus 25,40

Was also tun? Wir können nicht alles ändern – aber wir können etwas tun. Wir können aufmerksam sein. Fair einkaufen. Organisationen unterstützen, die sich gegen moderne Sklaverei einsetzen. Unsere Stimme erheben, wenn andere zum Schweigen gebracht werden. Und wir können beten – für die, die gefangen sind. Und für die, die Macht haben, das zu ändern.

Eine Geschichte, die mich dabei nicht loslässt, ist die von William Wilberforce. Er war ein britischer Politiker, der im 18. Jahrhundert lebte. Nach seiner Bekehrung zum christlichen Glauben setzte er sich jahrzehntelang unermüdlich gegen die Sklaverei ein. 1807 erreichte er das Verbot des Sklavenhandels im britischen Parlament. Er war müde, oft krank, und wurde verspottet. Doch er ließ nicht locker. Er glaubte: Kein Mensch darf einem anderen gehören.

Demonstration gegen Sklaverei, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o
Demonstration gegen Sklaverei, Imagen 3, prompted by ChatGPT 4o

Das ist unser Maßstab. Kein Mensch darf einem anderen gehören. Jeder Mensch ist ein Abbild Gottes – mit einer Würde, die nicht verkauft, geschlagen oder ausgelöscht werden kann. Und deshalb ist dieser Gedenktag nicht nur ein Blick zurück. Sondern auch ein Aufruf nach vorn. Für Menschenwürde. Für Freiheit. Für echte Gerechtigkeit.

Gott, du siehst die, die keiner sieht. Du hörst das Schreien derer, die niemand hört. Du kennst die Geschichten derer, deren Namen längst vergessen wurden. Stärke uns, mutig zu sein. Lass uns nicht müde werden, das Richtige zu tun. Schenk uns ein Herz, das fühlt, und Hände, die handeln. Für die Freiheit deiner Kinder. Für Gerechtigkeit, die bleibt. Für Hoffnung, die nicht vergeht.

Amen!

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