596 – Arbeiten, um zu leben – Gedanken zum 1. Mai

596 – Arbeiten, um zu leben – Gedanken zum 1. Mai

Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer!

Am 1. Mai feiern wir den „Tag der Arbeit“. Viele genießen diesen Feiertag als willkommene Pause vom Alltag. Manche gehen demonstrieren für gerechte Löhne, faire Arbeitsbedingungen oder eine gesunde Work-Life-Balance. Und andere fragen sich vielleicht: Warum eigentlich feiern wir die Arbeit? Ist sie nicht oft mühsam, anstrengend, stressig? Was hat Gott mit all dem zu tun?

Wer glaubt, die Bibel hätte zur Arbeit nicht viel zu sagen, liegt falsch. Gleich am Anfang der Heiligen Schrift geht es um das Thema – und zwar überraschend lebensnah.

„Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.“
1. Mose 2,15

Arbeit war von Anfang an Bestandteil des Lebens, Sora, prompted by Michael Voß
Arbeit war von Anfang an Bestandteil des Lebens, Sora, prompted by Michael Voß

Gott setzt den Menschen also nicht einfach zum Chillen in den Garten, sondern gibt ihm eine Aufgabe. Arbeit war ursprünglich nichts Mühsames oder Belastendes. Sie war Teil des Lebens, Teil des Miteinanders mit der Schöpfung. Sie hatte Sinn, sie war schöpferisch, sie war gut.

Doch dann kommt der Bruch. Die berühmte Geschichte vom Sündenfall verändert alles. Die Arbeit wird zur Last:

„Verflucht sei der Acker um deinetwillen! Mit Mühsal sollst du dich von ihm nähren dein Leben lang.“
1. Mose 3,17

Und da sind wir mittendrin im modernen Arbeitsleben. Zwischen Erschöpfung und Leistungsdruck. Zwischen Burnout und Überstunden. Zwischen Angst vor Jobverlust und der Sehnsucht nach einem erfüllten Berufsalltag.

Gründlichkeit auf dem Bau, Sora, prompted by ChatGPT 4o
Gründlichkeit auf dem Bau, Sora, prompted by ChatGPT 4o

Und doch: Die Bibel lässt uns nicht allein mit dieser Mühsal. Auch Jesus kennt das Arbeiten. Der Zimmermann aus Nazareth lebte in einem Handwerksbetrieb – das war nicht nur göttlicher Urlaub auf Erden.

Und in einem seiner Gleichnisse macht er deutlich, wie wichtig eine neue Sicht auf die Arbeit ist. Zum Beispiel in der Geschichte von den Arbeitern im Weinberg:

„Geht auch ihr in den Weinberg! Ich will euch geben, was recht ist.“
Matthäus 20,4

Hier steht nicht das Leistungssystem im Mittelpunkt. Nicht der Lohn nach Stunden, sondern die Würde jedes einzelnen Menschen. Egal, ob jemand seit dem Morgen oder erst kurz vor Feierabend arbeitet – Gott wertschätzt jede und jeden. Und er sorgt für Gerechtigkeit, aber eben nicht nach unserem Maßstab.

Vielleicht ist genau das der geistliche Blick auf die Arbeit: Sie ist nicht alles, aber sie ist auch nicht nichts. Sie ist nicht unser Lebenssinn – aber sie ist ein wichtiger Teil unseres Menschseins. Wir sind geschaffen, um tätig zu sein – nicht nur im Job, sondern auch im Ehrenamt, im Haushalt, in der Fürsorge für andere. Und jede dieser Tätigkeiten ist wertvoll.

Der Hausmeister und die Schülerin, Sora, prompted by Michael Voß
Der Hausmeister und die Schülerin, Sora, prompted by Michael Voß

Eine Geschichte, die mir zu diesem Thema einfällt, ist die vom Hausmeister einer Grundschule, die mir ein Nutzer einmal geschickt hat. Er wurde von einem kleinen Mädchen gefragt: „Was machst du eigentlich den ganzen Tag?“ Und er antwortete: „Ich sorge dafür, dass alle hier lernen können.“ Sie schaute ihn an und sagte: „Dann bist du ja der Wichtigste hier!“

Und vielleicht hat sie damit gar nicht so unrecht. Es geht nicht um Status oder Gehalt, sondern darum, wozu unsere Arbeit dient. Und ob wir sie mit Liebe und Sorgfalt tun.

In der Bibel steht auch:

„Alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen.“
Kolosser 3,23

Freundlichkeit im Supermarkt, Sora, prompted by ChatGPT 4o
Freundlichkeit im Supermarkt, Sora, prompted by ChatGPT 4o

Wenn wir mit dem Herzen bei dem sind, was wir tun – sei es als Pflegekraft, Busfahrer, Programmiererin, Gärtner oder Mutter –, dann ist es eine Form der Anbetung. Arbeit ist dann nicht nur Mühe, sondern auch Ausdruck unserer Verantwortung, unseres Glaubens, unseres Daseins.

Am 1. Mai darf man also ruhig feiern. Ja, sogar faulenzen. Denn auch das gehört dazu: Ruhe. Und der Blick auf das, was wirklich zählt. Wir leben nicht, um zu arbeiten. Wir arbeiten, um zu leben. Und das Leben – das kommt von Gott.

Guter Gott, danke für die vielen Möglichkeiten, die du uns gibst, tätig zu sein. Danke für unsere Gaben, unsere Hände, unsere Ideen. Lass uns unsere Arbeit nicht als Fluch, sondern als Teil unseres Lebens sehen. Schenke uns Sinn, Kraft und manchmal auch den Mut, Nein zu sagen. Segne alle, die heute keine Arbeit haben – und alle, die sich in ihrer Arbeit verlieren. Lass uns sehen, wozu du uns berufen hast.

Amen!

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