Ein Freitag nach einem Feiertag. Der sogenannte „Brückentag“. Ein Tag zwischen zwei freien Tagen, der uns geschenkt scheint – oder strategisch geplant. Wer clever Urlaub genommen hat, genießt heute vielleicht schon ein langes Wochenende. Wer arbeitet, tut es meist etwas entspannter. Der Kalender hat eine kleine Lücke, und wir überbrücken sie. Ein passendes Bild für unser Leben.
Wenn Brücken zerbrechen – und warum das so weh tut

Wie sehr wir auf funktionierende Brücken angewiesen sind, zeigt sich gerade ganz konkret in unserem Land: In Berlin, Dresden, Magdeburg und Bad Schandau erleben Menschen hautnah, was es heißt, wenn Brücken fehlen oder gesperrt sind. Der Verkehr staut sich, Wege werden länger, Verbindungen unterbrochen. Es braucht Zeit, Planung, Geld – und viele helfende Hände, um neue Übergänge zu schaffen. Das alles erinnert uns daran: Brücken sind nicht selbstverständlich. Und geistlich betrachtet ist es nicht anders – auch in unserem Inneren gibt es Sperrungen, Umleitungen und Baustellen, die neu angegangen werden müssen.
Wie oft stoßen wir auf Lücken – zwischen Menschen, zwischen Lebensphasen, zwischen dem, was ist, und dem, was sein soll. Und wir sehnen uns nach Brücken: Verbindungen, die halten. Beziehungen, die tragen. Worte, die trösten. Taten, die helfen. Orte, an denen wir nicht ins Leere fallen.

Brücken sind lebenswichtig. In der Architektur genauso wie in unserem Innersten. Aber Brücken kommen nicht von selbst. Jemand muss sie bauen. Jemand muss sich auf den Weg machen, über Abgründe hinweg. Jemand muss das Risiko eingehen, dort zu stehen, wo andere nicht mehr weiterwissen. Heute – an einem Brückentag – ist ein guter Moment, über genau solche Menschen nachzudenken. Und über Gott, den ersten und letzten Brückenbauer.
Gott ist der erste Brückenbauer
Wenn wir die Bibel lesen, begegnet uns Gott nicht zuerst als Richter oder Gesetzgeber – sondern als jemand, der Nähe sucht. Schon im Garten Eden geht er den Menschen nach. Und als die Verbindung durch Sünde zerbricht, bleibt Gott nicht fern. Er beginnt, eine Brücke zu bauen. Eine Brücke zurück zum Leben, zurück in die Gemeinschaft mit ihm.
Das schönste Bild dafür finden wir im Neuen Testament:
„Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Johannes 3,16
Jesus Christus ist die Brücke. Kein Stück Holz, kein Stahl – sondern ein lebendiger Mensch. Ganz Gott und ganz Mensch. Er hat das Getrennte wieder verbunden. Nicht oberflächlich, sondern tiefgreifend. Nicht symbolisch, sondern konkret: mit seinem Leben, mit seinem Tod, mit seiner Auferstehung.
Was bedeutet das für uns heute? Es heißt: Wir sind eingeladen. Immer wieder. Es gibt einen Weg. Es gibt eine Brücke. Zu Gott. Zu den anderen. Zu uns selbst.
Wenn Brücken zerbrechen – und warum das so weh tut
Vielleicht denken einige heute beim Wort „Brücke“ nicht an Stabilität, sondern an Brüche. An Verbindungen, die nicht gehalten haben. An Freundschaften, die zerbrochen sind. An Familien, in denen niemand mehr miteinander redet. An Gemeinden, die in Streit auseinandergehen. An Brücken, die einst Hoffnung versprachen – und nun nur noch Ruinen sind.
Warum tut das so weh? Weil wir Menschen auf Beziehung hin geschaffen sind. Weil Gott selbst Gemeinschaft ist – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Und weil unser Herz leidet, wenn Trennung geschieht.
Die Bibel ist auch da ehrlich. David schreibt:
„Denn es ist nicht ein Feind, der mich schmäht – das könnte ich ertragen –, sondern du bist es, mein Gefährte, mein Freund, mein Vertrauter.“
Psalm 55,13-14
Wenn Vertrauensbrücken einstürzen, schmerzt es mehr als jeder äußere Angriff. Was dann hilft, ist nicht das Vergessen – sondern die Hoffnung, dass Brücken auch neu gebaut werden können. Mit Gottes Hilfe. Mit Geduld. Und mit der Bereitschaft, sich wieder aufeinander zuzubewegen.
Brückenbauen im Alltag – ein geistlicher Auftrag
Wie sieht das ganz praktisch aus? Wo werden heute Brücken gebraucht?
Da ist zum Beispiel Lisa, eine alleinerziehende Mutter, die mit ihrer eigenen Mutter seit Jahren keinen Kontakt mehr hat. Ein Missverständnis damals – es kam nie zur Klärung. Nun steht der Geburtstag ihrer Tochter an. Und Lisa fragt sich: Soll ich die Oma einladen? Kann ich die Brücke schlagen? Oder wird wieder alles scheitern?
Oder Markus, ein junger Lehrer, der merkt, dass sein Schüler Tom immer aggressiver wird. Niemand erreicht ihn. Die Kollegen sagen: „Der will halt nicht.“ Doch Markus nimmt sich Zeit. Fragt nach. Hört zu. Irgendwann erzählt Tom, dass sein Vater seit Monaten nicht mehr da ist. Markus hat eine Brücke gebaut – durch Geduld, nicht durch Worte allein.
Und was ist mit uns selbst? Mit den unausgesprochenen Spannungen in der Ehe? Mit dem Kollegen, der uns verletzt hat? Mit der Freundin, bei der wir uns zurückgezogen haben?
Der Apostel Paulus schreibt:
„Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“
Römer 12,18
Das ist nicht immer einfach. Aber es ist unser Auftrag. Brücken bauen, wo andere nur noch Gräben sehen. Den ersten Schritt machen. Eine Nachricht schreiben. Ein ehrliches Gespräch suchen. Vielleicht auch: Schweigen beenden.
Jesus nachfolgen heißt: Brücken bauen
Jesus hat nicht nur selbst die große Brücke zu Gott gebaut – er hat auch uns dazu berufen, Brückenbauer zu sein. Nicht als Helden, sondern als Nachfolger. Als Menschen, die sich selbst überwinden, weil Christus sie überwunden hat.
Paulus nennt das in einem seiner Briefe den „Dienst der Versöhnung“:
„So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott!“
2. Korinther 5,20
Versöhnen – das klingt nach Passivität. Doch im biblischen Sinn ist es ein aktives Wort. Es bedeutet: Ich lasse mich bewegen. Ich werde nicht bitter. Ich gehe Schritte – auch, wenn sie schwerfallen. Ich glaube: Gottes Liebe reicht weiter als mein Schmerz.
Vielleicht bist du heute selbst an einem Punkt, wo du eine Brücke brauchst. Zu Gott. Zu einem Menschen. Zu dir selbst. Dann darfst du wissen: Jesus wartet. Nicht mit Vorwürfen. Sondern mit offenen Armen.
Und vielleicht bist du heute der oder diejenige, die eine Brücke bauen kann. Die nicht länger schweigt. Die Frieden anbietet. Die die erste Hand reicht. Dann geh diesen Schritt. Nicht, weil du musst. Sondern weil du darfst – im Vertrauen, dass Gott mitgeht.

Brückentage sind nicht nur eine Kalenderbesonderheit. Sie sind eine Einladung: Gott ist der große Brückenbauer – und wir sind seine Mitarbeitenden. Lasst uns nicht müde werden, Wege zu finden. Worte zu wählen. Liebe zu leben.
Guter Gott, wir danken dir für Jesus, unsere Brücke zum Leben. Schenke uns Mut, selbst Brückenbauer zu sein – in unseren Familien, in unserer Nachbarschaft, in der Gemeinde. Heile, was zerbrochen ist. Und mach uns zu Werkzeugen deines Friedens.
Amen!
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