723 – Berufung im Brennpunkt

723 – Berufung im Brennpunkt

Liebe Leserinnen und liebe Hörer, liebe Freunde,

es gibt Bibelstellen, die sprechen leise – und es gibt Stellen, die brennen. Nicht im übertragenen Sinne, sondern ganz konkret. Heute hören wir von einer solchen Geschichte. Sie beginnt in der Wüste, bei einem Hirten, der keiner mehr sein wollte. Mose.

Ein ganz normaler Tag. Schafe, Hitze, Staub. Kein heiliger Ort, kein Gottesdienst, keine Orgel. Und dann das:

„Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde.“
2. Mose 3,2

Was für ein Bild. Ein brennender Dornbusch, der nicht verbrennt. Nicht zerstört. Nicht vergeht. Das ist mehr als ein Wunder – es ist ein Symbol. Gott begegnet Mose nicht in einem Tempel, sondern mitten im Alltag. Und genau da beginnt Berufung. Nicht bei denen, die meinen, schon alles über Gott zu wissen. Sondern bei denen, die offen sind. Auch wenn sie sich gerade als gescheitert sehen.

Denn Mose ist genau das: ein Gescheiterter. Vom Hof des Pharaos in die Einsamkeit Midians. Vom Prinz zum Hirten. Vom Hoffnungsträger zum Flüchtling. Und gerade ihm sagt Gott jetzt:

„Ich habe das Elend meines Volks in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört. Ich habe ihre Leiden erkannt.“
2. Mose 3,7

Gott sieht das Elend. Er hört den Schrei. Er erkennt das Leiden. Und – das ist das Entscheidende – er reagiert. Er sendet einen Menschen. Keinen perfekten. Sondern Mose.

Mann und brennender Busch, Sora, prompted by ChatGPT
Mann und brennender Busch, Sora, prompted by ChatGPT

Vielleicht fühlst du dich heute auch wie in der Wüste. Weit weg vom Leben. Vom Ziel. Vom Sinn. Vielleicht hast du versagt, bist auf der Flucht – vor deiner Geschichte, deinen Entscheidungen, deiner Verantwortung. Und genau da – genau dort – kann es passieren, dass etwas brennt. Etwas Ungewöhnliches. Etwas, das dich ruft.

„Da sprach Gott: Ich will mit dir sein.“
2. Mose 3,12

Das ist das Herz dieser Geschichte. Nicht: „Du schaffst das schon.“ Sondern: Ich bin bei dir. Nicht deine Kraft zählt. Sondern Gottes Gegenwart. Und das verändert alles. Mose wird noch viele Einwände bringen – und doch wird er gehen. Er wird zum Befreier. Weil Gott mitgeht.

Diese Zusage gilt auch dir. Du musst nicht alles im Griff haben. Du musst nicht perfekt sein. Aber du darfst hören. Und folgen. Es könnte sein, dass auch dir heute ein Dornbusch begegnet. Vielleicht nicht brennend. Aber deutlich.

Aha-Moment im Arbeitsumfeld, Sora, prompted by ChatGPT
Aha-Moment im Arbeitsumfeld, Sora, prompted by ChatGPT

Eine Geschichte dazu: Der französische Widerstandskämpfer Jacques Lusseyran war blind. Und doch wurde er zu einem der führenden Köpfe der Résistance. Seine Berufung begann nicht mit einem lauten Paukenschlag. Sondern in der Stille seiner Blindheit, wo er begann, Licht in anderer Form zu sehen. In einem Interview sagte er einmal: „Es gibt ein inneres Licht. Wenn du still wirst, kannst du es spüren. Und wenn du danach handelst, geschieht etwas.“ Auch das kann Berufung sein. Still. Aber kraftvoll.

Manche erwarten, dass Gott nur zu Geistlichen spricht. Oder zu besonders Glaubensstarken. Aber die Bibel erzählt etwas anderes. Sie erzählt von einem Gott, der ruft, wo keiner mehr etwas erwartet. Und der sendet, wo keiner mehr gehen will. Mose ist nicht der Einzige. Auch Jona floh. Auch Jeremia sagte: „Ich bin zu jung.“ Auch Maria war erschrocken. Und doch – sie alle sagten irgendwann: Ja.

Vielleicht ist dein „Ja“ heute dran. Nicht zu einem großen Projekt. Aber zu dem, was vor dir liegt. Vielleicht ist deine Berufung nicht spektakulär. Aber sie ist echt. Vielleicht wartet jemand auf genau das, was du geben kannst. Ein Wort. Ein Mut. Ein Aufstehen.

Ruhe im Chaos, Sora, prompted by Michael Voß
Ruhe im Chaos, Sora, prompted by Michael Voß

Und wenn du dich überfordert fühlst – dann erinnere dich an Gottes Zusage: „Ich will mit dir sein.“ Das ist keine Vertröstung. Das ist Verheißung. Und das ist genug.


Gott, Du bist da – im Feuer, in der Wüste, in meinem Alltag.

Ich sehe nicht immer, wohin der Weg führt. Aber ich will hören.

Ich will bereit sein. Rede, wenn Du willst. Und ich will gehen, wenn Du mich rufst.

Gib mir Mut, wo ich Angst habe. Gib mir Klarheit, wo ich zweifle.

Und sei bei mir.

Heute.

Amen!


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