Willkommen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer!
Heute begeben wir uns auf eine besondere Reise: Wir feiern den Gedenktag des Apostels Matthäus – bekannt als der ehemalige Zöllner, der ein Jünger Jesu wurde. Aber statt einer klassischen Predigt möchten wir uns ihm heute in Form eines fiktiven Interviews nähern. Was würde Matthäus wohl sagen, wenn wir ihm ein paar Fragen zu seinem Leben, seinem Glauben und seinem Evangelium stellen könnten? Natürlich: Wir wissen nicht genau, wie er geantwortet hätte. Aber wir kennen seine Geschichte, seine Worte, seinen Schreibstil. Wir kennen das Evangelium, das seinen Namen trägt – und wir können uns vorstellen, was ihn bewegt hat. Also stellen wir uns vor: Ich sitze mit Matthäus an einem kleinen Tisch. Die Sonne scheint auf uns herab, irgendwo am See Genezareth. Ein einfaches Gespräch – mit tiefem Inhalt. Los geht’s.
Moderatorin: Matthäus, schön, dass du dir Zeit nimmst. Fangen wir ganz am Anfang an: Wie war dein Leben vor Jesus?
Matthäus: Ich war Zöllner. Das bedeutete: Ich saß am Zollhaus, habe Gebühren für die Römer eingetrieben. Viele hielten mich für einen Verräter. Ich arbeitete mit den Besatzern zusammen. Natürlich verdiente ich gut, aber es war ein kaltes Leben. Misstrauen überall – von den Römern, von meinem eigenen Volk, von mir selbst. Ich war reich an Geld, aber arm an Vertrauen. Ich hatte keine Freunde, keine Achtung, keine Hoffnung. Und dann kam er. Dieser Rabbi. Dieser Jesus. Er sah mich. Nicht mit Verachtung. Nicht wie die anderen. Er sagte nur zwei Worte: „Folge mir.“

„Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen am Zoll sitzen, der hieß Matthäus; und er sprach zu ihm: Folge mir! Und er stand auf und folgte ihm.“
Matthäus 9,9
Moderatorin: War dir sofort klar, was du da tust? Du hast ja alles stehen und liegen lassen.
Matthäus: Nein, klar war mir nichts. Es war nicht vernünftig. Aber es war richtig. Ich konnte nicht erklären, warum ich aufstand – aber ich wusste: Wenn ich sitzen bleibe, bleibe ich gefangen. Jesus bot mir etwas, das ich nicht kaufen konnte: Würde. Vertrauen. Nähe zu Gott. Also ließ ich los. Die Münzen. Die Rechnungen. Die Sicherheit. Ich folgte ihm, obwohl ich keine Ahnung hatte, wohin.
Moderatorin: Du hast später ein großes Essen gegeben – mit anderen Zöllnern, Sündern, Ausgestoßenen. Das war sicher ein Skandal?
Matthäus: Für manche ja. Die Pharisäer fragten: „Was tut euer Lehrer da? Er isst mit Sündern!“ Aber für uns war es ein Fest. Wir waren es nicht gewohnt, dass jemand mit uns am Tisch sitzt. Jesus kam nicht, um uns zu beschämen, sondern um uns heimzuholen. Er sagte: „Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ Ich fühlte mich zum ersten Mal nicht mehr krank, sondern heil. Nicht mehr verachtet, sondern gesehen.
„Da das Jesus hörte, sprach er: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Geht aber hin und lernt, was das heißt: ‚Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit und nicht am Opfer.‘ Denn ich bin gekommen, die Sünder zu rufen und nicht die Gerechten.“
Matthäus 9,12–13
Moderatorin: Gab es eine Bibelstelle – vielleicht auch eine, die du selbst geschrieben hast – die dir besonders nah am Herzen liegt?
Matthäus: Ich liebe die Seligpreisungen. Weil sie alles auf den Kopf stellen. Nicht die Starken, sondern die Schwachen nennt Jesus selig. Nicht die Erfolgreichen, sondern die Sanftmütigen. Nicht die, die recht haben, sondern die, die Frieden stiften. Ich denke oft: Er sprach da auch über mich. Über Leute wie mich. Und über Menschen wie dich.

„Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“
Matthäus 5,3–5
Moderatorin: Du warst ein Zöllner. Dann ein Jünger. Und dann Evangelist. Was hat dich dazu bewegt, das alles aufzuschreiben?
Matthäus: Ich habe gesehen, wie Jesus Menschen verändert hat – mich zuerst. Und ich wusste: Wenn ich nichts davon aufschreibe, wird es vergessen. Ich habe mein Evangelium vor allem für Menschen aus Israel geschrieben, darum zitiere ich oft die Propheten. Ich wollte zeigen: Jesus ist nicht eine neue Mode, sondern die Erfüllung. Die Erfüllung von Gottes Zusage, dass er uns retten wird. Und das tut er – nicht mit Macht, sondern mit Liebe.

Moderatorin: Viele Menschen heute fühlen sich wie du damals: Ausgestoßen, nicht gut genug. Was würdest du ihnen sagen?
Matthäus: Ich würde sagen: Jesus ruft dich. Nicht, weil du perfekt bist. Sondern weil du ehrlich bist. Er ruft dich nicht, damit du dich schämst, sondern damit du aufstehst. Er ruft dich nicht in ein System, sondern in eine Beziehung. Ich habe Jesus erlebt. Ich habe erlebt, wie er heilt – Herzen, Leben, Gemeinschaften. Glaub mir: Niemand ist zu weit weg, um nicht gefunden zu werden. Ich bin der Beweis.
Moderatorin: Matthäus, danke für dieses offene, ehrliche Gespräch. Es macht Mut. Du machst Mut.
Matthäus: Wenn mein Leben ein Beweis für Gottes Barmherzigkeit sein kann – dann ist mein Ziel erreicht.
