Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,
am 10. November wird weltweit der „Tag der Wissenschaft für Frieden und Entwicklung“ begangen. Ein sperriger Name vielleicht, aber mit einem hochaktuellen Anliegen: Wie können Erkenntnis, Fortschritt und Forschung zum Frieden beitragen? Und welche Verantwortung tragen wir Menschen – ganz gleich ob Wissenschaftlerin, Schüler, Rentnerin oder Politiker – für eine Welt, in der Entwicklung nicht Ausbeutung bedeutet, und Frieden mehr ist als die Abwesenheit von Krieg?
Die Bibel sagt an vielen Stellen etwas darüber, was es bedeutet, mit Wissen umzugehen. Schon im ersten Buch Mose lesen wir von einem Baum, der Wissen bringt – und von der dramatischen Folge, wenn Wissen und Verantwortung auseinandergerissen werden:
„Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du davon isst, musst du des Todes sterben.“
1. Mose 2,17
Wissen ohne Weisheit, ohne Demut, ohne Rücksicht – das ist nicht nur eine biblische Warnung, sondern eine Menschheitserfahrung. Und trotzdem ist der Mensch von Gott mit Neugier, Kreativität und einem Forschergeist ausgestattet. Das wird zum Beispiel im Buch der Sprüche gewürdigt:
„Glücklich der Mensch, der Weisheit gefunden hat, der Mensch, der Einsicht erlangt! Denn ihr Erwerb ist besser als Geld, ihr Gewinn besser als Gold.“
Sprüche 3,13–14
Wissenschaft ist also nicht an sich gut oder schlecht. Sie ist ein Werkzeug. Die Frage ist: Wofür setzen wir sie ein? In einer Welt voller Krisen brauchen wir keine Wissenschaft, die nur auf Profit schaut. Wir brauchen Forschung, die heilt, hilft, vorbeugt. Die den Menschen dient, besonders den Schwachen. Jesus selbst hat gezeigt, wie heilendes Handeln aussieht. Er hat die Kranken nicht studiert, sondern berührt. Er hat den Blinden nicht gesagt, wie ihr Auge funktioniert, sondern ihnen das Licht zurückgegeben.
„Da sprach Jesus zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen! Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.“
Markus 10,52
Glaube und Wissenschaft müssen sich nicht ausschließen. Der christliche Glaube ist kein Gegenprogramm zur Forschung. Im Gegenteil: Viele große Naturwissenschaftler waren und sind tiefgläubige Menschen. Aber Glaube fragt nach dem „Warum“ hinter dem „Wie“. Nach Sinn, nach Verantwortung, nach Gerechtigkeit. Ein Glaube, der nichts mit Forschung zu tun haben will, verliert den Kontakt zur Realität. Eine Wissenschaft, die ohne Werte auskommt, verliert die Seele.
Vielleicht ist dieser 10. November eine gute Gelegenheit, einmal DANKE zu sagen: Den stillen Forschenden, den mutigen Entwicklerinnen, den Denkern, die sich nicht kaufen lassen. Und vielleicht auch eine Gelegenheit, für Frieden zu beten – ganz konkret, ganz alltäglich.
Wir haben es nämlich in der Hand. Im Kleinen wie im Großen. Du und ich.
Herr,
du hast uns Verstand geschenkt,
aber auch ein Herz.
Lass uns beides nutzen, um Frieden zu stiften.
Schenke Weisheit, wo Wissen allein nicht reicht.
Schenke Mut, wo Verantwortung drückt.
Segne alle, die forschen, entwickeln, entdecken –
und zeige ihnen den Weg, der zu dir führt.
Wo Wissen dient, wächst Frieden.
Wo Wahrheit zählt, bleibt Licht.
Wo Liebe forscht, heilt Wunden.
Vergiss die Schwachen nicht.
Gib Augen, die das Ganze sehen,
und Hände, die gerecht vergehen.
Lass Forschung nicht zur Waffe werden,
mach uns zu Werkzeugen auf Erden.
Wo Fragen offenbleiben,
da lehre uns Geduld.
Wo Pläne scheitern, lehre Gnade,
und trage unsern Zweifel mit.
Herr, du hast uns Menschen gemacht,
nicht für die Angst, sondern für Hoffnung.
Lass uns Forscher sein mit Herz und Hand –
im Dienst an deiner Schöpfung.
Amen.