800 – Vorlesen verändert Herzen

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,

wer sich einmal zurückerinnert an die eigene Kindheit, wird vielleicht die Wärme einer Stimme spüren, die eine Geschichte vorliest. Vielleicht war es ein Elternteil, ein Großelternteil oder eine Lehrerin. Vielleicht hat dich ein Buch gepackt, weil jemand es mit Liebe vorgelesen hat. Heute ist bundesweiter Vorlesetag – ein Tag, der daran erinnert, wie sehr gute Geschichten verbinden können. Und wo gäbe es tiefere Geschichten als in der Bibel?

In der Bibel wimmelt es von Geschichten, die nicht nur für Kinder geeignet sind – sondern für jede Lebensphase. Geschichten, die Mut machen. Geschichten, die trösten. Geschichten, die aufrütteln. Geschichten, die helfen, sich selbst und Gott besser zu verstehen.

Eine der schönsten Geschichten zum Vorlesen – weil sie so einprägsam und tief ist – steht ganz am Anfang:

„Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“
1. Mose 1,3

Wer das laut vorliest, spürt sofort: Diese Geschichte hat Wucht. Sie erzählt nicht nur davon, wie die Welt wurde, sondern dass das Chaos nicht bleibt. Dass aus Dunkelheit Licht werden kann – mit einem einzigen göttlichen Wort. Das geht unter die Haut, selbst beim zehnten Mal lesen.

Eine weitere große Vorlesegeschichte ist die von Josef, der von seinen Brüdern verkauft wird, am Ende aber zum Retter der ganzen Familie wird. Es ist ein dramatisches Familienepos, voll Spannung, Neid, Versöhnung – wie gemacht für eine lange Erzählrunde am Abend.

„Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“
1. Mose 50,20

Diese Worte kommen aus dem Mund eines Mannes, der gelitten hat – aber nicht zerbrochen ist. Ein Mann, der verstanden hat: Gott schreibt Geschichten mit überraschenden Wendungen.

Oder denk an die Geschichte von Rut, die ihrer Schwiegermutter Naomi sagt:

„Wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch.“
Rut 1,16

Wer das vorliest, liest nicht nur von Liebe. Man liest von Treue in einer Zeit, in der viele Menschen nichts mehr erwarten. Rut ist eine Heldin der Alltagsliebe – ideal, um zu zeigen, dass Loyalität nie aus der Mode kommt.

Und dann natürlich: Jesus. Wie viele Gleichnisse hat er erzählt, die zum Vorlesen einladen! Eines der bekanntesten ist das vom verlorenen Sohn. Es endet so:

„Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden; er war verloren und ist wiedergefunden worden.“
Lukas 15,24

Dieses Gleichnis berührt jedes Herz, ob jung oder alt. Es erzählt von Schuld, Rückkehr und grenzenloser Annahme. Diese Geschichte laut zu lesen – vielleicht einem Freund, der sich weit entfernt fühlt – kann Wunder wirken.

Vorlesen ist nicht nur etwas für Kinder. Es ist ein Geschenk zwischen Menschen. Und vielleicht liegt darin ein geistlicher Schatz: Wer eine Geschichte teilt, schenkt ein Stück Himmel weiter. Worte haben Kraft. Gesprochene Worte ganz besonders. Und Gottes Wort – vorgelesen – ist wie lebendiges Brot.

Ich habe von einer Senioreneinrichtung gelesen, wo jeden Donnerstag ein Ehrenamtlicher aus der Bibel vorliest. Kein Gottesdienst, kein Programm. Einfach nur Geschichten. Und die alten Damen und Herren hören zu – oft mit Tränen in den Augen. Einer von ihnen sagte mal: „Wenn der liest, dann ist es, als ob Gott selbst spricht.“

Was für ein Kompliment. Was für eine Wahrheit.

Vielleicht schnappst du dir heute selbst mal eine Bibelgeschichte. Lies sie vor. Deinen Kindern. Deinem Partner. Oder dir selbst – laut. Du wirst merken: Da passiert etwas. Denn Gottes Wort kommt nicht leer zurück.

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