Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
es gibt diese Tage, da fühlt sich alles ein bisschen zu viel an. Entscheidungen wollen getroffen werden, Meinungen prasseln auf einen ein, und in Gesprächen oder im Job hat man das Gefühl, nicht mitzukommen. Und dann soll man auch noch wissen, was richtig ist – für sich selbst, für andere, vielleicht sogar für die Welt. Kein Wunder, dass wir manchmal einfach nur denken: „Gib mir bitte jemand einen klaren Gedanken!“
In solchen Momenten kann ein kleiner Satz aus dem Jakobusbrief wie ein Rettungsanker sein. Dort steht:
„Wenn aber jemand unter euch Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und niemanden vermerkt, und sie wird ihm gegeben werden.“
Jakobus 1,5
Diese Worte klingen wie eine offene Einladung. Du brauchst keinen Doktortitel, keinen perfekten Glauben, kein fehlerfreies Leben. Du darfst einfach bitten. Gott gibt gern. Punkt. Und das Beste: Er macht dir keine Vorwürfe. Kein „Hättest du doch früher gefragt“ oder „Wie kannst du nur so ratlos sein?“ – sondern: Du fragst. Er hört. Und er gibt.
Wir leben in einer Welt, in der Unsicherheit oft versteckt wird. Wer fragt, zeigt Schwäche – so wird es uns beigebracht. Aber Gott dreht das um. In seiner Welt ist die Bitte nach Weisheit kein Zeichen von Unvermögen, sondern ein Ausdruck von Vertrauen. Wer Gott bittet, rechnet mit seiner Nähe, mit seiner Antwort. Das ist echte Stärke.
Vielleicht fragst du dich: Und wie kommt diese Weisheit dann? Plötzlich eine Stimme vom Himmel? Meistens nicht. Viel öfter kommt sie ganz leise – in Form eines Gedankens, der sich richtig anfühlt. In einem Gespräch mit einem Menschen, der auf einmal genau die Worte sagt, die du gebraucht hast. Oder in dem Moment, in dem du aufhörst, zu rennen, und still wirst. Und da ist sie: Klarheit. Richtung. Ein kleiner Lichtstrahl.

Ich erinnere mich an eine Geschichte aus dem echten Leben, die das wunderbar zeigt. Eine junge Frau stand vor der Entscheidung, ob sie einen sicheren Job behalten oder sich mit einer sozialen Idee selbstständig machen sollte. Kopf gegen Herz. Sicherheit gegen Berufung. Sie hat gebetet – nicht einmal, sondern wochenlang. Die Antwort kam nicht spektakulär. Aber sie kam. In einem Gespräch mit einem alten Freund, der sie fragte: „Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?“ Dieser Satz traf sie ins Herz. Und sie wusste: Gott hatte gesprochen – durch eine Frage, die sie nicht losließ. Heute leitet sie ein kleines Bildungsprojekt für benachteiligte Jugendliche. Und sie sagt: „Ich habe keine Sekunde bereut.“
Weisheit ist nicht immer spektakulär. Sie ist oft leise, ruhig, sanft. Und sie ist immer: geschenkt.

Manchmal merken wir gar nicht, dass wir gerade weise handeln. Dass wir eine kluge Entscheidung treffen, weil wir auf unser Herz hören, auf das, was wir im Gebet gespürt haben. Dass wir Menschen zuhören, anstatt zu urteilen. Dass wir einen Schritt zurückgehen, anstatt blind nach vorn zu preschen. Das alles ist gelebte Weisheit. Geschenkte Weisheit. Von oben.
Vielleicht hast du gerade eine Entscheidung zu treffen. Vielleicht fühlst du dich überfordert. Dann nimm diesen einen Satz mit in den Tag:
„So bitte er Gott.“
Mehr braucht es nicht. Keine langen Reden. Kein kompliziertes Gebet. Nur: „Herr, ich brauch dich. Ich brauch Weisheit.“ Und dann: Vertrau. Er gibt. Ganz sicher.
Weisheit ist mehr als Wissen. Sie ist Herz, Verstand und Vertrauen in Aktion. Sie macht dich nicht perfekt, aber sie macht dich wach. Sie hilft dir, das Richtige zu tun – auch wenn es manchmal schwer ist. Und sie kommt. Garantiert.

Wenn dir also heute der Durchblick fehlt: Bitte. Vertraue. Und dann geh Schritt für Schritt weiter. Gott geht mit.
Gott, du weißt, wie oft wir ratlos sind.
Du kennst unser Herz, unsere Zweifel, unsere Fragen.
Und du sagst: Bitte mich.
Danke für dieses große Versprechen.
Schenk uns deine Weisheit – für heute, für morgen, für jeden Tag.
Und lass uns erkennen, wann du sprichst.
Amen!
