Seid herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,
heute, am 4. Oktober, begegnen uns gleich zwei starke Themen: Es ist Welttierschutztag – und der Gedenktag des heiligen Franz von Assisi. Beides passt perfekt zusammen. Denn Franz von Assisi sah Tiere und Natur nicht als nette Nebensache, sondern als Geschwister. Für ihn war der Wolf kein Feind, sondern ein Bruder. Die Sonne – Schwester. Der Tod – kein Ende, sondern ein Teil der göttlichen Ordnung. Und Tiere – Ausdruck von Gottes Schönheit.
Der Welttierschutztag ist kein christlicher Feiertag – und doch sollte er uns Christen besonders wach machen. Denn wie wir mit Gottes Schöpfung umgehen, ist nicht nur eine ethische Frage. Es ist eine geistliche.
Wir steigen ganz an den Anfang der Bibel ein:
„Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“
1. Mose 1,31
Sehr gut – nicht nur „brauchbar“ oder „ganz okay“. Gottes Blick auf die Schöpfung ist durch und durch liebevoll. Tiere, Pflanzen, Berge, Meere – all das hat nicht nur eine Funktion, sondern einen Wert. Ein inneres Leuchten. Und das gilt auch heute noch – trotz Abgasen, Massentierhaltung und Asphalt.
Dass die Schöpfung aus dem Gleichgewicht geraten ist, spüren wir überall. Und die Bibel kennt diesen Zustand. Paulus beschreibt ihn in seinem Brief an die Römer sehr eindrücklich:
„Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.“
Römer 8,19
Was für ein Satz! Die ganze Schöpfung wartet – auf was? Auf uns. Auf Menschen, die erkennen, was es heißt, Kinder Gottes zu sein: nämlich nicht nur Empfänger von Liebe, sondern auch Verantwortungsträger. Nicht nur „Krone der Schöpfung“, sondern Gärtner, Hüter, Mit-Lebewesen.
Jesus selbst nimmt in seinen Worten immer wieder Bezug auf Tiere. Nicht nur als Bild, sondern als Vorbild:
„Seht die Vögel unter dem Himmel: Sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch.“
Matthäus 6,26

Das ist mehr als ein schöner Satz für Postkarten. Es ist ein Hinweis auf Gottes Fürsorge – aber auch auf den Wert jedes einzelnen Wesens. Vögel sind für Gott keine Nebensache. Und wenn sie für Gott wichtig sind – sollten sie es dann nicht auch für uns sein?

Ich habe neulich von einer Frau gelesen, die sich ein Jahr lang vorgenommen hat, „mit weniger Spuren“ zu leben. Sie fing an, auf Fleisch aus Massentierhaltung zu verzichten. Sie stellte das Futterhäuschen im Garten wieder auf. Sie verzichtete auf Inlandsflüge und fing an, heimische Wildblumen zu pflanzen. Ihr Ziel war nicht Perfektion. Sondern Aufmerksamkeit. Achtsamkeit. Und Liebe zur Schöpfung. (Quelle: DIE ZEIT, Nachhaltigkeit im Alltag)
Franz von Assisi hat keine Bibel übersetzt. Er hat keine große Kirchenpolitik gemacht. Aber er hat gelebt, was Liebe zur Schöpfung heißt. Und sein Leben ist über 800 Jahre später immer noch ansteckend.
Wie wäre es, wenn du heute mal kurz innehältst – beim Blick aus dem Fenster, beim Spaziergang, beim Füttern der Katze – und denkst: Dieses Wesen ist ein Teil von Gottes sehr guter Schöpfung?

Wie wäre es, wenn Gemeinden nicht nur Menschen segnen, sondern auch Tiere? Wenn Gottesdienste im Grünen wieder zur Normalität würden? Wenn Naturschutz nicht nur Politik wäre, sondern Gottesdienst?
Vielleicht ist das ein guter Moment, uns neu erinnern zu lassen: Wir sind eingeladen – nicht als Besitzer dieser Welt, sondern als Bewahrer.
Oder, wie Franz von Assisi es lebte: nicht über, sondern mit der Schöpfung.
Gott, Schöpfer von Himmel und Erde,
du hast die Tiere, Pflanzen und Menschen geschaffen – aus Liebe.
Lehre uns, diese Liebe zu erwidern.
Mach uns aufmerksam für das Leise, für das Zerbrechliche, für das, was wir oft übersehen.
Gib uns Mut, zu bewahren statt zu zerstören.
Und schenke uns Freude an deiner Schöpfung.
Amen!
