780 – Allerheiligen: Gemeinschaft der Heiligen und neues Licht

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,

gestern war Reformationstag – ein bedeutsamer Tag für uns als evangelisches Angebot. Wir haben gefeiert, was uns stark macht: Die Freiheit im Glauben, das Vertrauen auf Gottes Wort, das Licht, das durch Christus neu in die Welt kam. Aber heute schauen wir bewusst über unsere Grenzen hinaus. Denn auch wenn Allerheiligen ein katholischer Feiertag ist, lädt er uns ein, über etwas nachzudenken, das uns alle angeht: die Gemeinschaft der Heiligen. Und die ist größer als jedes Konfessionsverzeichnis.

Heiligkeit ist kein Statussymbol für die Frommen oder ein Museum voller perfekter Lebensläufe. Heiligkeit beginnt dort, wo Menschen Gottes Licht in sich aufnehmen – und weitertragen. Manchmal laut, oft leise. Manchmal gefeiert, meist übersehen.

Die Bibel sagt:

„Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe.“
Epheser 1,4

Heiligkeit ist eine Einladung. Keine Leistung. Kein Druck. Sondern eine Zusage: Du bist gemeint. Du bist berufen. Du bist Teil eines großen Gedankens Gottes. Nicht irgendwann – jetzt. Heute.

Und dann lesen wir weiter:

„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitz, damit ihr die Tugenden dessen verkündet, der euch berufen hat aus der Finsternis in sein wunderbares Licht.“
1. Petrus 2,9

Gestern haben wir – auch im Blick auf Halloween – über Licht und Schatten gesprochen. Heute geht dieses Thema weiter. Denn dieses Licht, das Gott uns schenkt, verbindet uns über Zeit und Raum hinweg mit denen, die vor uns gelebt haben. Mit all denen, die aus der Dunkelheit ins Licht gerufen wurden – und das Licht weitergegeben haben. Menschen, die wir kennen. Und Menschen, deren Namen längst vergessen sind – aber deren Spuren geblieben sind.

Allerheiligen ist Erinnerung. Und gleichzeitig ein mutiger Blick nach vorn. Denn die Gemeinschaft der Heiligen ist kein nostalgischer Club, sondern eine lebendige Familie. Dazu gehörst du. Jetzt. Mitten in deinem Alltag. In deiner Unsicherheit. In deinem Glauben. Und selbst in deinem Zweifel.

Ich habe neulich einen Bericht gelesen von einer Schule, die am 1. November – in einem anderen Jahr – nicht frei hatte, weil sie evangelisch war. Die Lehrer entschieden sich trotzdem, mit den Kindern über Menschen zu sprechen, die Licht gebracht haben. Sie sprachen über Rosa Parks. Über Dietrich Bonhoeffer. Über eine stille Nachbarin, die immer für andere einkaufte. Und über eine verstorbene Oma, die im Krieg Waisenkinder versteckte. Am Ende bastelten sie kleine „Heiligenlichter“ – nicht, um jemanden auf einen Sockel zu stellen, sondern um daran zu erinnern: Auch du kannst leuchten.

Vielleicht ist das genau der Gedanke, den wir heute mitnehmen dürfen. Reformation heißt: Immer wieder neu anfangen. Allerheiligen heißt: Du bist nicht allein. Die Gemeinschaft der Heiligen ist real – mitten unter uns. Nicht perfekt, aber echt. Und getragen von Gott.

Lasst uns zum Schluss gemeinsam beten – begleitet von dem Musikstück, das nur für diesen Moment komponiert wurde. Es erklingt wie ein Gebet, das mehr sagt als Worte. Aber Worte brauchen wir trotzdem:

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