Liebe Leserinnen und Hörer, liebe Leser und Hörerinnen,
in den Nachrichten, auf Social Media, in Familienrunden – überall kracht es. Meinungen prallen aufeinander, Stimmungen kippen, Gräben scheinen tiefer denn je. Viele sagen: Unsere Gesellschaft ist gespalten. Und manchmal wirkt es wirklich so.
Aber was wäre, wenn genau in diesen Spannungen unser Auftrag liegt? Nicht zu siegen, sondern zu verbinden? Nicht aufzugeben, sondern anders zu reagieren? Die Bibel kennt die menschlichen Unterschiede – und stellt eine gewaltige Idee in den Raum: Einheit in Vielfalt.

Der Apostel Paulus schreibt an eine ziemlich bunte Gemeinde in Korinth. Da waren Menschen aus verschiedenen Schichten, Herkunft, mit unterschiedlichen Glaubensbiografien – und natürlich krachte es auch da. Paulus geht nicht auf jede Streitfrage ein. Stattdessen schreibt er:
„Denn wie der Leib einer ist und doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obwohl es viele sind, ein Leib sind: so auch Christus.“
1. Korinther 12,12
Ein Körper mit vielen Teilen – und doch ein Ganzes. Dieses Bild ist nicht nur klug, es ist revolutionär. Denn es heißt: Du kannst ganz anders sein als ich – und trotzdem gehören wir zusammen.
Paulus bleibt nicht theoretisch. Er schreibt weiter:
„Das Auge kann nicht sagen zur Hand: Ich brauche dich nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht.“
1. Korinther 12,21
Wie oft sagen wir genau das – nur freundlicher verpackt. „Mit solchen Leuten kann ich nichts anfangen.“ Oder: „Der tickt komplett anders, mit dem muss ich nicht reden.“ Aber wenn wir so handeln, amputieren wir Teile des Körpers, zu dem wir alle gehören. Keine gute Idee.

Im Epheserbrief bringt Paulus es auf einen schönen, aber anspruchsvollen Punkt:
„Ertragt einander in Liebe und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens.“
Epheser 4,2–3
Ertragen – das klingt nicht romantisch, sondern echt. Das ist kein Wohlfühlwort. Aber genau darum geht’s. Einheit beginnt nicht, wenn alle einer Meinung sind. Sondern wenn wir uns trotzdem aushalten, zuhören, weiterreden, weitermachen – aus Liebe.

Ein schönes Beispiel für gelebte Einheit trotz Unterschiedlichkeit war das gemeinsame Gebet verschiedener christlicher Gruppen anlässlich des G20-Gipfels in Hamburg. Christen aus unterschiedlichsten Kirchen und Konfessionen kamen zusammen – nicht für eine politische Agenda, sondern um Gott gemeinsam um Frieden und Weisheit zu bitten (Quelle: pro-medienmagazin.de, „Gemeinsames Gebet für den G20-Gipfel“).
Vielleicht ist das der Schlüssel: zu glauben, dass das Gemeinsame wichtiger ist als das Trennende. Und zu lernen, dass Verschiedenheit kein Problem ist – sondern eine Stärke, wenn sie in Liebe gelebt wird.
Heute – genau heute – kannst du anfangen, das zu leben. In deinem Gespräch mit Kollegen. In der WhatsApp-Gruppe deiner Familie. Im Blick auf Menschen, die anders denken, glauben, leben.

Du musst niemanden ändern. Aber du kannst dich entscheiden, nicht abzuwerten. Sondern zu lieben. Denn das verbindet.
Herr,
du hast uns verschieden gemacht – mit Absicht.
Du kennst unsere Streitpunkte – und liebst uns trotzdem.
Hilf uns, nicht nur auf das Trennende zu sehen,
sondern auf dich, der uns verbindet.
Mach uns mutig, barmherzig, ehrlich – und liebevoll.
Amen!
