Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Gemeinde,
heute, am Palmsonntag, stehen wir am Tor einer besonderen Woche, der Karwoche, und erinnern uns an den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem. Dieser Tag läutet das Ende der Fastenzeit ein und führt uns in die Tage des Gedenkens an Leiden, Tod und die Auferstehung Jesu Christi.
Vor rund 2000 Jahren zog Jesus auf einem Esel in Jerusalem ein, umjubelt von einer Menschenmenge, die ihn mit Palmzweigen willkommen hieß und rief:
„Hosanna dem Sohn Davids! Gesegnet, der da kommt im Namen des Herrn! Hosanna in der Höhe!“
Matthäus 21,7-11
Dieser Einzug war nicht nur ein Zeichen der königlichen Würdigung, sondern auch ein Akt tiefgreifender symbolischer Bedeutung. Der Esel, ein Tier der Demut, und die Palmenzweige, Symbole des Sieges und des Friedens, verkündeten eine neue Art der Königsherrschaft: eine Herrschaft der Liebe und des Friedens, die die Welt verändern sollte.
An Palmsonntag erinnern wir uns daran, wie die Stadt in Bewegung kam und fragte: „Wer ist das?“, worauf die Antwort lautete: „Das ist der Prophet Jesus von Nazareth in Galiläa.“ (Matthäus 21,11). Diese Frage und die Antwort darauf hallen durch die Jahrhunderte bis zu uns. Sie laden uns ein, Jesus in unserem Leben willkommen zu heißen, ihm Platz zu machen und ihm zu folgen.
Die Liturgie des Palmsonntags mit der Segnung der Zweige und der Palmprozession bringt uns diese historischen Ereignisse nahe und erlaubt uns, Teil der Menge zu werden, die Jesus einst in Jerusalem empfing. Wo echte Palmzweige rar sind, greifen wir auf Buchsbaum, Weide oder andere Zweige zurück, die wir mit nach Hause nehmen und als Zeichen des Glaubens und der Hoffnung bewahren. Diese Traditionen reichen weit zurück und verbinden uns mit den frühen Christen, die Jesus‘ Einzug feierlich nachstellten und sich in Prozessionen versammelten.
Palmsonntag erinnert uns auch an die Vergänglichkeit menschlichen Ruhms. Der jubelnde Empfang in Jerusalem verwandelte sich innerhalb weniger Tage in die Zurückweisung und Kreuzigung Jesu. Diese Umkehrung erinnert uns daran, dass wahre Größe im Dienen und in der Hingabe für andere liegt, wie es Jesus vorgelebt hat.
„Die Stunde ist gekommen, da der Menschensohn verherrlicht wird. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht.“
Johannes 12,23-24
Diese Worte Jesu verdeutlichen die tiefe geistliche Wahrheit, dass erst durch Hingabe und Opferbereitschaft wahres Leben und Erneuerung möglich sind.
Lassen Sie uns daher diesen Palmsonntag nicht nur als einen Tag der Erinnerung betrachten, sondern als Einladung, unser eigenes Leben zu reflektieren und uns neu für den Weg Jesu zu öffnen. Es ist eine Gelegenheit, unseren Glauben zu erneuern und uns bewusst zu machen, dass wir gerufen sind, Zeugen der Hoffnung, der Liebe und des Friedens in unserer Welt zu sein.
Ich lade Sie ein, diese heilige Woche bewusst zu erleben, sich Zeit für Stille, Gebet und Besinnung zu nehmen und die Geschichte unserer Erlösung, die mit dem Einzug in Jerusalem beginnt und am Ostersonntag ihren Höhepunkt findet, tief in Ihr Herz zu lassen.
Am Ende dieser Betrachtung möchte ich Sie ermutigen, im Glauben fest zu stehen, die Botschaft der Hoffnung, die Jesus uns gebracht hat, in Ihrem Leben sichtbar zu machen und sich von seinem Beispiel der Liebe und des Dienens inspirieren zu lassen.
Gott segne Sie in dieser heiligen Woche und führe Sie zu einer tieferen Begegnung mit Ihm, durch unseren Herrn Jesus Christus. Amen.