373 – Explosionen im Libanon: Gewalt, Vergeltung und die christliche Sicht

373 – Explosionen im Libanon: Gewalt, Vergeltung und die christliche Sicht

Liebe Leserinnen und Leser,

die erneuten Explosionen im Libanon haben verheerende Folgen hinterlassen. Nach den neuesten Berichten sind durch offenbar koordiniert zur Explosion gebrachte Kommunikationsgeräte der Hisbollah mindestens 37 Menschen getötet und mehr als 2.900 verletzt worden. Diese Katastrophe reißt unzählige Familien ins Unglück und wirft gleichzeitig viele Fragen auf – auch aus einer christlichen Perspektive. Wie gehen wir als Christen mit diesen Geschehnissen um? Wie bewerten wir die Taten, aber auch die Reaktionen darauf?

Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass Gewalt und Zerstörung niemals im Sinne Gottes sein können. Schon Jesus hat uns gelehrt:

„Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Matthäus 5,9

Diese Worte sollten uns in solchen Momenten umso deutlicher vor Augen stehen. Gewalt, egal von welcher Seite, kann nicht Gottes Wille sein. Auch wenn einige Bibelstellen, wie Psalm 7,12, „Gott ist ein gerechter Richter und ein Gott, der täglich strafen kann“, darauf hinweisen, dass Gott über das Böse richtet, ist dies kein Freifahrtschein für menschliche Gewaltakte. Gottes Strafe ist niemals willkürlich, sondern immer gerecht – etwas, das wir Menschen oft nicht nachvollziehen können. Wir sind nicht in der Lage, solche Vergeltungsaktionen als „gerechte Strafe“ zu betrachten, besonders wenn sie so viele Unschuldige treffen.

Wir sehen hier eine vielschichtige Lage. Auf der einen Seite steht die Hisbollah, eine Miliz, die nicht nur im Libanon, sondern weltweit als Bedrohung für Frieden und Sicherheit wahrgenommen wird. Sie trägt Mitverantwortung für das Leid vieler Unschuldiger, indem sie Gewalt sät und Feindschaft schürt. Doch auf der anderen Seite sehen wir Israel, ein Land, das immer wieder unter Angriffen leidet. Am 7. Oktober 2023 überfiel die islamistische Terror-Organisation Hamas Israel. Die Zahl der ermordeten Menschen liegt in Israel bei mehr als 1.300. Allein am Tag des Angriffs wurden laut israelischen Angaben aus dem Gazastreifen mindestens 2.200 Raketen auf Israel gefeuert. Die Hamas-Terroristen drangen in Dörfer und Kibbuzim nahe der Grenze ein und überfielen diese mit großer Brutalität. Im Kibbuz Be’eri wurden mehr als 100 Einwohner ermordet. Auf einem Musikfestival, das rund 3.500 Israelis besuchten, töteten die Terroristen mehr als 250 Menschen. An keinem anderen Tag seit dem Holocaust wurden mehr Juden ermordet. Mehr als 150 Personen wurden von den Terroristen nach Gaza entführt. Israel hat das Recht, sich zu verteidigen – das steht außer Frage. Doch selbst in der Verteidigung muss der Maßstab der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit gewahrt bleiben. Dies verdeutlicht auch Psalm 7,12, der darauf hinweist, dass Gott ein gerechter Richter ist – aber es ist Gottes Urteil, nicht unser eigenes.

Israelischer Soldat mit nachdenklichem Blick, DALL·E, prompted by ChatGPT 4o
Israelischer Soldat mit nachdenklichem Blick, DALL·E, prompted by ChatGPT 4o

Die Berichte, dass elektronische Kommunikationsgeräte wie Pager und Walkie-Talkies explodierten, wodurch unzählige Menschen verletzt und getötet wurden, werfen moralische Bedenken auf. Wie kann ein solcher Angriff gerechtfertigt werden, wenn er keine Rücksicht darauf nimmt, wer das Gerät gerade in der Hand hält? Sind solche Maßnahmen mit christlichen Werten vereinbar? Jesus selbst sagt:

„Wer zum Schwert greift, soll durch das Schwert umkommen.“
Matthäus 26,52

Es ist klar, dass blinde Gewalt nicht der Weg Jesu ist, und dass wir als Christen aufgerufen sind, für den Frieden einzutreten.

Die Verantwortung, die hier auf beiden Seiten liegt, ist erdrückend. Israel muss sich verteidigen, um das Überleben seines Volkes zu sichern – das steht außer Frage. Aber auch bei der Verteidigung müssen Prinzipien der Gerechtigkeit und der Menschlichkeit gewahrt bleiben. Niemand sollte unschuldig sterben müssen. Die internationale Gemeinschaft, die UNO, sieht eine Eskalation auf uns zukommen. Eine Eskalation, die nur noch mehr Leid und Zerstörung bringen wird.

Für uns als Christen ist der Weg Jesu klar: Wir sind aufgerufen, Friedensstifter zu sein, auch in scheinbar ausweglosen Situationen. Wir dürfen nicht zulassen, dass uns die Logik der Gewalt erfasst und uns blind macht für das Leid der Menschen – egal auf welcher Seite sie stehen. Wir dürfen nie vergessen, dass Gott ein Gott der Gnade ist, und dass wir nach dieser Gnade auch inmitten von Konflikten suchen müssen. Selbst in Zeiten der Verteidigung und des Konflikts bleibt der Ruf Jesu nach Frieden und Nächstenliebe unser Kompass.

Lassen Sie uns beten, dass die Verantwortlichen auf allen Seiten die Stimme der Vernunft hören und erkennen, dass nur der Weg des Friedens am Ende zu einer echten Lösung führen kann.

Herr, wir bitten dich, schenke den Verantwortlichen auf allen Seiten Einsicht und Frieden. Lass nicht zu, dass weitere unschuldige Menschen sterben müssen. Gib uns die Kraft, für Gerechtigkeit und Frieden einzustehen, auch wenn der Weg schwer ist.

Amen.

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