359 – „Wer ist hier blind?“ – Eine Begegnung mit Johannes 9

359 – „Wer ist hier blind?“ – Eine Begegnung mit Johannes 9

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

lasst uns gemeinsam einen Moment innehalten und in die Worte des Evangelisten Johannes eintauchen, genauer gesagt in Kapitel 9. Es ist die Geschichte eines Mannes, der von Geburt an blind war und der durch eine Begegnung mit Jesus eine neue Sicht auf die Welt – und auf sich selbst – bekam. Doch diese Erzählung ist mehr als nur ein Wunderbericht. Sie spricht auch von Vorurteilen, von Glaube und von einer tiefen Verwandlung, die nicht immer so sichtbar ist wie ein geheiltes Augenlicht.

Die Geschichte beginnt ganz unscheinbar. Jesus sieht einen Mann, der blind geboren wurde.

Die Jünger fragen ihn: „Rabbi, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?“ Da antwortet Jesus: „Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.“
Johannes 9,1-3

Wie oft fragen wir uns: Warum passiert das gerade mir? Oder warum trifft das ausgerechnet ihn oder sie? Die Jünger machen das, was uns allen nur zu vertraut ist: Sie suchen nach Schuld. Wir wollen verstehen, warum Dinge geschehen. Aber Jesus weist auf etwas anderes hin. Nicht die Suche nach Schuld ist wichtig, sondern die Möglichkeit, Gottes Werke sichtbar zu machen. Was für ein Perspektivwechsel!

Jesus spuckt auf die Erde, macht einen Brei daraus und salbt damit die Augen des Blinden. Dann sagt er zu ihm: „Geh hin, wasche dich im Teich Siloah.“ Der Mann gehorcht, und als er sich wäscht, kann er sehen.
Johannes 9,6-7

Stellt euch diesen Moment vor! Ein Leben lang in Dunkelheit und plötzlich Licht, Farben, Gesichter – die Welt! Doch anstatt sich mit ihm zu freuen, beginnen die Menschen zu streiten. Sie fragen sich, wer dieser Mann sei, und manche zweifeln, ob er überhaupt derselbe ist. Und dann ist da die Frage: Wer hat dir die Augen geöffnet? Die Antwort „Jesus“ stößt auf Skepsis, Zweifel und Ablehnung. Statt die Wunder Gottes zu sehen, verhärten sich ihre Herzen.

Warum ist das so? Vielleicht, weil diese Geschichte uns allen einen Spiegel vorhält. Sehen wir wirklich, was vor uns liegt? Oder sind wir manchmal blind vor Vorurteilen, Zweifel oder Angst? Jesus heilt nicht nur die Augen des Blinden; er will auch unsere inneren Augen öffnen. Er lädt uns ein, hinter die Oberfläche zu blicken, den Menschen zu sehen, das Herz zu erkennen und Gottes Wirken im Alltag zu entdecken.

Eine Geschichte, die ich vor einiger Zeit gelesen habe, kommt mir in den Sinn: In einer kleinen Stadt lebte ein Mann, der als der „Blinde vom Markt“ bekannt war. Alle kannten ihn, und die meisten ignorierten ihn. Eines Tages stand eine junge Frau vor ihm und fragte, wie er sich die Welt vorstelle. Er lächelte und antwortete: „Ich sehe die Welt durch die Ohren und durch die Hände. Ich höre das Lachen, ich fühle den Wind, der über meine Haut streicht, und ich rieche die Blumen, wenn sie blühen.“ Die Frau war verblüfft und sagte: „Du siehst mehr als viele Menschen, die Augen haben.“ Sie verbrachten den Tag zusammen, und die junge Frau lernte, die Welt auf neue Weise zu sehen – mit offenen Augen und einem offenen Herzen.

Eine Sehende und ein Blinder, DALL·E, prompted by Michael Voß
Eine Sehende und ein Blinder, DALL·E, prompted by Michael Voß

Jesus lädt uns alle ein, die Welt mit neuen Augen zu sehen. Mit Augen, die nicht nach Schuld suchen, sondern nach Möglichkeiten, Gottes Werke zu erkennen. Mit einem Herzen, das offen ist für Überraschungen, für Wunder und für die Liebe, die uns alle umgibt. Manchmal, wenn wir glauben, alles verstanden zu haben, hält uns Jesus an und zeigt uns eine neue Perspektive. Das ist die Herausforderung und auch die Verheißung dieser Geschichte aus Johannes 9.

Lasst uns heute innehalten und überlegen, wo wir blind sind. Wo in unserem Leben könnten wir eine neue Sichtweise brauchen? Wo könnten wir beginnen, weniger zu urteilen und mehr zu lieben? Und lasst uns vor allem daran denken: Gott wirkt oft auf die erstaunlichsten Weisen.

Herr, öffne unsere Augen für deine Wunder. Lass uns sehen, was du uns zeigen willst. Gib uns den Mut, mit deinem Licht in diese Welt zu gehen und die Liebe weiterzugeben, die du uns schenkst.

Amen!

Die Folge 360 setzt dieses Thema fort.

2 Comments

  1. Pingback: 360 – „Innere Augen öffnen“ – Die Fortsetzung zu Johannes 9 – KI-Andacht.de

  2. Pingback: 361 – „Geistliche Klarheit“ – Der 3. Teil zu Johannes 9 – KI-Andacht.de

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