Liebe Leserinnen und Leser,
die Frage nach dem Leid in der Welt ist alt und belastet uns bis heute. Besonders wenn wir mit schweren Krankheiten oder Unfällen konfrontiert werden, kommt schnell die Frage auf: „Warum lässt Gott das zu?“ oder sogar: „Kann sich Gott nicht durchsetzen?“ Diese Gedanken sind verständlich, denn wenn wir an Gott als allmächtig und liebevoll glauben, scheint es schwer zu begreifen, warum Leid und Schmerz überhaupt existieren. Die Bibel gibt uns in verschiedenen Stellen Hinweise, die uns in dieser Frage ein Stück weiterbringen können.
Im 1. Buch Mose lesen wir über den Anfang der Menschheitsgeschichte:
„Aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.“
1. Mose 2,17
Der Sündenfall bringt die Trennung von Gott in die Welt, und mit dieser Trennung auch Schmerz, Leid und letztlich den Tod. Der Zustand der Welt, wie wir ihn heute erleben, war nie Gottes Plan. Das bedeutet aber nicht, dass Gott die Kontrolle verloren hat. Vielmehr respektiert er den freien Willen des Menschen, und das ist etwas, das er sich selbst als Grenze gesetzt hat. Durch diese Freiheit gibt es aber auch das Risiko, dass die Welt durch Sünde und Fehler geprägt ist, und somit sind Unfälle und Krankheiten Teil dieser gefallenen Welt.
Im Römerbrief wird uns gesagt:
„Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden.“
Römer 8,19
Dieser Vers macht deutlich, dass die Schöpfung selbst auf Erlösung wartet. Die Welt ist zerbrochen, aber nicht ohne Hoffnung. Gott hat durch Jesus Christus bereits einen Weg eröffnet, diese gebrochene Welt zu erneuern. Bis dahin leben wir in der Spannung zwischen dem „schon jetzt“ und dem „noch nicht“. Christus hat bereits den Tod besiegt, und doch erleben wir das volle Ausmaß dieser Erlösung erst in der Zukunft, wenn er wiederkommt. Bis dahin bleibt uns die Zuversicht, dass Gott eines Tages alles Leid beenden wird.
Jesus selbst hat durch sein Leben gezeigt, wie Gott inmitten von Leid und Schmerz wirkt.
„In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“
Johannes 16,33
Das zeigt uns, dass Gott nicht abwesend ist, wenn wir leiden. Er ist gerade im Schmerz bei uns, er leidet mit uns. Das christliche Verständnis von Gott ist kein ferner, kalter Herrscher, der das Leid zulässt und sich abwendet, sondern ein Gott, der durch Jesus selbst den tiefsten Schmerz ertragen hat. Jesus hat alle menschlichen Erfahrungen durchgemacht – auch die des Leidens. Er kennt unsere Not und ist mitten in unserer Verzweiflung an unserer Seite.
Das bringt uns zurück zu der Frage: „Warum gibt es Leid?“ Eine einfache Antwort darauf gibt es nicht. Aber was wir wissen, ist, dass Gott das Leid nicht gutheißt und dass er uns eine Hoffnung geschenkt hat, die weit über diese Welt hinausgeht. Das Leid und die Krankheiten sind Teil der gebrochenen Schöpfung, aber Gott hat versprochen, diese Schöpfung zu erneuern. Bis dahin sind wir aufgerufen, einander zu helfen, Leid zu lindern und Gottes Gegenwart auch in schwierigen Zeiten zu suchen.
Herr, hilf uns zu verstehen, dass du uns auch in schweren Zeiten begleitest. Stärke unser Vertrauen, dass du die Welt eines Tages vollkommen erneuern wirst. Bis dahin gib uns die Kraft, uns gegenseitig zu trösten und Hoffnung zu schenken.
Amen.