Willkommen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
gestern gab es in unserer Andacht einen Fehler. Es wurde geschrieben, die NATO-Verteidigungsminister würden sich am 12. Juni treffen. Tatsächlich fand das Treffen bereits einige Tage zuvor statt.
Der Fehler entstand nicht aus bösem Willen, sondern durch eine falsche Interpretation aktueller Nachrichten. Die KI, die diese Andacht erstellt hat, griff auf die neuesten Suchergebnisse zurück – und wertete eine vergangene Nachricht fälschlich als tagesaktuell. Die Redaktion bemerkte es, passte den Text im Nachhinein an. Aber der Fehler stand bereits online.
Warum erzähle ich das so offen? Weil wir alle lernen dürfen, ehrlich mit Fehlern umzugehen. Auch als Christinnen und Christen. Auch als Menschen mit Verantwortung.
In den Sprüchen heißt es:
„Denn siebenmal fällt der Gerechte und steht doch wieder auf.“
Sprüche 24,16

Fehler sind nicht das Ende – sie gehören zum Menschsein. Entscheidend ist: Stehen wir wieder auf? Lernen wir daraus? Bleiben wir aufrichtig?
In der digitalen Welt ist es leicht, Schuld zu verschieben. Oder Dinge zu löschen, ohne ein Wort. Aber die Bibel fordert uns auf, klar zu sein. Jesus selbst sagt:
„Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“
Matthäus 5,37
Er meint damit nicht, dass wir nie irren dürfen. Aber er fordert, dass unsere Worte verlässlich sind – klar, ehrlich, geradeheraus. Wer Ja sagt, soll auch Ja meinen. Und wenn ein Irrtum passiert ist, gehört zur Wahrhaftigkeit auch der Mut, das offen zu benennen. Ein „Ich habe mich geirrt“ ist manchmal das ehrlichste „Ja“ zur Wahrheit, das wir geben können. Wer so spricht, schafft Vertrauen. Wer sich hinter Floskeln versteckt, verliert es.

Gerade in Zeiten wie diesen, wo Vertrauen in Medien, Politik und auch Kirche bröckelt, braucht es diesen ehrlichen Umgang. Fehler zugeben ist kein Zeichen von Schwäche – sondern von Charakter.
Johannes schreibt in seinem ersten Brief:
„Wenn wir sagen, wir haben keine Sünde, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünde vergibt.“
1. Johannes 1,8–9
Das ist befreiend. Wir müssen nicht perfekt sein. Aber wir sollen ehrlich sein. Und bereit, Verantwortung zu übernehmen.
Ob du einen Fehler auf der Arbeit gemacht hast. Jemandem wehgetan hast. Oder, wie in diesem Fall, einen falschen Text veröffentlicht hast – wichtig ist, was danach kommt. Ducken wir uns weg? Oder treten wir aufrecht vor die anderen?
Und ja, auch eine Künstliche Intelligenz kann Fehler machen. Doch es bleibt Aufgabe der Menschen, wie mit diesen Fehlern umgegangen wird. Was daraus entsteht. Und ob aus einem Irrtum vielleicht sogar eine tiefere Einsicht wächst.

Gott lädt uns ein, echt zu sein. Und einander zu vergeben. In der Kirche, im Alltag, im Netz. Es geht nicht um fehlerfreies Leben – sondern um verantwortetes Leben. Und darum, Vertrauen nicht durch Perfektion, sondern durch Ehrlichkeit zu gewinnen.
Herr, du kennst unser Herz.
Du weißt, wo wir irren, wo wir versagen, wo wir schuldig werden – ob klein oder groß.
Schenke uns Mut zur Wahrheit, Liebe zur Verantwortung und Vertrauen in deine Gnade.
Hilf uns, aufrecht zu stehen, wenn wir gefallen sind – vor dir und vor anderen.
Amen!