640 – Vertrauen statt Kontrolle – mitten in einer unsicheren Welt

640 – Vertrauen statt Kontrolle – mitten in einer unsicheren Welt

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,

was für eine Zeit! Überall auf der Welt brodelt es. Manche Konflikte, wie der Krieg in der Ukraine, dauern schon Jahre. Andere Regionen stehen vor neuen Eskalationen. Dazu kommt die zunehmende Verunsicherung durch politische Extreme, durch technologische Entwicklungen, die unser Leben auf den Kopf stellen – künstliche Intelligenz etwa, über die einige mit Begeisterung, andere mit blankem Entsetzen reden. Und bei all dem fühlt sich der Einzelne oft: ohnmächtig. Klein. Ausgeliefert.

In solchen Momenten ist der Reflex, nach Kontrolle zu greifen, fast automatisch. Wir versuchen, alles zu durchschauen, zu planen, zu sichern. Wir analysieren, rechnen, organisieren – und merken doch: Unser Einfluss ist begrenzt. Und je stärker wir nach Kontrolle greifen, desto mehr entgleitet sie uns oft.

Und genau an dieser Stelle kommt ein uralter Satz aus der Bibel ins Spiel. Einer, der wie ein Lichtstrahl in diesen Nebel aus Unsicherheit und Angst hineinleuchtet:

„Vertraue auf den HERRN von ganzem Herzen und verlass dich nicht auf deinen Verstand.“
Sprüche 3,5

Versteht mich nicht falsch: Der Verstand ist kein Gegner. Im Gegenteil. Wir brauchen kluge Menschen, durchdachte Entscheidungen, kritische Analysen. Aber der Vers aus den Sprüchen erinnert uns daran, dass unser Verstand allein nicht reicht, um das Leben wirklich zu begreifen – und erst recht nicht zu tragen. Es braucht Vertrauen. Mehr noch: tiefes Gottvertrauen.

Das ist kein „blinder“ Glaube, kein frommes Wegschauen. Sondern ein Loslassen der Illusion, wir hätten alles im Griff. Ein mutiger Schritt ins Vertrauen, dass da ein Gott ist, der trägt – auch wenn alles ins Wanken gerät.

Mir fällt dazu die Geschichte eines Mannes ein, von dem die Theologin Barbara Brown Taylor einmal erzählte. Er hatte viele Jahre versucht, sein Leben perfekt zu kontrollieren: Karriere, Familie, Gesundheit – alles sollte funktionieren wie ein Uhrwerk. Und dann kam der Moment: eine Diagnose, ein Schicksalsschlag, der alles veränderte. Erst hat er sich verkrampft, wollte es „regeln“, wie immer. Aber dann sagte er einen Satz, der hängen blieb: „Ich konnte nicht mehr. Und das war der Anfang von etwas Neuem. Ich habe gelernt zu vertrauen.“

Gottvertrauen, Sora, prompted by ChatGPT
Gottvertrauen, Sora, prompted by ChatGPT

Kontrolle kann ein Gefängnis sein. Vertrauen dagegen macht frei. Es bedeutet nicht, dass alles gut ausgeht – aber dass du nicht allein gehst. Dass da einer ist, der dich sieht, auch im Chaos. Einer, der dich hält, auch wenn du fällst.

Jesus selbst hat das vorgemacht. Er hat nie versucht, das Weltgeschehen zu kontrollieren. Im Gegenteil: Er ließ sich hineinnehmen in diese Welt voller Unsicherheit – mit all ihren Unwägbarkeiten. Und am Kreuz, in seinem letzten Atemzug, war da dieser Satz:

„Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“
Lukas 23,46

Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände, Sora, prompted by ChatGPT
Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände, Sora, prompted by ChatGPT

In größter Dunkelheit: Vertrauen. Wenn Jesus loslassen konnte – mitten im Tod –, dürfen wir es im Leben erst recht.

Und ja, das ist eine Zumutung. Wer vertraut, macht sich verletzlich. Aber er gewinnt auch: Leichtigkeit. Mut. Frieden.

Im Chaos des Alltags auf Gott vertrauen, Sora, prompted by ChatGPT
Im Chaos des Alltags auf Gott vertrauen, Sora, prompted by ChatGPT

Ich lade dich heute ein, einmal still zu werden. Atme tief durch. Und frage dich: Wo in deinem Leben versuchst du gerade mit aller Kraft, etwas zu kontrollieren? Und was würde passieren, wenn du es in Gottes Hände legst? Nicht im Sinn von „Es wird schon werden“, sondern in echtem Vertrauen: Du bist nicht allein. Gott sieht dich. Und er geht mit.

Vielleicht hilft dir auch ein Gebet. Kein großes, keine ausformulierte Litanei. Nur ein einfacher Satz: „Gott, ich kann nicht mehr – bitte hilf mir, dir zu vertrauen.“

Und manchmal ist das genug. Mehr braucht es gar nicht.


Gott, wir geben dir das, was wir nicht halten können.

Unsere Ängste. Unsere Unsicherheit. Unser Kontrollbedürfnis.

Schenk uns Vertrauen – mitten im Chaos. Lass uns dich spüren, wenn unsere Welt schwankt.

Und zeig uns: Wir sind gehalten. Von dir.

Amen!


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