648 – Johann Sebastian Bach – Musik als Gottesdienst

648 – Johann Sebastian Bach – Musik als Gottesdienst

Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

Leipzig erklingt – wie jedes Jahr im Juni – im Zeichen der Musik. Das Bachfest geht heute zu Ende, diesmal unter dem Motto „Transformation“. Und wer, wenn nicht Johann Sebastian Bach, ist das leuchtende Beispiel dafür, wie Musik nicht nur verändert, sondern verwandelt. In seinem Fall: Musik als Gebet, als Gottesdienst, als Ausdruck eines tiefen Glaubens.

Johann Sebastian Bach war kein Star im modernen Sinne, sondern ein Diener seines Amtes. Als Thomaskantor in Leipzig hatte er eine klare Aufgabe: Musik für den Gottesdienst zu schreiben, Woche für Woche, mit Präzision, mit Herz – und mit Hingabe. Für ihn war Musik keine Bühne zur Selbstverwirklichung, sondern ein Werkzeug der Verkündigung. Und gerade das macht seine Werke bis heute so bewegend.

„Soli Deo Gloria“ – „Gott allein die Ehre“. Diese drei Worte setzte Bach unter viele seiner Werke. Sie zeigen seine Haltung: Musik als Ausdruck des Glaubens, nicht des Egos. Und damit steht er in einer langen biblischen Tradition.

„Singt dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.“
Psalm 98,1

Bach tat genau das. Er schrieb neue Lieder für den Herrn. Und die Wunder, von denen der Psalm spricht – sie klingen bei ihm durch jede Note, durch jede Fuge, durch jedes Kyrie.

Bachkonzert in der Leipziger Nikolaikirche, Sora, prompted by ChatGPT
Bachkonzert in der Leipziger Nikolaikirche, Sora, prompted by ChatGPT

Besonders eindrücklich zeigt sich das in seiner „Matthäuspassion“. Nicht einfach ein Musikstück, sondern eine geistliche Meditation, ein Weg durch Schmerz und Hoffnung, Zweifel und Vertrauen. Es ist ein Werk, das die Passion Christi nicht nur erzählt, sondern erfahrbar macht.

„Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krankheit. […] Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Jesaja 53,3–5

Diese Verse aus dem Alten Testament stehen wie ein geistliches Echo über der Passion. Und Bach schuf Klangräume, in denen man diese Worte nicht nur hört, sondern fühlt. Das Leiden Christi – in Harmonien, die trösten und erschüttern zugleich.

Interessant: Bach verstand seine Musik nie als Unterhaltung, sondern als Dienst. Als Thomaskantor war er Lehrer, Komponist, Dirigent und vor allem: Glaubenszeuge. Er nahm seine Aufgabe ernst. In einer Zeit, in der Kirchenmusik nicht primär gefeiert, sondern gefordert war. Es ging nicht um Applaus, sondern um Andacht. Nicht um Show, sondern um Tiefe.

„Lasset das Wort Christi reichlich unter euch wohnen; lehret und ermahnet euch selbst in aller Weisheit mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern und singet Gott dankbar in euren Herzen.“
Kolosser 3,16

Diese Ermutigung des Paulus beschreibt eigentlich Bachs Lebenswerk. Die Kantaten, die Motetten, die Messen – sie sind biblische Auslegung in Musikform. Sie lehren, ermahnen, trösten. Und sie tun es mit einer Tiefe, die Worte allein kaum erreichen.

Dass das Bachfest 2025 unter dem Motto „Transformation“ steht, passt gut. Denn was ist echte geistliche Transformation anderes als ein innerer Wandel durch das, was uns Gott in Wort und Klang offenbart? Musik kann diesen Prozess begleiten, vertiefen, manchmal sogar auslösen. Und Johann Sebastian Bach war darin ein Meister.

Kantor spielt Bach in der Leipziger Thomaskirche, Sora, prompted by ChatGPT
Kantor spielt Bach in der Leipziger Thomaskirche, Sora, prompted by ChatGPT

Es ist kein Zufall, dass seine Werke heute noch Menschen berühren – gläubige und nicht-gläubige. In einer Welt, die oft nach Sinn hungert, bieten seine Kompositionen etwas Echtes, etwas Tieferes. Und wer sich auf sie einlässt, merkt: Da spricht jemand über Gott, ohne zu predigen. Da klingt ein Glaube, der durch Erfahrung gegangen ist.

Vielleicht ist das die schönste „Transformation“ überhaupt: wenn Musik unsere Herzen öffnet, uns neugierig macht auf das, was größer ist als wir selbst. Wenn ein Choral plötzlich mehr ist als ein altes Lied – sondern eine Einladung zum Vertrauen.


Herr, unser Gott, wir danken dir für Menschen wie Johann Sebastian Bach.

Für sein Leben, für seine Musik, für seinen Glauben.

Lass auch uns Werkzeuge deines Friedens sein – ob durch Worte, durch Taten oder durch Klang.

Und lass uns nie vergessen, wem allein die Ehre gebührt: Dir.

Amen!


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