675 – Wenn der Zug zu spät kommt

675 – Wenn der Zug zu spät kommt

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,

es ist früher Morgen, du stehst auf dem Bahnsteig, schaust auf die Anzeigetafel – und da steht es: „Verspätung, 15 Minuten“. Vielleicht zuckst du die Schultern, vielleicht schnaubst du innerlich. Und wenn du Pech hast, sind es bald 30 Minuten. Oder 45. Oder der Zug fällt ganz aus. Willkommen in der Realität vieler Pendlerinnen und Pendler in Deutschland. Heute, am „Tag der Zugverspätung“, lohnt es sich, mal nicht nur den Kopf zu schütteln – sondern auch das Herz zu öffnen.

Verspätung, prompted bei ChatGPT
Verspätung, prompted bei ChatGPT

Denn was, wenn Verspätungen, Wartezeiten und Verzögerungen gar nicht bloß nervige Unterbrechungen sind – sondern Chancen? Chancen für Geduld, für Vertrauen, für geistliche Reifung?

In der Bibel finden wir viele Geschichten von Menschen, die warten mussten. Und oft waren es nicht Minuten – sondern Jahre, Jahrzehnte.

„Harre auf den HERRN! Sei getrost und unverzagt und harre auf den HERRN!“ Psalm 27,14

Warten ist also nicht nur ein passives Ausharren, sondern eine Form des Vertrauens. Und ganz ehrlich: Vertrauen ist im Leben selten gefragt, wenn alles reibungslos läuft. Es zeigt sich vielmehr in den Momenten, wo wir nicht mehr weiterwissen, den Plan verlieren – oder der Zug nicht kommt.

Ich erinnere mich an eine Geschichte aus einem Podcast über die Deutsche Bahn. Eine junge Frau erzählt, dass sie in einer stundenlangen Verspätung in einem Zug in Göttingen saß. Erst war sie genervt. Dann kam ein Mann ins Abteil und spielte Gitarre. Menschen fingen an zu reden, zu lachen, teilten Snacks. Am Ende war es einer ihrer besten Tage im Jahr. Die Verspätung hatte etwas freigesetzt, was im durchgetakteten Alltag sonst kaum möglich gewesen wäre: Gemeinschaft. Wärme. Menschlichkeit.

Und wie oft ist es genau das, was uns fehlt, wenn alles „on time“ läuft: das Unerwartete. Die Begegnung. Das Gespräch.

„Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HERR.“ Jesaja 55,8

Wer einmal gelernt hat, dass Gottes Zeitplan manchmal völlig anders aussieht als der eigene, wird nicht mehr so leicht nervös, wenn’s mal dauert. Vielleicht brauchen wir diesen Moment des Innehaltens – weil wir sonst etwas Entscheidendes verpassen würden. Vielleicht führt uns das Warten zu Erkenntnissen, die nur im Stillstand reifen.

„Geduld aber bringt Bewährung, Bewährung aber Hoffnung.“ Römer 5,4

Vielleicht sagst du jetzt: „Klingt ja schön – aber was, wenn ich etwas verpasse, weil es nicht pünktlich klappt?“ Auch dafür hat die Bibel einen Impuls. Jesus kam selbst nicht immer pünktlich im Sinne der Menschen. Als Lazarus krank wurde, wartete er noch zwei Tage, bevor er sich auf den Weg machte – und Lazarus starb. Und doch wurde er auferweckt. Gottes Timing ist oft unverständlich, aber es trägt Früchte, wenn wir ihm vertrauen.

„Herr, wenn du hier gewesen wärst, wäre mein Bruder nicht gestorben.“ Johannes 11,21

Verzögerung ist nicht dasselbe wie Abwesenheit. Nur weil etwas später kommt, heißt das nicht, dass es nicht kommt. Und nur weil Gott schweigt, heißt das nicht, dass er fern ist.

Wenn also der nächste Zug Verspätung hat – und das wird er vermutlich – dann atme einmal tief durch. Vielleicht ist genau dieser Moment dein geistlicher Zwischenhalt. Ein Haltepunkt zum Nachdenken. Zum Gebet. Zum Lächeln mit dem Menschen neben dir. Denn wer weiß: Vielleicht kommt nicht nur der Zug später, sondern auch ein Segen.

Hoffentlich kriegen wir den Flieger noch, prompted bei ChatGPT
Hoffentlich kriegen wir den Flieger noch, prompted bei ChatGPT

Herr, manchmal hetzen wir durch unseren Tag, als hinge alles von uns ab.

Doch oft zeigen gerade die Pausen, dass du schon längst bei uns bist.

Schenk uns Vertrauen in deine Zeit. Geduld in unseren Gedanken. Und die Bereitschaft, im Warten das Wunder zu entdecken.

Amen!


Translate
Consent Management Platform von Real Cookie Banner