Herzlich willkommen, liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser!
Ob ihr heute zufällig hier gelandet seid oder ganz bewusst nach einer kleinen Unterbrechung eures Alltags gesucht habt – schön, dass ihr da seid.
Es gibt diesen kleinen Tag im Kalender, den die meisten von uns wahrscheinlich noch nie gefeiert haben: Der 20. August ist der sogenannte „Welt-Moskito-Tag“. Klingt erstmal skurril, oder? Aber dahinter verbirgt sich eine ernste Geschichte. Am 20. August 1897 entdeckte ein britischer Arzt, dass Moskitos Malaria übertragen. Und damit begann ein langer Kampf gegen eine Krankheit, die bis heute Millionen Menschen betrifft. Vor allem die Ärmsten.
Warum dieser Tag in eine Andacht gehört? Weil es um Leben geht. Um Krankheit. Um Ungerechtigkeit. Um Verantwortung. Und darum, wie unser Glaube damit zu tun hat.
Ich habe dazu einen Abschnitt aus dem Propheten Jesaja gefunden, der mir nicht mehr aus dem Kopf geht:
„Und wenn du dein Herz dem Hungrigen zuwendest und die bekümmerte Seele sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag.“
Jesaja 58,10
Diese Worte treffen mitten ins Herz. Wenn du den Hungrigen siehst – nicht wegsiehst –, wenn du dich wirklich bewegst für jemanden, der in Not ist, dann wird aus deinem eigenen Dunkel plötzlich Licht. Jesaja sagt: Das verändert auch dich. Vielleicht nicht sofort. Aber sicher.
„Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und deine Gebeine stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.“
Jesaja 58,11

Was für ein Bild: Du – ein bewässerter Garten. In einer Welt, die an vielen Stellen vertrocknet. Eine Quelle, die nicht versiegt. Das ist nicht einfach eine schöne Metapher, sondern ein kraftvoller Zuspruch: Wenn du dich öffnest, wird aus dir Kraft fließen. Du wirst gebraucht. Du kannst Halt geben – und gleichzeitig selbst gehalten werden.
Was das mit Moskitos zu tun hat? Sehr viel. Es geht nicht um Insekten. Es geht um Menschen. Und um ein Ungleichgewicht, das uns selten direkt betrifft – aber dennoch existiert. Malaria, Dengue, Gelbfieber – das sind Krankheiten, die in weiten Teilen der Welt Alltag sind. Sie betreffen vor allem Kinder, Alte, Schwangere – Menschen ohne Zugang zu medizinischer Versorgung, ohne Moskitonetze, ohne Lobby.

Und wir? Wir können Teil der Veränderung sein. Vielleicht nicht als Tropenmediziner oder Virologin – aber als Mensch mit Herz. Es beginnt mit Aufmerksamkeit. Mit der Entscheidung, nicht gleichgültig zu sein. Mit dem Gebet. Mit einer Spende. Mit dem Interesse am Leben anderer. Mit Dankbarkeit für das eigene.
Vielleicht erinnert dich dieser Tag heute auch daran, wo du selbst Dürre erlebst. Innen. Wo es trocken ist in deinem Herzen, in deinem Kalender, in deinem Glauben. Wo du nicht weißt, wie es weitergehen soll, was überhaupt noch Sinn ergibt. Vielleicht ist gerade dieser Moment der Start für eine andere Blickrichtung: Nicht zuerst auf das, was dir fehlt – sondern auf das, was du geben kannst. Und siehe da: Der Garten beginnt zu sprießen. Nicht sofort, aber bald.

Ich habe mal in einem Interview mit einer Krankenpflegerin in Uganda gelesen, dass sie jede Nacht mit dem Gefühl einschläft, gebraucht zu werden – obwohl sie selbst oft hungert. Sie sagte: „Ich kann nicht alles heilen. Aber ich kann Menschen ansehen.“
Ein kleiner Satz. Aber darin liegt fast alles: Würde. Nähe. Glaube. Vielleicht ist das unsere Aufgabe: Nicht alles heilen. Aber hinsehen. Nicht alles ändern. Aber mitfühlen. Und immer wieder fragen: Was ist heute mein Schritt hin zum Hungrigen? Zur bekümmerten Seele?
Und dann – das verspricht Jesaja – wird das Licht nicht ausbleiben. Auch deins nicht.
Gott, wir bitten dich: Gib uns offene Augen für die, die leiden – auch wenn sie weit weg sind.
Öffne unser Herz für das, was wir geben können.
Lass uns nicht auf unsere Dürre schauen, sondern auf deine Quelle.
Führe uns – und mache uns zu einem Ort, an dem andere aufatmen dürfen.
Amen!
