Liebe Leserinnen, liebe Hörer,
manchmal sind es keine Kriege, keine Naturkatastrophen oder historischen Friedensschlüsse, die unsere Aufmerksamkeit verdienen – sondern eine Rede. Eine Fernsehrede. So geschehen am 23. September 1952. Der US-amerikanische Vizepräsidentschaftskandidat Richard Nixon stand unter dem Verdacht, sich illegal finanzieren zu lassen. Seine politische Karriere stand auf dem Spiel. In der sogenannten „Checkers Speech“ wandte er sich direkt ans Volk – nicht in kühlem Juristendeutsch, sondern persönlich, emotional. Er beteuerte seine Unschuld, sprach über sein Familienleben, sein bescheidenes Einkommen – und erwähnte einen kleinen Hund namens Checkers, den seine Kinder als Geschenk erhalten hatten. „Wir behalten den Hund“, sagte er.
Die Rede spaltete. Für die einen war sie ein Meisterstück der Ehrlichkeit. Für andere reine Manipulation. Und genau hier liegt unser Thema: Wie steht es um unsere eigene Wahrheit, wenn der Druck steigt? Wenn wir uns rechtfertigen müssen? Wenn wir geprüft werden – von anderen, von uns selbst, von Gott?
Jesus sagt:
„Eure Rede aber sei: Ja, ja; nein, nein. Was darüber ist, das ist vom Übel.“
Matthäus 5,37
Klare Worte. Kein Schönreden. Kein Taktieren. Kein Verdrehen der Wahrheit, um gut dazustehen. In einer Welt, in der gefühlt jeder sein Image pflegt wie ein Instagram-Profil, klingt das fast radikal. Aber vielleicht ist es genau das, was uns als glaubwürdige Menschen auszeichnet: Dass wir gerade unter Druck nicht schwanken, sondern aufrecht stehen.

Der Apostel Paulus schreibt:
„Wir sind nicht wie die vielen, die mit dem Wort Gottes Geschäfte machen, sondern wir reden mit aufrichtigem Herzen, aus Gottes Auftrag und vor Gottes Augen – in Christus.“
2. Korinther 2,17
Aufrichtig reden – „vor Gottes Augen“. Das ist eine spannende Perspektive. Wenn ich mir bewusst bin, dass ich auch in den verborgensten Momenten nicht unbeobachtet bin – ändert sich mein Handeln dann? Oder noch klarer gefragt: Würde ich dasselbe sagen, wenn ich wüsste, Jesus steht direkt neben mir?

Und noch eine Bibelstelle, die oft übersehen wird, aber heute besonders gut passt:
„Wer in kleinen Dingen treu ist, der ist auch in großen treu; und wer in kleinen ungerecht ist, der ist auch in großen ungerecht.“
Lukas 16,10
Es sind nicht nur die großen Reden, die zählen. Es sind die kleinen Momente: Ein ehrlicher Rückruf. Ein offenes Schuldbekenntnis. Kein Mogeln bei der Steuer. Kein Lästern im Verborgenen. Keine halben Wahrheiten.
Integrität beginnt nicht auf der Bühne. Sie beginnt im Wohnzimmer, im Büro, im Gemeindehaus, auf WhatsApp. Und sie zeigt sich vor allem, wenn man unter Druck steht – genau wie Nixon damals. Seine Motive kann und will ich nicht beurteilen. Aber sein Beispiel erinnert uns: Wahrheit ist keine Strategie. Sie ist eine Entscheidung.

Und manchmal kostet sie etwas. Ein Amt. Ein Gesicht. Oder schlicht Bequemlichkeit. Aber wer sie lebt, gewinnt etwas viel Größeres: Vertrauen. Frieden. Und Glaubwürdigkeit – vor Menschen und vor Gott.
Und wie ging es weiter mit Nixon? Die Rede wirkte – das amerikanische Volk stand hinter ihm, und er durfte Vizepräsidentschaftskandidat bleiben. Später wurde er sogar Präsident. Aber Jahre später musste er wegen der Watergate-Affäre zurücktreten – wegen Unehrlichkeit. Es zeigt: Eine gute Rede kann viel bewirken. Aber nur ein ehrliches Leben hat Bestand.
Gott der Wahrheit,
du siehst, wie leicht wir uns selbst täuschen – und andere.
Gib uns den Mut zur Ehrlichkeit, auch wenn es unbequem ist.
Schenke uns ein reines Herz, das treu ist in kleinen und großen Dingen.
Und hilf uns, dass wir glaubwürdig sind – in deinem Licht.
Amen!
