Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer!
Ich grüße euch in Gottes Namen – mit Frohmut und Respekt, mit offenen Herzen für alle Menschen, die diesen Text lesen oder hören.
In unserer Zeit, in der Abstand oft größer wird und viele Menschen sich alleine fühlen, ist das Thema Gastfreundschaft hoch aktuell. Was heißt es, einen Fremden willkommen zu heißen? Wie kann gelebte Gastfreundschaft heute aussehen?
Wir schauen uns heute zwei Bibelworte an, die uns tief hineinführen in den Geist der Gastfreundschaft:
„Die Gastfreundschaft vergesst nicht! Denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.“
Hebräer 13,2
„Seid gastfrei gegeneinander ohne Murren!“
1. Petrus 4,9
Diese beiden Verse könnten nicht klarer sagen, wie wichtig Gastfreundschaft für uns als Christinnen und Christen ist — nicht als nette Option, sondern als Herzensauftrag.
In Hebräer 13,2 wird das Geheimnis angedeutet: Was wir als einfache Aufnahme eines Gastes tun, kann mehr sein, als wir sehen — „ohne es zu wissen“ haben manche dadurch Engel beherbergt. Das heißt: Hinter den Menschen, die zu uns kommen, kann Gott wirken. Wir öffnen nicht nur ein Haus — wir öffnen Raum für Gottes Begegnung.
In 1. Petrus 4,9 steht, dass wir gastfrei sein sollen ohne Murren. Es reicht nicht, gelegentlich einzuladen oder aufzunehmen — es soll in einer Haltung geschehen, die offen, ohne Widerwillen, bereitwillig ist.
Zwischen diesen beiden Versen spannt sich ein weites Feld: die Motivation (Hebräer) und die Haltung (Petrus). Die Motivation kann Gott selbst sein; die Haltung drückt sich im Herz aus.
Eine kleine wahre Begebenheit möchte ich euch erzählen: In einem kleinen Städtchen zog ein Flüchtlingspaar ein. Der Nachbar — ein älterer Witwer — merkte, dass sie kaum Möbel hatten, wenig Vertrauen in die Umgebung und wenig Deutsch sprachen. Eines Abends lud er sie ungefragt zum Abendessen ein. Es war ein schlichtes Essen: Brot, Suppe, einfach gekocht. Aber die Geste war kraftvoll: Er setzte sich mit ihnen an den Tisch, hörte zu, fragte nach ihrem Weg, ihrer Heimat, ihren Sorgen.

Einige Wochen später kam ein Brief: Der Mann schrieb, dass jene Einladung ihn in einem Moment tiefer Einsamkeit erreicht hatte — er habe sich nicht nur als Gast gesehen, sondern als Mensch, der Werte habe, der eingeladen sei in ein Zuhause. Das änderte Haltung und Vertrauen.
Diese Geschichte zeigt: Gastfreundschaft ist nicht zuerst die Speise, sondern die Begegnung, das Zuhören, das Teilen von Zeit, von Menschsein.
Schon im Alten Testament finden wir starke Beispiele:
Abraham saß erst einmal bei der Öffnung seines Zeltes, als drei Männer erschienen. Ohne zu wissen, um wen es sich handelte, lief er ihnen entgegen, bot ihnen Wasser, Ruhe, Nahrung an. Später zeigt sich: Diese Gäste sind Engel — und Abraham hat sie beherbergt.
1. Mose 18,1–5

Das Alte Testament bringt uns also nahe an die „Gastfreundschaft vor Wissen“ — wir reichen aus, ehe wir alles wissen.
Was kann das heute heißen?
1. Persönliche Gastfreundschaft im Alltag
Es müssen nicht große Feste oder prunkvolle Einladungen sein. Es reicht, mal jemanden mit ins Gespräch zu nehmen, einen Tee anzubieten, jemand Fremdem Platz machen.

2. Gastfreundschaft gegenüber Fremden und Randgestellten
Menschen, die neu ins Land kommen, Menschen ohne Zuhause — sie sind oft verletzlich und sehnen sich nach eben jener Achtung, die wir in kleinen Taten schenken können.
3. Hospitalität in der Gemeinde
Gemeindemahlzeiten, offene Häuser, regelmäßige Gastgeberdienste — Orte, wo Menschen ein Zuhause spüren können. Es gilt: Nicht das Haus, sondern das Herz soll gastfreundlich sein.
4. Grenzen und Selbstfürsorge
Gastfreundschaft darf nicht zur Überforderung werden. Auch Gastgeber haben Grenzen. Es geht nicht um Perfektion, sondern um Aufrichtigkeit. Manchmal müssen wir auch Nein sagen — aber mit Liebe.
Überlege: Wen kenne ich, der sich fremd fühlt? Wen könnte ich einladen — sei es zum Essen, zum Kaffee, zu einem Spaziergang?
Fange klein an, aber handle großzügig.
Lass dir von Gott helfen, eine Haltung des Empfangens und Gebens zugleich zu entwickeln.
Herr, öffne mein Herz dafür, dass Menschen durch mich eine Begegnung mit Dir erleben.
Lehre mich, gastfreundlich zu sein – nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe.
Segne mein Haus, meine Worte und meinen Tisch.
Mach mich mutig, Türen zu öffnen, auch da, wo es Überwindung kostet.
Lass mich erkennen, dass ich durch einfache Gastfreundschaft Deinen Geist weitergebe.
Amen!
