Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
wir leben in einer Zeit, in der Worte immer öfter ihre eigentliche Bedeutung verlieren. Menschen und Organisationen sprechen von Freiheit, während sie im gleichen Atemzug andere knebeln. Sie reden von Frieden und führen Krieg. Sie reden von Wahrheit und bauen sie gleichzeitig um, bis sie nur noch wie eine Karikatur von sich selbst dasteht. Solche Widersprüche sind nicht neu. Die Bibel kennt sie schon seit den ersten Seiten.
„Und die Schlange war listiger als alle Tiere des Feldes, die Gott der HERR gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Sollte Gott wirklich gesagt haben: Ihr dürft nicht essen von allen Bäumen im Garten?“
Genesis 3,1

Die Schlange – Sinnbild für den Teufel – stellt die Worte Gottes auf den Kopf. Sie verdreht. Sie wirft Fragen auf, die verunsichern sollen. Gott hatte nur ein einziges Gebot gegeben: Nicht vom Baum der Erkenntnis zu essen. Alles andere war erlaubt. Aber schon eine kleine Verdrehung reicht, um Misstrauen zu säen. Eva ließ sich verunsichern, sie zweifelte – und genau in diese verbotene Frucht biss sie schließlich. Das war der erste große Sieg der Verwirrung, die das Böse stiftet.
Jesus selbst warnt vor solchen Täuschungen. Er sagt über den Teufel:
„Der Teufel ist ein Mörder von Anfang an und steht nicht in der Wahrheit; denn die Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er Lügen redet, so redet er aus dem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater der Lüge.“
Johannes 8,44
Der Kern dieser Worte: Die Lüge will zerstören. Sie will durcheinanderbringen, dass man nicht mehr weiß, was richtig und falsch ist. Wer Lüge als Wahrheit verkauft, arbeitet mit derselben Methode, die schon die Schlange im Paradies angewandt hat. Nur heute wirkt sie politischer, raffinierter, oft mit Medienmacht multipliziert.
Doch die Bibel stellt dem etwas entgegen. Paulus schreibt:
„Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind.“
Epheser 4,25
Wahrheit ist nicht nur ein moralisches Ideal, sondern sie ist ein Fundament für menschliches Zusammenleben. Wenn Worte verdreht werden, verliert dieses Fundament an Halt. Wenn wir aber die Wahrheit üben, im Kleinen wie im Großen, schaffen wir Halt und Orientierung. Das gilt in politischen Diskussionen ebenso wie im persönlichen Miteinander.
Ich erinnere mich an eine wahre Begebenheit, die in einem Artikel der „New York Times“ beschrieben wurde: In einem kleinen Ort in den USA hängte ein Schüler ein Plakat auf, das für Respekt und Dialog warb. Die Reaktion war erst Spott – dann aber Gespräche. Lehrer, Eltern, Nachbarn kamen zusammen und redeten über Themen, die sie vorher vermieden hatten. Ein einziges ehrliches Wort löste einen Prozess aus, der eine Gemeinschaft zusammenbrachte. (Quelle: NYT, Bericht über Schülerinitiative in Ohio, 2022).

Das ist der Unterschied: Lüge trennt, Wahrheit verbindet. Der Teufel ist der Durcheinanderbringer. Christus ist derjenige, der ordnet, der klärt, der heil macht. Unser Auftrag ist es nicht, die Lüge mit Gewalt niederzuringen, sondern die Wahrheit klar und mutig zu leben. Sie hat eine eigene Kraft, die stärker ist als jede Verdrehung.
Herr, bewahre uns vor der Verführung der Lüge.
Gib uns den Mut, die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie unbequem ist.
Stärke uns im Vertrauen auf dein Wort, das nicht verdreht werden kann.
Amen!
