Liebe Leserinnen und Leser,
die Nachricht über den schrecklichen Anschlag in Solingen hat uns alle zutiefst erschüttert. Die Gewalt, die bei der 650-Jahr-Feier der Stadt Solingen drei Menschen das Leben kostete und viele weitere verletzte, ist kaum in Worte zu fassen. Als Christen stehen wir nun vor der Frage, wie wir mit dieser Tragödie umgehen und wie wir auf das Unfassbare reagieren sollen.
In Momenten wie diesen, wo das Unrecht und das Leid so offensichtlich sind, ist es normal, dass in uns Gefühle von Trauer, Wut und Verzweiflung aufsteigen. Doch wir dürfen uns daran erinnern, dass unser Glaube uns dazu aufruft, selbst in den dunkelsten Stunden den Frieden und die Liebe zu suchen. Jesus selbst hat uns gelehrt:
„Liebt eure Feinde; tut wohl denen, die euch hassen; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen.“
Lukas 6,27-28
Diese Worte klingen in Zeiten wie diesen fast unmöglich, doch sie sind der Kern unseres Glaubens. Jesus fordert uns nicht dazu auf, das Unrecht zu ignorieren oder zu verharmlosen, sondern uns trotz allem für das Gute zu entscheiden. Unsere Herausforderung besteht darin, den Schmerz zu spüren und doch die Liebe zu wählen, selbst gegenüber denen, die uns Unrecht getan haben.
Es ist auch wichtig, dass wir uns nicht zu Vorurteilen hinreißen lassen. Der Täter dieses schrecklichen Verbrechens hat im Namen einer extremistischen Ideologie gehandelt, die nichts mit dem Islam als Religion zu tun hat. Die überwältigende Mehrheit der Muslime in unserem Land und weltweit verurteilt solche Taten genauso wie wir. Sie sind unsere Nachbarn, Freunde und Kollegen, und viele von ihnen teilen unseren Schmerz und unsere Trauer über das, was geschehen ist. Der Apostel Paulus mahnt uns:
„Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem anderen, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.“
Epheser 4,32
In dieser Zeit des Schmerzes müssen wir darauf achten, dass wir nicht in Feindbilder verfallen, sondern Brücken der Verständigung und des Mitgefühls bauen. Lasst uns gerade jetzt auf unsere muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zugehen, um gemeinsam gegen Hass und Gewalt einzustehen. Wir können uns gegenseitig unterstützen und Trost spenden, denn nur durch Einigkeit und gegenseitige Achtung können wir als Gemeinschaft stärker aus dieser Krise hervorgehen.
Den Angehörigen der Opfer gilt unser tiefstes Mitgefühl. Es gibt keine Worte, die den Verlust eines geliebten Menschen lindern können. Doch wir können und sollten ihnen in ihrer Trauer beistehen, indem wir ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind. Als Gemeinschaft können wir ihnen den Trost spenden, den nur Liebe und Zusammenhalt bieten können. Der Psalmist erinnert uns:
„Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagenen Geistes sind.“
Psalm 34,19
Dieses Versprechen Gottes ist unsere Hoffnung und unsere Kraftquelle. Er ist bei uns, gerade in diesen Momenten, und er schenkt uns den Mut, füreinander da zu sein und gemeinsam durch diese dunkle Zeit zu gehen. Wir dürfen uns daran erinnern, dass aus der Asche des Schmerzes neues Leben und neue Hoffnung erwachsen können, wenn wir uns der Liebe und dem Mitgefühl öffnen.
Lasst uns in dieser schweren Zeit zu den Menschen werden, die Gottes Liebe in die Welt tragen. Lasst uns Brückenbauer und Friedensstifter sein, auch wenn der Weg dorthin steinig ist. Denn am Ende sind es Liebe und Mitgefühl, die das Böse überwinden können.
Herr, gib uns die Kraft, in dieser schweren Zeit deine Liebe zu leben. Schenke den Trauernden Trost und den Verletzten Heilung. Lass uns nicht in Hass verfallen, sondern in deinem Geist der Vergebung und des Friedens wandeln.
Amen.