390 – Die Hoffnung auf Frieden inmitten von Gewalt

390 – Die Hoffnung auf Frieden inmitten von Gewalt

Liebe Leserinnen und Leser,

am 7. Oktober 2023 erlebte Israel einen der schlimmsten Terroranschläge seiner Geschichte. Mehr als 1.200 Menschen verloren ihr Leben, als die Terrororganisation Hamas das Land angriff. Der Angriff fiel auf einen jüdischen Feiertag, Simchat Tora, ein Fest der Freude, das an diesem Tag in furchtbare Gewalt umschlug. Es war das schlimmste Pogrom an Juden seit dem Holocaust. Die Brutalität der Attacken war erschütternd – von wahllosem Töten über Plünderungen bis hin zu Entführungen, die das ganze Land in ein tiefes Trauma stürzten. Die Frage bleibt: Wie konnte das geschehen? Und wie geht man mit so einer unvorstellbaren Welle der Gewalt um?

„Wenn dein Feind hungert, so speise ihn; wenn er dürstet, so gib ihm zu trinken. Tust du das, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln.“
Römer 12,20

Wie oft ist diese Aufforderung schwer umzusetzen, besonders wenn es um den Feind geht, der uns so tief verletzt hat. Doch genau das verlangt unser Glaube von uns: Feinde nicht mit Hass zu begegnen, sondern nach Wegen zu suchen, sie mit Mitgefühl und Menschlichkeit zu konfrontieren. Inmitten von Tränen und Schmerz, von Zerstörung und Wut, ist die christliche Antwort auf Hass nicht noch mehr Hass, sondern Liebe. Aber diese Liebe ist keine einfache, süße, gefühlsbetonte Liebe – sie ist mutig, sie geht durch das Dunkel hindurch, bis sie das Licht findet.

Doch wie soll das konkret aussehen, wenn die Bilder des Leids noch so frisch sind, wenn das eigene Volk getötet, die Kinder entführt wurden? Wie kann es sein, dass die Welt in Israel den Täter sieht, ohne zu erkennen, dass diese Spirale der Gewalt mit einem brutalen Terroranschlag begann? Die Welt scheint nur noch die Reaktionen zu sehen und vergisst den brutalen Ausgangspunkt.

„Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Matthäus 5,9

Es liegt an uns, als Christinnen und Christen in der Welt von heute, diesen Frieden zu suchen, wo es scheinbar keinen mehr gibt. Denn, auch wenn Gewalt in solchen Zeiten als die einzige Sprache erscheint, die gehört wird – der Weg zu einer wirklichen Lösung führt über Gerechtigkeit und Versöhnung, über das Erkennen der Wunden auf beiden Seiten.

Natürlich ist es menschlich, Rache zu wollen, Vergeltung für das, was geschehen ist. Und ja, Israel verteidigt sich – so wie jedes Land es tun würde. Aber als Christen glauben wir daran, dass wahre Gerechtigkeit nicht in noch mehr Zerstörung zu finden ist. Sie liegt in einem friedvollen Zusammenleben, in dem die Spirale der Gewalt irgendwann durchbrochen wird. Das heißt nicht, die Taten der Hamas zu vergessen oder gutzuheißen. Diese Taten waren abscheulich, sie waren Terror. Doch gleichzeitig müssen wir uns fragen, was passieren muss, damit Frieden eine Chance bekommt.

„Er heilt, die zerbrochenen Herzens sind, und verbindet ihre Wunden.“
Psalm 147,3

Gott ist der, der die Wunden heilt. Unsere menschlichen Mittel reichen oft nicht aus, um Frieden zu schaffen, aber mit Gottes Hilfe ist es möglich, selbst inmitten dieser Gewalt auf den Frieden hinzuarbeiten. Wir können für die Opfer beten, für ihre Familien, für Israel, das so schwer getroffen wurde. Aber wir sollten auch für den Frieden in den Herzen derer beten, die die Gewalt verursacht haben – auch wenn es schwerfällt. Denn nur durch die Umkehr der Herzen auf allen Seiten kann dieser Konflikt langfristig gelöst werden.

Vor einem Jahr wurde Israel von der Hamas angegriffen, DALL·E, prompted by Michael Voß
Vor einem Jahr wurde Israel von der Hamas angegriffen, DALL·E, prompted by Michael Voß

Wenn wir in dieser herausfordernden Zeit ein christliches Zeugnis ablegen wollen, dann müssen wir für Gerechtigkeit stehen und zugleich die Waffen des Hasses ablegen. Es ist leicht, in die gleichen Muster von Gewalt und Rache zu fallen. Doch die christliche Antwort auf Gewalt ist radikal anders: Sie fordert Gerechtigkeit, aber nicht durch Blutvergießen, sondern durch Heilung.

Lasst uns gemeinsam beten, dass der Friede, der alles Verstehen übersteigt, in die Welt kommt, besonders in diese Region, die so lange unter Gewalt und Hass leidet. Mögen die Menschen, die heute Opfer geworden sind, in Gott Frieden finden, und mögen ihre Familien Trost erfahren. Und mögen wir alle unseren Teil dazu beitragen, dass die Spirale der Gewalt endet und der Friede beginnt.

Herr, unser Gott, wir bringen Dir die Menschen in Israel und im Gazastreifen, die unter dieser Gewalt leiden. Tröste die Trauernden, heile die Verwundeten und öffne die Herzen der Verantwortlichen auf allen Seiten für den Frieden.

Amen.

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