Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
der 9. Oktober 1989 ist ein Tag, der tief in die Geschichte unseres Landes eingegangen ist. Über 70.000 Menschen versammelten sich in Leipzig, um gegen das Unrecht in der DDR zu demonstrieren. Es war ein Aufstand für Freiheit und Demokratie, der mutig und friedlich den Weg zum Fall der Mauer ebnete. Diese Ereignisse mahnen uns bis heute daran, wie kostbar und zerbrechlich die Freiheit ist. In Leipzig wird jedes Jahr mit dem Lichtfest an diese historischen Proteste erinnert. Freiheit wurde in Deutschland nicht nur einmal geraubt—erst durch die Schrecken des Nationalsozialismus, dann durch die Diktatur der SED. Doch mutige Menschen haben durch friedlichen Protest die Demokratie zurückgeholt.
Friedlicher Protest, wie er am 9. Oktober 1989 stattfand, erinnert uns daran, dass Freiheit und Gerechtigkeit nicht selbstverständlich sind. Die Demonstrierenden in Leipzig setzten ihr Leben aufs Spiel, als sie mit Kerzen in der Hand und Gebeten auf den Lippen für ihre Rechte einstanden. Sie folgten dem, was im Galaterbrief geschrieben steht:
„Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder in das Joch der Knechtschaft spannen!“
Galater 5,1
Diese Worte fassen den Geist des 9. Oktober perfekt zusammen. Die Menschen wollten sich nicht länger unterdrücken lassen und standen gemeinsam für ihre Freiheit auf. Es war eine Bewegung, die von Glaube, Hoffnung und dem unerschütterlichen Vertrauen darauf geprägt war, dass sich etwas ändern musste. Sie haben uns gezeigt, dass Veränderung möglich ist, wenn wir zusammenstehen.
In der Apostelgeschichte wird ebenfalls vom Mut der Jünger berichtet, als sie vor den Mächtigen ihrer Zeit standen und sich nicht einschüchtern ließen:
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“
Apostelgeschichte 5,29
Die Menschen in Leipzig 1989 gehorchten nicht mehr den Befehlen des Staates, sondern folgten ihrem Gewissen. Sie erkannten, dass der Wille Gottes über menschlichen Befehlen stand. Diese Einstellung kann uns auch heute Mut machen, in Zeiten der Ungerechtigkeit aufzustehen und unsere Stimme zu erheben.
Ein friedlicher Protest ist oft stärker als jede Gewalt. Es ist der stille Ruf nach Veränderung, getragen von der Macht der Liebe und dem Glauben an das Gute. Denn wie Jesus im Evangelium nach Matthäus sagt:
„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Matthäus 5,9
Die Demonstrierenden von 1989 waren Friedensstifter. Sie wollten keine Gewalt, sondern eine gerechte und freie Gesellschaft. Und sie haben uns gezeigt, dass es möglich ist, eine Revolution ohne Waffen zu führen. Der Fall der Mauer war das Ergebnis von Mut, Glaube und der Entschlossenheit der Menschen, die sich nicht länger unterdrücken lassen wollten.
Heute leben wir in einer Demokratie, die uns die Freiheit gibt, unsere Meinung zu sagen, zu wählen und uns zu versammeln. Aber genau wie die Menschen damals, müssen wir immer wachsam sein. Die Freiheit ist kostbar und kann leicht wieder verloren gehen, wenn wir sie nicht beschützen. Deshalb erinnert uns der 9. Oktober nicht nur an die Vergangenheit, sondern auch an unsere Verantwortung in der Gegenwart. Wir dürfen nicht schweigen, wenn Unrecht geschieht—ob es sich um große politische Entscheidungen oder um Ungerechtigkeiten in unserem persönlichen Umfeld handelt.
Der friedliche Protest von damals inspiriert uns, heute mutig zu sein. Es ist ein Aufruf, für das einzustehen, was richtig ist, und den Glauben an die Gerechtigkeit niemals aufzugeben. Lass uns beten, dass wir diese Freiheit weiterhin schätzen und verteidigen:
Herr, wir danken dir für die Freiheit, die uns geschenkt wurde. Hilf uns, wachsam zu bleiben und uns für Gerechtigkeit und Frieden einzusetzen. Gib uns den Mut, aufzustehen, wenn wir Unrecht sehen, und schenke uns den Glauben, dass dein Wille geschehen wird. Segne uns und alle, die für eine bessere Welt kämpfen. Amen!