Liebe Leserinnen und Leser,
der Freitag nach dem Reformationstag wird in vielen evangelischen Gegenden als „Brückentag“ genutzt. Ein freigenommener Tag, der zwischen einem Feiertag und dem Wochenende liegt. Doch während die einen sich auf ein verlängertes Wochenende freuen, ist der 1. November für viele katholische Regionen ein Feiertag – Allerheiligen. Was machen wir also an diesem Brückentag? Ist es ein Tag zum Durchatmen oder doch eine Gelegenheit zur Besinnung?
Vielleicht kennst du das auch: Ein freier Tag zwischendurch, perfekt um all das zu erledigen, wozu man sonst nicht kommt. Aber was wäre, wenn wir diesen Brückentag nicht nur zur Erholung oder für Besorgungen nutzen, sondern auch für eine bewusste Pause in unserem Alltag? Ein Innehalten, um uns zu fragen: Wo stehe ich gerade? Was ist wirklich wichtig in meinem Leben? Denn manchmal kann ein Tag, der uns als „Lücke“ erscheint, genau der Moment sein, an dem wir uns neu ausrichten können.
In Psalm 46,11 lesen wir:
„Seid stille und erkennt, dass ich Gott bin; ich will Ehre einlegen unter den Heiden, ich will Ehre einlegen auf Erden.“
Dieser Vers fordert uns auf, stille zu werden. Im Trubel des Alltags fällt es oft schwer, zur Ruhe zu kommen. Doch genau das ist an solch einem Brückentag möglich. Wir dürfen die Welt um uns herum mal kurz anhalten lassen und uns auf das Wesentliche konzentrieren: Gott und seine Gegenwart in unserem Leben.
In der Bibel gibt es viele Beispiele von Menschen, die Zeiten der Ruhe bewusst genutzt haben, um Gott zu suchen. Ein Beispiel ist Jesus selbst, der sich oft in die Einsamkeit zurückzog, um zu beten und Kraft zu schöpfen. In Lukas 5,16 steht:
„Er aber zog sich zurück in die Wüste und betete.“
Auch Jesus, der mitten im Trubel seines Dienstes stand, wusste um die Bedeutung solcher Momente. Er nutzte sie, um sich neu auszurichten, um Kraft und Ruhe zu finden. Vielleicht ist dieser Brückentag auch für dich eine Gelegenheit, bewusst still zu werden und deine Beziehung zu Gott zu stärken.
Und dann ist da noch das Thema „Allerheiligen“, das in den katholischen Gegenden gefeiert wird. Während wir Evangelischen diesen Tag nicht als Feiertag begehen, dürfen wir dennoch daran erinnert werden, wie wichtig das Gedenken an die Verstorbenen ist. Auch wir haben Menschen in unserem Leben verloren, die uns wichtig waren. Vielleicht ist dieser Tag für uns eine Gelegenheit, in Gedanken bei ihnen zu sein und dankbar für die Zeit, die wir mit ihnen hatten.
Der Apostel Paulus schreibt im 1. Thessalonicher 4,13:
„Wir wollen euch aber, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben.“
Für uns Christen bedeutet der Tod nicht das Ende. Wir haben die Hoffnung auf die Auferstehung und ein Leben bei Gott. Deshalb dürfen wir uns auch an einem Brückentag Zeit nehmen, um in Dankbarkeit und Hoffnung auf das zu schauen, was kommt.
Möglicherweise ist dieser Freitag also mehr als nur ein freier Tag, an dem wir schnell noch Besorgungen erledigen oder Pläne für das Wochenende schmieden. Vielleicht ist er auch eine Einladung, still zu werden, innezuhalten und Gott in unserem Leben Raum zu geben. Wir können uns fragen: Was braucht meine Seele heute wirklich? Wo finde ich Kraft und Hoffnung?
Lass uns diesen Tag bewusst gestalten und offen sein für das, was Gott uns zeigen möchte – sei es durch Ruhe, Gebet oder den liebevollen Blick auf das, was wirklich zählt.
Herr, schenke uns die Weisheit, auch die stillen Momente des Lebens zu nutzen, um dich zu suchen. Hilf uns, inmitten des Alltags zur Ruhe zu kommen und auf deine Stimme zu hören. Gib uns die Kraft, aus diesen Momenten gestärkt hervorzugehen und deinen Frieden in unserem Herzen zu spüren.
Amen.