Herzlich willkommen, liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer!
Manchmal scheint es, als würden sich die großen Fragen des Lebens in wenigen, einfachen Worten verstecken. Keine langen Abhandlungen, keine komplizierten Theorien. Nur ein einziger Satz, der uns mitten ins Herz trifft. So einer kommt von Jesus höchstpersönlich. Und er stellt ihn einem Menschen, der eigentlich schon alles verloren hat – dem blinden Bartimäus.
„Was willst du, dass ich dir tun soll?“
Diese Worte Jesu stehen im Zentrum eines kurzen, aber kraftvollen Bibelabschnitts, den wir heute anschauen wollen. Und vielleicht wirst du merken: Diese Frage gilt nicht nur Bartimäus. Sie gilt auch dir.
Der Text steht im Markus-Evangelium:
„Und sie kamen nach Jericho. Und als er aus Jericho hinausging mit seinen Jüngern und einer großen Menge, saß da ein Blinder, Bartimäus, der Sohn des Timäus, am Weg und bettelte.“
Markus 10,46
Der Mann hat keine große Bühne. Kein Mikrofon. Keine laute Stimme, die gehört wird. Er sitzt am Straßenrand – übersehen, überhört, übergangen. Und doch hört er, dass Jesus vorbeikommt. Und er fängt an zu rufen.
„Und als er hörte, dass es Jesus von Nazareth war, fing er an zu rufen und sprach: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Markus 10,47
Er schreit, obwohl man ihn zum Schweigen bringen will. Er lässt sich nicht abwimmeln. Und dann geschieht etwas völlig Unerwartetes:
„Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn her! Und sie riefen den Blinden und sprachen zu ihm: Sei getrost, steh auf, er ruft dich!“
Markus 10,49
Jesus bleibt stehen. In all dem Trubel. Mitten auf dem Weg. Die Leute drängen – aber Jesus hört das eine, aufrichtige Rufen. Das von Bartimäus. Und dann kommt die zentrale Frage:
„Und Jesus antwortete ihm und sprach: Was willst du, dass ich dir tun soll? Der Blinde sprach zu ihm: Rabbuni, dass ich sehend werde.“
Markus 10,51
Es ist wie ein heiliger Moment. Kein vorgefertigtes Gebet. Kein theologischer Aufsatz. Nur dieser eine Wunsch, der so ehrlich ist, wie es nur sein kann: „Ich will sehen.“
Und Jesus? Der heilt nicht einfach nur. Er macht Bartimäus zu einem Mitgehenden. Einer, der dazugehört. Einer, der nicht länger am Rand sitzt.
„Und Jesus sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dir geholfen! Und sogleich wurde er sehend und folgte ihm nach auf dem Wege.“
Markus 10,52
Was für ein Satz: „Dein Glaube hat dir geholfen.“ Nicht die Lautstärke. Nicht das perfekte Verhalten. Sondern der Glaube – dieser innere Griff nach dem, der retten kann.
Vielleicht ist das genau das, was du heute hören musst. Dass du nicht zu unwichtig bist, zu unbedeutend, zu leise, zu kaputt oder zu spät dran. Jesus bleibt stehen. Bei dir. Und er fragt dich: „Was willst du, dass ich dir tun soll?“
Was wäre deine Antwort?
In einem Gespräch mit einem älteren Mann in einer Bahnhofsmission hörte ich mal Folgendes. Er sagte: „Wenn Jesus mich das fragen würde, dann würd ich sagen: Gib mir wieder Würde. Ich hab sie verloren zwischen Jobcenter und Flasche Bier.“ Dieser Satz blieb hängen. Nicht weil er so tragisch war – sondern weil er so ehrlich war. Und ich glaube, Jesus hätte geantwortet: „Steh auf, ich rufe dich.“
Würde. Hoffnung. Nähe. Ein neuer Anfang. Vielleicht nicht das ganz große Wunder mit Licht und Donner. Aber ein kleines Licht, das wieder angeht. In dir.
Was willst du, dass Jesus dir tut? Trau dich, es auszusprechen. Vielleicht nicht laut – aber ehrlich. Und glaube nicht, dass er weitergeht, ohne dich. Jesus bleibt stehen. Bei dir. Heute.
Jesus, ich weiß oft nicht mal, was ich will. Aber ich will dich. Ich will, dass du bei mir stehen bleibst. Ich will wieder glauben können. Wieder hoffen. Wieder atmen. Und vielleicht, ja vielleicht auch wieder sehen.
Amen!