609 – Frieden stiften in einer zerrissenen Welt

609 – Frieden stiften in einer zerrissenen Welt

Themenbild: Kriegszerstörung Ukraine, Sora, prompted by Michael Voß

Der russische Präsident Putin gab den Befehl zum Angriff auf die Ukraine, Sora, prompted by Michael Voß
Der russische Präsident Putin gab den Befehl zum Angriff auf die Ukraine, Sora, prompted by Michael Voß

Liebe Leserinnen und liebe Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,

manchmal fühlt es sich an, als sei die Welt ein einziger Scherbenhaufen. Nachrichten über Bombenangriffe, zerbrochene Waffenruhen, Hunger, Vertreibung und schmerzliche Ohnmacht reißen uns täglich aus unserer Alltagsruhe. Besonders die Ukraine bleibt ein Ort, der stellvertretend für so viele Kriegsregionen steht – ein Land im Ausnahmezustand, ein Volk, das leidet. Seit über zwei Jahren wird die Ukraine durch Russland mit militärischer Gewalt angegriffen. Städte werden zerstört, Menschen getötet oder in die Flucht gezwungen. Millionen sind betroffen – nicht nur militärisch, sondern vor allem menschlich.

Und mitten in all dem steht ein leuchtender Satz aus der Bergpredigt, der fast zu schön klingt, um wahr zu sein:

„Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Matthäus 5,9

Was heißt das, friedfertig zu sein – und mehr noch: Frieden zu stiften? Geht das überhaupt, wenn andere mit Raketen antworten, wenn die Fronten sich immer weiter verhärten, wenn selbst Worte als Waffen benutzt werden? Es ist leicht, den Mut zu verlieren. Aber genau deshalb braucht es Menschen, die gegen diese Mutlosigkeit aufstehen. Die anfangen zu beten. Die sich aufmachen, um Frieden zu suchen – und sei es erst einmal im Kleinen.

Der Apostel Paulus gibt uns dafür einen praktischen Maßstab mit auf den Weg:

„Ist’s möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.“
Römer 12,18

Das klingt fast ein bisschen defensiv – „soviel an euch liegt“. Aber genau darin liegt etwas Ehrliches: Wir können nicht alles. Aber wir können etwas. Frieden beginnt nicht auf Gipfeln, sondern in Begegnungen. In der Nachbarschaft, in unseren Familien, in unseren Kirchengemeinden. Er beginnt im Gespräch, im Zuhören, im Verzeihen. Und er beginnt im Gebet – nicht als Ausrede, sondern als Auftrag.

Schon der Psalmbeter ruft uns dazu auf:

„Bittet für den Frieden Jerusalems! Es möge wohlgehen denen, die dich lieben!“
Psalm 122,6

Wir beten für den Frieden in Jerusalem – aber auch in Kyjiw, in Gaza, in Syrien, im Sudan, in den Straßen unserer Städte, in den zerstrittenen Wohnzimmern unserer Gesellschaft. Wenn wir die Augen aufmachen, sehen wir überall Krieg – mal mit Waffen, mal mit Worten. Es ist Zeit, den ersten Schritt zu machen. Nicht irgendwann, sondern jetzt.

Geflüchtete Mutter und Helfer, Sora, prompted by Michael Voß
Geflüchtete Mutter und Helfer, Sora, prompted by Michael Voß

Ein Freund erzählte mir einmal von einem Tag, der ihn verändert hat. Er war freiwillig in einer Geflüchtetenunterkunft tätig. Eine Familie aus Charkiw war gerade angekommen. Die Mutter trug ihr Kind auf dem Arm, der Vater war auf der Flucht verschollen. Inmitten dieser Sprachlosigkeit reichte der Freund der Mutter einen warmen Tee, lächelte, sagte nichts. Später schrieb sie ihm: „Du hast nicht gesprochen, aber ich habe zum ersten Mal seit Tagen wieder Hoffnung gespürt.“

Frieden fängt manchmal mit einer Tasse Tee an. Oder mit einem Anruf. Mit einer Bitte um Vergebung. Oder mit einer Mail an einen Politiker. Frieden hat viele Gesichter. Gott sei Dank.

Die Seligpreisungen aus der Bergpredigt zeigen uns den Weg. Es ist kein leichter Weg. Er führt nicht durch Macht, sondern durch Sanftmut. Nicht durch Gewalt, sondern durch Barmherzigkeit. Nicht durch Druck, sondern durch Gerechtigkeit. Wer Frieden stiftet, wird nicht gefeiert – aber er oder sie wird Kind Gottes genannt. Was für ein Versprechen!

Jesus während der Bergpredigt, Sora, prompted by ChatGPT
Jesus während der Bergpredigt, Sora, prompted by ChatGPT

Jesus spricht zu den Menschen damals – und zu uns heute:

„Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach: Selig sind, die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden. Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen. Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen. Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden.“
Matthäus 5,1–12

Wer hätte gedacht, dass Jesus in so wenigen Sätzen eine ganze Friedensbewegung gründen könnte? Und doch ist es so. Vielleicht zünden wir heute eine Kerze an – für die Menschen, die alles verloren haben. Vielleicht malen Kinder eine Friedenstaube. Vielleicht schreiben wir den Namen einer Stadt, für die wir beten wollen, auf einen Zettel. Oder wir sagen einfach: „Herr, erbarme dich.“

Gebet für Frieden, Sora, prompted by ChatGPT
Gebet für Frieden, Sora, prompted by ChatGPT

Lass uns nicht aufhören, Friedensstifter zu sein. Auch wenn es schwer ist. Auch wenn wir manchmal nur ein kleines Licht in einem dunklen Raum sind. Denn jedes Licht zählt. Und wer den Frieden sucht, wird nicht allein gehen.

Gott, wir bitten dich für die Menschen in der Ukraine, die unter dem anhaltenden Angriffskrieg leiden. Und wir bitten dich für alle Orte dieser Welt, wo Gewalt herrscht. Tröste die Trauernden, stärke die Helfenden, schütze die Schwachen und gib den Mächtigen den Mut zur Versöhnung. Lass uns anfangen, wo wir stehen. Mit einem offenen Herzen. Mit deinem Frieden in uns. Amen!

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