Hallo liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser!
Heute, am 28. Mai 2025, feiern wir den Weltspieltag. Vielleicht hast du noch nie davon gehört. Doch dieser Tag hat es in sich – nicht nur, weil Kinder weltweit heute ihr Recht auf Spiel und Freizeit besonders betonen dürfen. Sondern weil hinter dem scheinbar so harmlosen Thema „Spielen“ etwas ganz Großes steckt. Etwas, das uns mitten ins Herz des christlichen Glaubens führt. Und das uns – ganz gleich, ob wir jung oder alt sind – zu einer entscheidenden Frage bringt: Wie kindlich darf unser Glaube sein?
Der Weltspieltag wurde 1999 ins Leben gerufen und wird in Deutschland vom Deutschen Kinderhilfswerk koordiniert. Das diesjährige Motto lautet: „Lasst uns spielen – mit allen Sinnen!“ Und ab dem kommenden Jahr wird er sogar ein offizieller UN-Gedenktag. Kein Witz. Spielen ist ein Menschenrecht. Genauer gesagt: ein Kinderrecht, festgehalten in Artikel 31 der UN-Kinderrechtskonvention. Und was da so niedlich klingt – „spielen“ – ist in Wahrheit Grundlage für Entwicklung, Vertrauen, Kreativität, Körpergefühl, Mut und Fantasie. Wenn Kinder nicht spielen dürfen, verlernen sie das Leben.
Jesus hat das längst gewusst. In einer Szene, die wie ein kleiner Protest gegen alle Erwachsenenüberheblichkeit klingt, sagt er:
„Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.“
Markus 10,14
Und dann schiebt er gleich noch etwas hinterher, das den Erwachsenen in den Ohren geklingelt haben muss:
„Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“
Markus 10,15

Jesus stellt Kinder nicht nur in die Mitte – er stellt sie uns als Vorbild hin. Nicht, weil sie perfekt sind, sondern weil sie vertrauen. Weil sie sich noch freuen können. Weil sie sich hingeben. Weil sie noch spielen.
Im Buch Prediger lesen wir einen Vers, der manchmal übersehen wird. Er bringt Leichtigkeit ins Leben – und fordert damit Erwachsene mindestens genauso heraus wie Kinder:
„Freue dich, junger Mensch, in deiner Jugend, und dein Herz sei guter Dinge in deinen jungen Tagen. Tu, was dein Herz dir rät und deinen Augen gefällt; aber wisse, dass dich Gott um all das vor Gericht ziehen wird.“
Prediger 11,9

Der Vers spricht von Freude, von Herz und Augen – von der Lust am Leben, die nicht gedankenlos ist, sondern getragen von Verantwortungsbewusstsein. Es ist eine Einladung: Lebe! Aber bleib dir bewusst, dass dieses Leben kein Spiel ist. Und gerade deshalb braucht es Spielräume.
Wir können so viel lernen von Kindern. Sie spielen nicht, um zu gewinnen, sondern um zu erleben. Sie bauen und reißen wieder ein. Sie vertrauen, dass jemand sie auffängt. Sie stellen Fragen, die uns Erwachsenen manchmal peinlich sind. Und sie nehmen Antworten oft in einer Tiefe an, die unser Intellekt nur schwer erreicht.
Im Matthäusevangelium lobt Jesus dieses kindliche Vertrauen ausdrücklich:
„Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, dass du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart.“
Matthäus 11,25
Diese Unmündigen sind die Kinder – aber auch jene, die kindlich glauben, die sich nicht auf ihre Klugheit verlassen, sondern auf Gott. Und da kommt das Spielen wieder ins Spiel: Spiel ist Vertrauen. Spiel ist Gegenwart. Spiel ist Begegnung ohne Zweck – und damit Ausdruck tiefer Freiheit. Genau das ist es, was unser Glaube auch sein darf.
Heute, am Weltspieltag, könnten wir Erwachsenen uns selbst mal fragen: Wann habe ich zuletzt einfach nur gespielt? Nicht, um etwas zu erreichen, sondern um ganz im Moment zu sein? Vielleicht wäre es dran, sich ein wenig von der kindlichen Freiheit abzuschauen. Nicht naiv, sondern neugierig. Nicht blind, sondern hoffnungsvoll.
Gott selbst ist kein Spielverderber. Im Gegenteil. Der Schöpfungsbericht beginnt mit einem Akt grenzenloser Kreativität – und endet mit der Freude Gottes an dem, was geworden ist: „Und siehe, es war sehr gut.“ Vielleicht war das erste Lächeln Gottes wie das eines Kindes, das mit Farben die Welt entdeckt.
Wer glaubt wie ein Kind, der verliert nicht den Ernst, sondern gewinnt das Leben. Wer spielt, verliert nicht die Zeit, sondern gewinnt Tiefe. Wer Gott vertraut wie ein Kind, hat vielleicht nicht alle Antworten – aber er lebt mit einer Hoffnung, die trägt.
Herr, unser Gott, du bist größer als wir denken und näher, als wir oft spüren. Lass uns glauben wie die Kinder – mit offenem Herzen, mit ehrlichem Staunen, mit vertrauensvoller Freude. Schenke uns die Freiheit, dich spielerisch zu entdecken, und bewahre uns davor, das Leben zu ernst zu nehmen. Denn du hast uns nicht geschaffen für Angst und Druck, sondern für Gemeinschaft, Vertrauen und Liebe.
Amen!