624 – Himmelfahrt: Mehr als ein Bollerwagen voller Bier

624 – Himmelfahrt: Mehr als ein Bollerwagen voller Bier

Liebe Leserinnen und Hörerinnen, liebe Leser und Hörer,

heute ist Christi Himmelfahrt. Für Christinnen und Christen ein bedeutender Feiertag – doch hierzulande hat sich der Tag auch als Vatertag oder Männertag etabliert. Und wer an den Männertag denkt, hat schnell Bilder von Bollerwagen, Bierkästen und manchmal sogar Eskalation im Kopf. Wie konnte sich dieser Tag so verändern – und was bleibt eigentlich vom eigentlichen Kern von Himmelfahrt übrig?

Die Bibel erzählt es ganz schlicht:

„Und als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.“
Apostelgeschichte 1,9

Himmelfahrt Jesu, Sora, prompted by ChatGPT
Himmelfahrt Jesu, Sora, prompted by ChatGPT

Jesus verschwindet – aber nicht einfach so. Er verschwindet, weil seine Zeit auf der Erde erfüllt ist. Er geht zum Vater zurück. Und er lässt seine Jüngerinnen und Jünger nicht allein. Direkt davor sagt er ihnen noch etwas Entscheidendes:

„Aber ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein.“
Apostelgeschichte 1,8

Das ist Himmelfahrt. Kein Abschied mit einem dicken Schlussstrich, sondern ein Auftrag. Kein „Jetzt ist alles vorbei“, sondern ein Anfang. Hoffnung. Verantwortung. Verbindung mit Gott. Und damit vielleicht auch ein Tag für echte Gemeinschaft – nicht nur feuchtfröhlich, sondern echt verbunden.

Doch wie wurde aus diesem Tag der „Männertag“, wie man ihn kennt – mit Bier und Bollerwagen, teils auch mit Kontrollverlust?

Historisch entwickelte sich die Tradition in Deutschland ab dem späten 19. Jahrhundert, besonders in Berlin. Männergruppen organisierten Ausflüge, bei denen sie mit Wagen, Musik und reichlich Alkohol durch die Gegend zogen. Was ursprünglich als „Herrenpartie“ gedacht war, wurde im 20. Jahrhundert vielerorts zum Vatertag erklärt. Ein bisschen kurios: Die wenigsten Männer sind an diesem Tag mit ihren Kindern unterwegs – eher mit alten Schulfreunden und viel Bier.

Die Schattenseiten? Sie sind bekannt: jedes Jahr hunderte Einsätze wegen Alkohol, Gewalt, Unfällen. Und eine ganze Menge peinlicher Momente, die am nächsten Tag keiner mehr so genau erzählen will.

Vater und Familie unterwegs, Sora, prompted by ChatGPT
Vater und Tochter unterwegs, Sora, prompted by ChatGPT

Aber in den letzten Jahren hat sich etwas verändert. Immer mehr Männer, Väter, Familien entdecken den Tag für sich – anders. Ohne Pegel. Dafür mit Picknick, Wanderung, Kindern. Vielleicht sogar mit einem kurzen Blick in den Himmel. Nicht im Rausch, sondern in Dankbarkeit.

Ein schöner Gedanke: Himmelfahrt als Tag, um Vatersein neu zu verstehen. Nicht als Macho-Tag. Nicht als Biermarathon. Sondern als Erinnerung daran, dass Vatersein Fürsorge bedeutet. Liebe. Verantwortung. Und manchmal auch: Fehler machen dürfen.

Wenn Jesus seine Jünger zurücklässt, dann macht er ihnen ein Versprechen. Nicht „Ihr müsst jetzt alles alleine machen“, sondern: „Ihr kriegt Kraft. Ich bin euch nah.“ Und vielleicht ist genau das auch für uns heute die zentrale Botschaft von Himmelfahrt.

Ein Mann, der sich selbst nicht zu wichtig nimmt. Der nicht klammheimlich abtaucht. Sondern sagt: Ihr schafft das. Ich vertraue euch das zu. Ihr seid fähig. Und ich bin trotzdem da.

Ob mit Kindern oder ohne, mit Freunden oder allein – vielleicht ist morgen eine gute Gelegenheit, den Tag bewusst zu gestalten. Eine kurze Pause. Ein echtes Gespräch. Ein Gebet. Ein Spaziergang. Oder sogar mal der Mut zu sagen: „Ich mach das dieses Jahr anders.“

Jugendliche im Park, prompted by Michael Voß
Jugendliche im Park, prompted by Michael Voß

Christi Himmelfahrt ist mehr als nur der „Vatertag“. Es ist ein Tag, der zeigt: Der Himmel ist nicht fern. Und unser Leben auf der Erde hat Bedeutung.

Guter Gott,
du hast deinen Sohn zu dir genommen, aber du hast uns nicht allein gelassen. Du gibst uns deinen Geist, deine Kraft und deinen Trost. Schenke uns einen wachen Blick für diesen Tag, und ein offenes Herz für das, was du mit uns vorhast. Segne alle Väter, alle Kinder, alle, die diesen Tag bewusst gestalten wollen – und hilf uns, dich darin zu erkennen.

Amen!

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