Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
herzlich willkommen zur heutigen Andacht am 30. Mai 2025. Wir befinden uns in der Woche nach dem Sonntag Rogate, der in der evangelischen Kirche als Betsonntag begangen wird. „Rogate“ bedeutet „Betet!“ und erinnert uns an die Bedeutung und Kraft des Gebets, besonders in herausfordernden Zeiten.
Der Wochenspruch aus dem Psalm 66,20 begleitet uns:
„Gelobt sei Gott, der mein Gebet nicht verwirft noch seine Güte von mir wendet.“
Psalm 66,20
In der Rogate-Woche, die auch als Missionsopferwoche bekannt ist, werden wir ermutigt, unser Gebetsleben zu vertiefen und uns bewusst Zeit für das Gespräch mit Gott zu nehmen. Es ist eine Zeit, in der wir uns auf die Kraft des Gebets besinnen und uns fragen: Wie steht es um mein eigenes Gebetsleben?

Jesus selbst hat uns das Gebet ans Herz gelegt. Im Johannesevangelium lesen wir seine Worte:
„Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er’s euch geben.“
Johannes 16,23b
Diese Verheißung zeigt uns, dass unser Gebet nicht ins Leere geht. Gott hört uns, wenn wir in Jesu Namen zu ihm kommen. Doch wie oft zweifeln wir daran? Wie oft fragen wir uns, ob unser Gebet überhaupt etwas bewirkt?
In der Bibel finden wir zahlreiche Beispiele für die Wirksamkeit des Gebets. Ein besonders eindrückliches Beispiel ist das Gebet des Propheten Daniel. Als das Volk Israel in der babylonischen Gefangenschaft lebte, wandte sich Daniel im Gebet an Gott:
„Ach Herr, du großer und heiliger Gott, der du Bund und Gnade bewahrst denen, die dich lieben und deine Gebote halten! Wir haben gesündigt, Unrecht getan, sind gottlos gewesen und abtrünnig geworden und haben uns von deinen Geboten und Rechten abgewandt.“
Daniel 9,4-5
Daniel erkennt die Schuld seines Volkes und bittet demütig um Vergebung. Sein Gebet ist ein Ausdruck tiefen Vertrauens in Gottes Barmherzigkeit.
Auch im Neuen Testament finden wir Ermutigung zum Gebet. Im ersten Timotheusbrief heißt es:
„So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen.“
1. Timotheus 2,1

Diese Worte erinnern uns daran, dass das Gebet nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere Menschen von Bedeutung ist. In Zeiten von Krieg, Krankheit oder persönlicher Not können unsere Fürbitten Trost und Hoffnung spenden.
Eine Geschichte, die die Kraft des Gebets verdeutlicht, ist die von Corrie ten Boom. Während des Zweiten Weltkriegs versteckte sie mit ihrer Familie Juden vor den Nationalsozialisten. Als sie entdeckt und ins Konzentrationslager gebracht wurde, hielt sie am Gebet fest. Trotz der unvorstellbaren Grausamkeiten fand sie Trost und Stärke im Gespräch mit Gott. Nach dem Krieg reiste sie um die Welt, um von Gottes Liebe und Vergebung zu erzählen.

In der heutigen Zeit, die von Unsicherheit und Herausforderungen geprägt ist, ist das Gebet ein Anker, der uns Halt gibt. Es ist ein Ort, an dem wir unsere Sorgen ablegen und neue Kraft schöpfen können.
Lasst uns daher die Einladung der Rogate-Woche annehmen und unser Gebetsleben neu beleben. Ob in der Stille unseres Zimmers, im gemeinsamen Gebet mit anderen oder im stillen Seufzen unseres Herzens – Gott hört uns.
Herr, lehre uns beten.
Schenke uns die Gewissheit, dass du unsere Worte hörst, auch wenn sie unausgesprochen bleiben.
Stärke unseren Glauben und unser Vertrauen in deine Güte.
Hilf uns, im Gebet für andere einzustehen und deine Liebe in die Welt zu tragen.
Amen!