Liebe Leserinnen und Leser, liebe Hörerinnen und Hörer,
kennen Sie dieses nagende Gefühl: „Wofür mache ich das alles eigentlich?“ – morgens früh aufstehen, zur Arbeit hetzen, E-Mails, Aufgaben, Druck. Dann nach Hause, der Einkauf, der Haushalt, vielleicht Familie, Kinder, Verpflichtungen. Und dann wieder von vorn. Viel zu viele Menschen empfinden ihren Alltag wie ein Rad, das sich immer schneller dreht, aber kein Ziel mehr zu haben scheint. Die Frage nach dem Sinn, nach Berufung, wird lauter. Manchmal erst leise, dann mit einem schmerzhaften Echo: Burnout.
Dabei steht sie schon in der Bibel, diese tiefe Sehnsucht nach Sinn – und auch eine Antwort.
„Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der HERR: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.“
Jeremia 29,11
Was für ein kraftvoller Satz. Gott kennt unsere Erschöpfung – und begegnet ihr mit einem Versprechen. Er denkt nicht in To-do-Listen, sondern in Hoffnungsbildern. Er will nicht, dass wir im Hamsterrad enden, sondern auf einem Weg der Bestimmung gehen.
Doch wie sieht diese Berufung konkret aus? Viele glauben, es müsse etwas Großes sein – Missionar werden, die Welt retten. Aber Berufung beginnt oft viel kleiner. Manchmal da, wo du gerade bist. In deinem Job, in deiner Familie, im Ehrenamt, im Gespräch mit einem Menschen, der dich braucht. Es ist nicht immer der Beruf – aber oft der, dem du dich innerlich berufen fühlst.
„Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen als dem Herrn und nicht den Menschen.“
Kolosser 3,23

Berufung beginnt nicht mit Karriere, sondern mit Sinn. Es muss nicht immer das große Lebenswerk sein. Oft steckt sie in den kleinen Dingen: in der Geduld mit einem Kind, im ehrlichen Gespräch mit einem Kollegen, in der stillen Fürsorge für einen kranken Angehörigen. Wenn wir diese Dinge aus Überzeugung tun, mit offenem Herzen und im Vertrauen darauf, dass sie nicht unbemerkt bleiben – dann haben sie plötzlich ein anderes Gewicht. Dann wird aus dem Alltäglichen etwas Bedeutsames.

Ich erinnere mich an einen Bericht, den ich gelesen habe – über einen Mann, der jahrzehntelang als Straßenkehrer in einer deutschen Kleinstadt gearbeitet hat. Jeden Morgen zur gleichen Uhrzeit. Immer mit einem kleinen Lächeln. Viele dachten: Was für ein langweiliger Job. Bis er starb – und hunderte Menschen zu seiner Beerdigung kamen. Sie erzählten, wie er ihnen mit einem Gruß den Tag gerettet hatte. Wie er stets da war, wenn ein Kinderwagen über den Bordstein musste. Wie er einmal einem Rentner das Leben rettete, weil er zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. Seine Berufung war nicht „groß“, aber sie war bedeutend.
Gott sieht, was wir tun – und wie wir es tun. Vielleicht müssen wir manchmal aufhören zu fragen „Was bringt das?“, und stattdessen fragen: „Für wen tue ich das – und mit welchem Herzen?“ Dann verändert sich auch der Blick auf uns selbst.
„So seid nun standhaft, liebe Brüder und Schwestern, und unerschütterlich, und nehmt immer zu in dem Werk des Herrn, weil ihr wisst, dass eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“
1. Korinther 15,58
Gegen Burnout hilft nicht nur Erholung, sondern auch Erkenntnis: Ich bin mehr als meine Leistung. Ich bin gewollt, ich bin gerufen. Nicht nur zur Arbeit, sondern zum Leben. Berufung ist kein Bonus für besonders Fromme – sie ist Gottes Geschenk an jeden von uns. Vielleicht lautet sie: Sei da, wo du gebraucht wirst. Liebe, wo es dich etwas kostet. Halte aus, auch wenn’s nicht glänzt. Und bleib wachsam für das, was Gott dir ins Herz legt.

Wenn du heute denkst: „Ich kann nicht mehr“ – dann darfst du auch sagen: „Ich will neu hören, was Gott mit mir vorhat.“ Und dann darfst du dich auf den Weg machen. Vielleicht nur einen kleinen Schritt. Aber wer weiß – vielleicht ist das schon Berufung.
Guter Gott, du kennst mich. Du weißt, wo ich funktioniere und wo ich leide. Zeig mir den Sinn hinter meinem Tun. Gib mir den Mut, Dinge zu ändern, die nicht gut tun – und das Vertrauen, dass du mitgehst. Schenk mir Berufung, wo ich Erschöpfung spüre, und Hoffnung, wo die Kraft versiegt. Ich will auf dich hören – auch mitten im Alltag.
Amen!