627 – Die Großen können von den Kleinen lernen

627 – Die Großen können von den Kleinen lernen

Liebe Hörerinnen und Hörer, liebe Leserinnen und Leser,

heute ist Internationaler Kindertag – und das an einem Sonntag. Vielleicht ein Wink von oben, dass wir heute einmal ganz genau hinschauen, was Kinder für uns, für unsere Gesellschaft und für unser Verständnis von Menschsein bedeuten. Es geht nicht nur darum, ein paar Luftballons zu verteilen oder bunte Plakate aufzuhängen. Es geht um Würde, Schutz, Achtung – und um das, was Gott selbst über Kinder sagt.

Jesus hat sich oft mit Kindern umgeben. Und das war damals alles andere als normal. Kinder galten in der Antike nicht viel. Sie hatten keine Rechte, keine Stimme, keinen Status. Und genau in diese Realität hinein sagt Jesus:

„Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solchen gehört das Reich Gottes.“
Markus 10,14

Jesus und die Kinder, Imagen 3, prompted by ChatGPT
Jesus und die Kinder, Imagen 3, prompted by ChatGPT

Diese Worte kennen viele. Doch sie sind mehr als eine Einladung. Es ist eine Ansage. Eine Art Grundgesetz des Himmels. Denn Jesus sagt nicht: „Sie dürfen auch mal mitkommen“ – er sagt: „Ihnen gehört das Reich Gottes“. Den Kleinen. Den oft Übersehenen. Denen, die noch nicht stark sind, aber voller Vertrauen. Und was folgt, ist noch radikaler:

„Wer das Reich Gottes nicht annimmt wie ein Kind, wird nicht hineinkommen.“
Markus 10,15

Das ist fast wie ein himmlisches Rollentauschspiel: Nicht die Kinder sollen sich den Großen anpassen, sondern wir Großen dürfen uns von den Kindern abschauen, wie Vertrauen funktioniert. Ohne Berechnung. Ohne Kalkül. Ohne Angst, ob man alles richtig gemacht hat. Vertrauen pur.

Der Kindertag erinnert uns daran, dass Kinderrechte nicht verhandelbar sind. Und dass sie nicht aus Höflichkeit gewährt werden, sondern aus Notwendigkeit. Kinder brauchen Schutz. Zuwendung. Zeit. Bildung. Und sie brauchen Orte, an denen sie wachsen dürfen – ohne Angst, ohne Gewalt, ohne Druck.

Im Buch der Sprüche heißt es:

„Erzieh den Knaben seinem Weg entsprechend; er wird nicht davon weichen, auch wenn er alt wird.“
Sprüche 22,6

Das bedeutet nicht, Kinder zu kontrollieren. Sondern sie so zu begleiten, dass sie ihren eigenen Weg finden – mit einem tragfähigen Wertefundament. Glaube, Liebe, Gerechtigkeit, Frieden. All das sind keine abstrakten Begriffe. Es sind Lebenszutaten, die Kinder brauchen wie frische Luft.

Ein echtes Beispiel dazu: In Berlin gab es ein Projekt namens „Arche“, gegründet von Bernd Siggelkow. Dort bekommen Kinder aus schwierigen Verhältnissen Mittagessen, Nachhilfe, Aufmerksamkeit. Manchmal auch einfach nur ein offenes Ohr. Siggelkow sagt: „Es gibt keine schwierigen Kinder, nur Kinder in schwierigen Situationen“ (Quelle: Deutschlandfunk Kultur – Beitrag vom 28. September 2014, Titel: „Die Arche“-Gründer Bernd Siggelkow im Gespräch).

Das geht unter die Haut. Und zeigt, dass christliches Handeln nicht darin besteht, Bibelverse zu zitieren – sondern Hände und Herzen zu öffnen.

Bernd Siggelkow, Sora, prompted by Michael Voß
Bernd Siggelkow, Sora, prompted by Michael Voß

Wenn wir als Gesellschaft – und als Kirche – Kinder ernst nehmen, verändert sich alles. Dann geht es nicht mehr nur um Bildungspolitik, sondern um eine Haltung: dass jedes Kind unendlich wertvoll ist. Nicht erst, wenn es gute Noten schreibt. Nicht erst, wenn es brav ist. Sondern weil es ein Mensch ist. Und weil Gott dieses Kind gewollt hat.

Psalm 127 bringt es ganz schlicht auf den Punkt:

„Siehe, Kinder sind eine Gabe des HERRN, Leibesfrucht ist ein Geschenk.“
Psalm 127,3

Das klingt einfach. Ist aber eine kleine Revolution. Denn ein Geschenk behandelt man mit Sorgfalt. Man schützt es. Man freut sich daran. Und manchmal entdeckt man darin Seiten, die man vorher gar nicht gesehen hat.

Wenn wir heute also vom Kindertag sprechen, dann geht es nicht nur um Kinder, sondern auch um uns. Was für Erwachsene sind wir, wenn wir Kinder anschauen? Sehen wir in ihnen kleine Menschen, die noch nichts können? Oder sehen wir große Persönlichkeiten, die noch wachsen?

Jesus hat sich für Letzteres entschieden. Und das ist auch unsere Aufgabe: Hinsehen, zuhören, begleiten. Und manchmal auch staunen, was Kinder uns über das Leben beibringen können. Denn ihr Vertrauen, ihr Lachen, ihre Fantasie – all das sind Hinweise auf den Himmel. Echt jetzt.

Guter Gott, du hast Kinder in unser Leben gestellt – nicht als Prüfung, sondern als Geschenk. Hilf uns, sie zu sehen mit deinen Augen: voller Würde, voller Wert, voller Hoffnung. Schenke uns Mut, sie zu schützen, ihnen zuzuhören und von ihnen zu lernen. Lass uns ein Umfeld schaffen, in dem sie wachsen können – frei, geliebt und geborgen.

Amen!

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